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DEAFHEAVEN – Lonely People With Power

2025 (Roadrunner) - Stil: Black Metal/Shoegaze/Post-Metal

Den Post-Black Metal-Pionieren DEAFHEAVEN aus San Francisco gelingt es nun schon seit rund 15 Jahren, die Wildheit extremer Musik mit einer Prise Shoegaze abzumildern, und vor allem im Vergleich zum cleanen Vorgängerwerk ´Infinite Granite´ von 2021, überrollt einen ´Lonely People With Power´ geradezu mit seinen Lautstärke-Tornados und gewährt nur flüchtige Einblicke in das zarte Herz der Band.

Das Album ist jedenfalls größtenteils eine schwindelerregende Rückkehr zu den Blackgaze-Höhen, die bislang nur DEAFHEAVEN so erklommen haben, und es bündelt nahezu alles, was diese Band von Anfang an so besonders gemacht hat, mit durchgehenden Highspeed-Passagen und pausenlosem Riffgewitter.

Nach dem Intro ´Incidental I´ folgt mit ´Doberman´ dann auch unmittelbar ein regelrechter Nu Black Metal-Raubzug, wobei die enorme Gewalt von ´New Bermuda´ mit den emotionalen Klanglandschaften zusammentrifft, die ´Sunbather´ einst Kultstatus einbrachten.

Die Vorabsingle ´Magnolia´ steht dann ebenfalls sinnbildlich für DEAFHEAVENs neu entfachte Kraft, und ohne atmosphärisches Herumgeplänkel legt der Song direkt mit sturköpfigem Metal und progressiven Rhythmen los, während Frontmann George Clarke einmal mehr verdeutlicht, dass er sein Kreischen wiedergefunden hat.

Eine Brutalität, die etwas später dann auch ´Revelator´ zur Schau stellt, mit seinem wirbelnden Sturm aus Death Metal-Riffs, gefolgt von stampfenden Akkorden und knüppelnden Drums.

´The Garden Route´ nimmt das Tempo dann deutlich zurück und schlägt einen eher erkundenden Ton an, ein Balanceakt und ein Klangbild, das sich eher an ´Infinite Granite´ orientiert, wobei besonders die ambient-getränkten Gitarrenflächen und der sanfte Schlagzeug-Teppich die Schönheit der Komposition durchscheinen lassen.

In einem ähnlichen Spannungsfeld zwischen Zurückhaltung und Entfesselung bewegt sich auch ´Heathen´, das Clarkes samtweiche Gesangsstimme zurückbringt, und die zurückgefahrene Instrumentierung lässt seiner feinfühligen Performance ungemein viel Raum, bis er im Refrain plötzlich explodiert.

Auch die Shoegaze-Neigungen der fünf Kalifornier blitzen gelegentlich gleichzeitig mit ihrer brodelnden Härte auf, wie etwa bei ´Body Behavior´, wo Drummer Daniel Tracy das Tempo auf einen federnden Groove verlangsamt, während Gesang und Gitarren weiter in voller Wucht loslegen.

Das Album besitzt jedenfalls endlich wieder eine Tiefe und Wucht, die ´Infinite Granite´ weitgehend vermissen ließ, und die Songs zeigen, dass sich DEAFHEAVEN nicht zwischen Post-Punk und Blackgaze entscheiden müssen –  denn es gibt einen Ort im Dazwischen, an dem alles, was sie ausmacht, koexistieren kann.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/deafheaven


Pic: Nedda Afsari

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