
DIE HAUT & NICK CAVE – Burnin’ The Ice
1983/2025 (Hit Thing-Grand Chess/Indigo) - Stil: Post Punk
DIE HAUT war mehr als eine Band. Sie war ab 1981 das musikalische Abenteuer von Martin Peter, Christoph Dreher, Remo Park und Thomas Wydler. DIE HAUT war ein künstlerisches Experiment des pulsierenden Westberlins der frühen Achtzigerjahre. Sie war das Ergebnis der kreativen Atmosphäre in dieser geteilten Stadt. Denn Berlin war die erste Anlaufstelle für Kunst und Subkultur, für alle, die etwas völlig Neues und Ungezähmtes erschaffen wollten, und DIE HAUT war ein wesentlicher Bestandteil der brodelnden und chaotischen Musikszene.
Martin Peter und Christoph Dreher lernten sich in dieser Stimmung des Aufbruchs und der Rebellion kennen, inmitten eines großen Künstler-Netzwerkes, das Maler, Schauspieler und Schriftsteller umfasste. Kreuzberg war dabei das Herzstück dieses kreativen Schmelztiegels. DIE HAUT, inspiriert von Curzio Malapartes Buch “La Pelle”, wollten an der „Haut“ der Gesellschaft kratzen, um ihre dunklen, verborgenen Seiten aufzuzeigen.
Bereits auf ihren ersten Aufnahmen, der 1982er Mini-LP ´Schnelles Leben´ zeigte sich die Experimentierfreude der Instrumentalgruppe, mit messerscharfen Gitarren, komplexen Rhythmen und einem nicht kategorisierbaren Sound. Ihre Musik besaß immer etwas Unbändiges und Unvorhersehbares.
Nach ihrer Deutschland-Tournee nahmen sie mit Lydia Lunch in London ´Der Karibische Western´ auf. Doch die größte Aufmerksamkeit erregte ihre Zusammenarbeit mit dem jungen australischen Sänger Nick Cave. Er fügte der Band eine dramatische, tiefgründige Dimension hinzu. Seine düsteren, poetischen Texte und die kalte, kraftvolle Instrumentierung der Band ergänzten sich auf dem gemeinsamen Album ´Burnin’ The Ice´ perfekt.
1983 wurde die Band zwar nicht überall beachtet, aber ihre Fangemeinde wuchs kontinuierlich und der Kult um sie stetig. In den folgenden Jahren gehörten sie zu den wichtigen Vertretern der experimentellen Musik, mit ihren außergewöhnlichen Live-Shows und ihren ständig wechselnden Gastsänger. Zu diesen gehörten bekannte Namen wie Kid Congo Powers (The Gun Club), Deborah Harry (Blondie), Kim Gordon (Sonic Youth), Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) und einige andere.
Das Stück ´Stow-A-Way´ öffnet das Tor zur düsteren Atmosphäre des einmaligen Werkes ´Burnin’ The Ice´, geht unter DIE HAUT, und schenkt zwischen all den schrillen und wummernden Klängen dem intensiven Gesang von Nick Cave große Beachtung. Bei Instrumental-Stücken wie ´Tokyo Express´ und ´The Victory´ rasen die Künstler regelrecht vom Acid Rock zum Krautrock und No Wave. Ansonsten untermalen sie in ´Truck Love´ die Panikattacken und in ´Pleasure Is The Boss´ die düsteren Storys mit ihren scharfen Gitarren im Stile des Post Punk, gerne auch manisch und exzessiv wie in ´Dumb Europe´. Die Lyrik dazu zitiert Nick Cave aus seinem, zu den Aufnahmen im „Studio Funk“ in Aachen mitgebrachten schwarzen Buch voller handgeschriebener Songtexte.
´Burnin’ The Ice´ fängt Berlins Geist der frühen Achtzigerjahre ein und reflektiert die kreative Blütezeit der Berliner Kunstszene. Es ist ein musikhistorisches Zeugnis einer Ära, in der Künstler wie Nick Cave und Bands wie DIE HAUT die Grenzen des Post Punk und experimentellen Rock ausloteten. Sie forderten das Konventionelle und das Etablierte geradezu heraus. Denn im Gegensatz zur Gegenwart standen die Musik und insbesondere DIE HAUT in den frühen Achtzigerjahren für kreative Freiheit und künstlerische Rebellion.
(Kult)
´Burnin’ The Ice´ wird aktuell auf Vinyl wiederveröffentlicht, in einer limitierten Auflage von 1.500 Exemplaren im Crystal-Clear-Vinyl und von 1.000 Exemplaren für den US-Markt im Red-Vinyl. Neu gemastert von Doug Henderson, hochwertig gepresst bei Optimal, erblickt endlich wieder ein Vinyl das Licht der Welt, das über zwei Jahrzehnte als verschollener Schatz galt.
Martin Peter – Gitarre
Remo Park – Gitarre
Christoph Dreher – Bass
Thomas Wydler – Drums
Nick Cave – Gesang
auf ´Stow-A-Way´, ´Truck Love´, ´Pleasure Is The Boss´, ´Dumb Europe´
https://www.facebook.com/nickcaveofficial
Pics: Rainer Berson
(VÖ: 25.04.2025)