
FIESTA ALBA – Pyrotechnic Babel
2025 (Bloody Sound) - Stil: Alternative Rock/Loop Tronica
FIESTA ALBA aus Turin bringen mit ihrem ersten abendfüllenden Album ´Pyrotechnic Babel´ nicht nur einfach neue Musik heraus, sie zelebrieren ein ungemein spannendes Klang-Experiment.
Bisweilen fühlt sich ihre Musik an, als ob man auf einem riesigen Rave in einem Philosophie-Kurs ist. ´Pyrotechnic Babel´ ist ein Erlebnis, eine musikalische Entdeckungsreise durch verschiedene Stimmungen. Man hört nicht nur zu, man taucht ein und hofft, dass Musik vielleicht doch die Welt verändern kann.
Allein der Zusammenschluss dieser fünf Musiker, könnte womöglich Veränderungen hervorrufen: Der Gitarrist und Komponist Octagon ist anscheinend ebenso Punk wie Steve Reich-Anhänger. Der Produzent und Synthesizer-Experte Dos Caras denkt wohl auch im Schlaf an elektronische Musik. Der Bassist Fishman groovt wahrscheinlich bei Tag und bei Nacht in 7/8-Takten und das Doppel-Dreamteam an den Drums, El Místico und Pyerroth, haut einen schwierigen Beat nach dem anderen weg.
Dabei haben die gebürtigen Turiner eine globale Musik-Vision im Kopf und einige Gäste im Studio. Katarina Poklepovic singt ´No Gods No Masters´ mit einer Stimme, die stark und sanft zugleich ist, über einen Beat, der klingt, als hätte ein Roboter Dub für sich entdeckt. In ´Technofeudalism´ hören wir Ansprachen des ehemaligen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis zur Kapitalismuskritik im hiesigen Straßenkampf gegen Stakkato-Gitarren.
Die afrikanische Stimme Sister LB singt auf Französisch ´Je Suis Le Wango´ mit einem Hauch von Funk und minimalistischem Vibe. Die sanfte Stimme von Alessandra Plini spricht dagegen in ´Learn To Ride Hurricanes´ über harte Zeiten, unterstützt von Gitarren, die im Wind tanzen. Die westafrikanischen Gesänge von Pape Kanouté wollen in ´Safoura´ mit dunklen US-amerikanischen Alternative-Klängen über die universelle Liebe reden und aufgrund des Einsatzes von Judicious Brosky trifft in ´Waku Waku´ japanischer Rap auf Math Rock.
Dagegen sind Instrumentals wie ´Collective Hypnosis´ elektronisch und hypnotisch oder wie ´Post Math´ polyrhythmisch im Math-Rock und Jazz oder wie ´Dromocracy´ zwischen technoid und saitenschizophren ausgelegt. Letztlich lebt die Stimme des britischen Schriftstellers und Kulturwissenschaftlers Mark Fisher in ´Mark Fisher Was Right´ nochmals auf, während FIESTA ALBA zu dessen Gedanken über Kapitalismus und Hoffnungslosigkeit mit einem warmen Dub antworten.
FIESTA ALBA schaffen Verbindungen durch Beats und Stimmen, die ansonsten eher selten bis gar nicht zusammenfinden. Ihre Kompositionen werden von daher zu einem lebendigen Diskurs. FIESTA ALBA setzen ein Zeichen des Widerstands. Sie haben zwar keine direkten Antworten parat, aber sie bieten den Soundtrack zu den Fragen: ´Pyrotechnic Babel´.
(8 Punkte)
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