
RUINSZU – Jazzisdead Live
2025 (Subsound Records) - Stil: Prog/Avantgarde/Noise
ZU – Das Monster oder der mythische Dreizack aus Rom
Die Band ZU, die 1997 in Ostia, der alten Stadt am Meer, das Licht der Welt erblickte, ist einfach nicht zu fassen. Sie gehören zu keiner Szene, keinem Genre und halten sich nicht an Regeln. Stattdessen sind sie wie ein kreativer Schmelztiegel für Musiker: Was passiert, wenn man Free Jazz mit Doom Metal kombiniert? Oder wenn Industrial-Sounds und mittelalterliche Klänge aufeinandertreffen? Und was, wenn das Baritonsaxofon klingt, als würde ein Vulkan in der Tiefe rumpeln?
Das Trio von ZU – mit Luca T. Mai (Saxofon) und Massimo Pupillo (Bass) – hat immer wie eine mythische Kraft gewirkt. Sie schießen ihre Ideen in die Nacht wie Blitze. Mit über fünfzehn Alben, weltweiten Touren und Auftritten in allen möglichen Venues – von dunklen Kellern bis zu großen Festivals – haben sie eine musikalische Welt erschaffen, die mehr ist als nur ein Stil; es ist eine ganz eigene Sprache. Mit ihrem Album ´Carboniferous´ aus dem Jahre 2009 haben sie die Grenzen von Jazz und Metal neu definiert.
Aber ZU sind nicht die Musiker, die sich auf ihren vergangenen Erfolgen ausruhen. Jeder Ton, den sie spielen, klingt nach einem Versuch, die Musik neu zu gestalten und dabei die Vergangenheit mit einzubeziehen.
TATSUYA YOSHIDA – Der Schlagzeuger als Schöpfergott
Wenn ZU ein mythisches Wesen ist, dann ist Tatsuya Yoshida die treibende Kraft. Seit den frühen Achtzigerjahren ist er eine wichtige Stimme in der japanischen Avantgarde. Als Schlagzeuger, Komponist und Künstler ist er viel mehr als nur ein Musiker; er ist ein ganzes kreatives Universum – und war früher das große Vorbild der Musiker von ZU.
Sein Hauptprojekt RUINS, das 1985 startete, bestand aus nichts anderem als Schlagzeug und Bass, dazu kommen Gesänge, die wie eine eigene Sprache wirken. Das Ergebnis? Eine explosive Mischung aus verschiedenen Stilen, die sich gewaschen hat und auch die Zuhörer packt. In seiner langen Karriere hat Tatsuya Yoshida mit vielen wichtigen Namen der Avantgarde zusammengearbeitet, und mit Projekten wie Koenji Hyakkei oder Zeni Geva zeigt er immer wieder, dass die Musik noch viele Geschichten zu erzählen hat.
Zuletzt hat er mit der japanischen Pianistin Satoko Fujii sowie ihrem Ehemann und Trompeter Natsuki Tamura in der Formation SATOKO FUJII QUARTET das Meisterwerk ´Dog Days Of Summer´ im Jahre 2024 veröffentlicht.
ZU und TATSUYA YOSHIDA – und das Ritual der Avantgarde
Was passiert in letzter Konsequenz, wenn das wilde Klangwesen ZU und der kreative Tatsuya Yoshida zusammenkommen? Das Ergebnis nennt sich „RUINSZU – Jazzisdead Live“ und ist vielmehr ein Erlebnis als ein klassisches Album. Es entstand bei ihrem energiegeladenen Auftritt auf dem “Jazz is Dead-Festival”. Es war ihr 23. Auftritt in Folge und der letzte ihrer Europa-Tournee. Doch hier stirbt der Jazz nicht – er wird neu geboren. Er ist voller pulsierender Rhythmen, wildem Saxofonspiel und Basslinien, die sich fest an das Ohr klammern.
Tatsuya Yoshidas überwältigendes Schlagzeugspiel trifft im italienischen Turin auf die improvisierte Kraft von ZU und gemeinsam kreieren sie ein Werk, das mitreißt, überwältigt und zugleich begeistert. Es ist ein wahnsinniger Tanz zwischen Chaos und Ordnung, eine hochexplosive Mischung. Diese Zusammenarbeit ist nicht nur einfach eine musikalische Verbindung – sie ist eine logische Entwicklung. Beide Acts stehen für kreativen Ausdruck und die Suche nach Neuem. RUINSZU ist mehr als nur ein Name – es ist etwas Neues und Einzigartiges.
In einer Zeit, in der Musik oft auf drei Minuten eingestampft wird, zeigen ZU und Tatsuya Yoshida, dass Musik auch einfach mal anders sein kann – ein Ritual, ein Tummelplatz, ein voller Rausch. Ihre Zusammenarbeit als RUINSZU auf ´Jazzisdead Live´ wird zur überwältigenden Erfahrung. Und vielleicht ist das ihre größte Begabung: Sie machen Musik, die lebendig ist, die packt und die die Zuhörenden nicht entkommen lässt.
(9 Punkte)
https://www.facebook.com/vajrazu
https://zuband.bandcamp.com/album/jazzisdead-live
Band-Pic: Stefano Barni
(VÖ: 18.04.2025)