
Wenn aus einer Pub-Rock-Gruppe die größte Band des Jahrzehnts wird, befinden wir uns inmitten der Achtzigerjahre. In einer bunten Welt aus wilden Punkbands und in die Jahre gekommenen Hippies sind ein ehemaliger Englischlehrer mit außergewöhnlichen Gitarrenfähigkeiten, sein jüngerer Bruder, ein Sozialarbeiter, sowie ein Kunststudent, der Bass spielen kann, und ein Schlagzeuger, der sich als einziger im Musikbusiness auskennt, die ideale Zusammensetzung für eine aufstrebende Musikgröße.
Mark Knopfler, sein Bruder David, John Illsley und Pick Withers haben auch ganz andere Musik im Kopf als die der Punks und Hippies. Ihr Demotape mit dem Song ´Sultans Of Swing´ landet bei der BBC und geht viral. Sie veröffentlichen ihr selbstbetiteltes Debüt 1978 und ein Jahr später den Nachfolger ´Communiqué´. Innerhalb weniger Jahre wechseln sie aus den kleinsten Schuppen in ausverkaufte Hallen.
Doch das große Drama kommt erst während der Produktion zur ihrem dritten Studioalbum auf. Mark Knopfler und sein kleiner Bruder David streiten sich so heftig, dass letzterer die Gruppe verlässt. Mark Knopfler, mittlerweile das kreative Zentrum, führt die Band allerdings fort und kann mit Jimmy Iovine, der zuvor Patti Smiths ´Because The Night´ produziert hatte und an Bruce Springsteens ´Darkness On The Edge Of Town´ beteiligt war, das bis dahin beste DIRE STRAITS-Werk präsentieren: ´Making Movies´.
Die Kompositionen auf ´Making Movies´ sind ungeheuer groß und dramatisch, bilden eine Abkehr von den Roots Rock-Wurzeln der Band und entwickeln sich mit Crescendos und gewaltigen Refrains hin zu Folk, Jazz und Country-Rock. Unter Zuhilfenahme des Keyboarders Roy Bittan der E-Street Band fügen sich mitreißende Arpeggios und große, volle Akkorde ein. Die komplexen Arrangements dieser epischen Kompositionen lassen ´Making Movies´ zu einem Meisterwerk des Rock werden.
Nach der außergewöhnlichen Einleitung, einem Ausschnitt aus Rodgers und Hammersteins „The Carousel Waltz“, beginnt die erste Vinyl-Seite mit der achtminütigen und wundervollen Suite ´Tunnel Of Love´, die ohne größere Eruptionen mit einem langen und exzellenten Gitarren-Coda abgerundet wird.
Die zeitgenössische Interpretation von Shakespeares Geschichte der jungen Liebenden ´Romeo And Juliet´ entpuppt sich als fantastische und bittersüße Epic-Ballade, mit charakteristischen Aufs und Abs im Arrangement entsprechend der emotionalen Rührung. Wohingegen das melancholische ´Skateaway´ über ein junges Hollywood-Sternchen zu einem weiteren und großen Höhepunkt ihrer gesamten Karriere wird.
Dagegen sind die Kompositionen der zweiten Vinyl-Seite weniger komplex. ´Expresso Love´ ist ein kraftvoller Rocker über eine glamouröse Lady aus dem städtischen Nachtleben, die sanfte Ballade ´Hand In Hand´ der musikalische Rückblick auf eine Liebesbeziehung und die Abgehnummer ´Solid Rock´ ein künftiger Live-Dauerbrenner. Aus der Reihe fällt jedoch der theatralische Abgang ´Les Boys´ über eine Münchner Gay-Bar als Erlebnisbericht aus ihrer vorhergehenden Tournee.
(Meisterwerk)
Die aktuelle “Half Speed Mastered”-Wiederveröffentlichung von ´Making Movies´ ist absolut empfehlenswert, geräuschlos und sanft in ihrer Darbietung.
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