
Am Freitag, den 18. September 1970, erblickte das zweite Studioalbum von BLACK SABBATH im Vereinigten Königreich das Licht der Welt, nachdem es in den “Regent Sound Studios” und den “Island Studios” in London abermals mit Produzent Rodger Bain aufgenommen worden war.
Das Coverartwork entwickelte Keith McMillan mit seinem Assistenten Roger Brown als Modell im Black Park in Anlehnung an den ursprünglich angedachten Albumtitel ´War Pigs´. Das somit unpassende Cover, ein Soldat mit Krummsäbel und Schild, grelle Neonfarben in der Langzeitbelichtung, blieb zum Ärgernis der Band dennoch erhalten.
Zum Titelsong und Albumtitel wurde letztlich ´Paranoid´ erkoren, da die dazugehörige Single im Vorfeld bereits beachtlichen Erfolg hatte und auf Platz 4 der britischen Singlecharts stürmte. Die Änderung des Albumtitels durch die Plattenfirma hatte natürlich rein gar nichts mit den befürchteten Reaktionen der Kriegsbefürworter im andauernden Vietnamkrieg zu tun.
Im Vorfeld der Studioaufnahmen fanden BLACK SABBATH in Jam-Sessions endgültig zur Formel ihres Komponierens. Tony Iommi entwarf die harten Riffs, Geezer Butler übernahm die Führung und den Antrieb, ersann zudem die Texte, während Ozzy Osbourne die Gesangsmelodien ausarbeitete und Bill Ward einen wieselnden und hämmernden Rhythmus nach dem anderen erschuf. Den Titelsong schrieben sie auf diese Art und Weise in zwanzig Minuten, mit Lyrik vollständig ausgearbeitet in zwei Stunden.
Aktuell erscheint ´Paranoid´ in der “Rhino High Fidelity”-Serie.
Denn auch “Rhino Records” bieten nunmehr unter “Rhino High Fidelity” eine Premium-Vinyl-Serie an, die klassische Alben mit einer hochwertigen Verpackung (Hochglanzcover und „Tip-on“-Hüllen) sowie einem hervorragenden Klang (Kevin Gray schneidet die Lacke und “Optimal” presst die 180g-Vinylplatten) in limitierter Auflage an Mann und Frau bringen will.
Dementsprechend wurde auch die limitierte 5.000er Auflage von ´Paranoid´ durch Kevin Gray von den analogen Original-Stereo-Mastertapes geschnitten – und ihr Klang ist gegenüber vorhergehenden (und angeblich sogar gegenüber Original-)Pressungen druckvoll und bestechend, dynamisch, greifbar und überaus lebendig.
BLACK SABBATH klagten bereits 1970 über eine aus den Fugen geratene Welt, über die unterdrückte Arbeiterklasse in Birmingham, über den wütenden Krieg in Vietnam, die Vernichtung durch Atomwaffen auf Knopfdruck und über die eigenen Depressionen, ohne die Ursache dafür zu verstehen. Alles Sorgen und Nöte, die über fünfzig Jahre später immer noch genauso präsent sind wie im Jahre 1970.
´Paranoid´ wird zu einem der prägendsten Alben des frühen Heavy Metal, allein die A-Seite ist wohl die größte ihrer frühen Geschichte. Und natürlich reiht sich bei diesem Werk Klassiker an Klassiker.
´War Pigs´, ursprünglich ´Walpurgis´, aber für die Plattenfirma zu satanisch (“Generals gathered in their masses, just like witches at black masses.”), ist mit Luftschutzsirene ein Aufschrei gegen die Militärführer und Politiker, es ist ein Antikriegslied, ein Lied gegen den Vietnamkrieg (“Politicians hide themselves away, they only started the war.”), mit der Hoffnung, dass diese wahren Satanisten ihre erhoffte Strafe erhalten werden (“No more war pigs have the power, hand of God has struck the hour, day of Judgment, God is calling, on their knees, the war pigs crawling.”).
Der ewige Hit ´Paranoid´ behandelt einerseits in einer Zeit, in der mit Drogen der eigene Geist geöffnet werden soll, die Wirkung dieser auf die Wahrnehmung, andererseits Geezer Butlers Gefühlschaos als depressiver Teenager und seine Vorstellung, dabei verrückt zu werden.
Für eine kurze Unterbrechung der Heavy Metal-Maschinerie sorgt der Sternenflug ´Planet Caravan´ (“As we travel the universe.”), bei dem Ozzy Osbourne zum entsprechenden Höreindruck des psychedelischen Drogenerlebnisses zu Congas und jazzigem Gitarrenspiel durch einen Leslie-Lautsprecher singt.
Eines der ikonischsten Gitarren-Riffs schießt den ´Iron Man´ durch den Weltraum und als Warnung für die Menschheit wieder zurück. Nicht verwandt mit der “Marvel”-Figur, wird diese auf der Rückreise, beim Durchstoßen des Magnetfeldes zu Stahl, und verursacht am Ende selbst die Apokalypse, da alle Warnungen ungehört verhallen.
Die nächste apokalyptische Vision malt der zweite – nach ´Black Sabbath´ – Doom-Metal-Song aller Zeiten ´Electric Funeral´ mit einem nuklearen Holocaust aus (“Earth lies in deathbed, clouds cry for the dead, terrifying rain is a burning pain.”).
´Hand Of Doom´ beschäftigt sich hingegen mit den Problemen, die niemand hören will, mit den aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrten und jetzt Heroin abhängigen Soldaten (“You need someone to help you, stick the needle in, yeah.”).
In ´Fairies Wear Boots´ werden zum Abschluss Skinheads in Stiefeln zum Narren gehalten, da die Band einige unliebsame Begegnungen mit diesen Jugendgangs hatte, die zwar in jenen Jahren noch kein radikales Gedankengut besitzen, aber in drogengeschwängerten Rachegelüsten mit “Feen” eine Beleidigung aus Vorkriegsjahren für schwule Männer einstecken müssen.
31 Wochen nach ihrem Debütalbum finden BLACK SABBATH mit ´Paranoid´ endgültig zu ihrem Bandsound und formen im gleichen Maße den Sound des Heavy Metal.
Mit verzerrten Riffs von Tony Iommi, mit Geezer Butlers hypnotischem Bass, mit donnernden Schlägen von Bill Ward und Ozzy Osbournes klagendem Gesang erschaffen sie eine bedrohliche und von existenziellen Ängsten geprägte Musikwelt. Vom harten Industriestandort Birmingham geprägt, ist ihre Sprache in Zeiten massiver gesellschaftlicher Umbrüche die von Wut und Verzweiflung. Während andere Musikformationen noch von Liebe singen, behandeln BLACK SABBATH Krieg und Drogen, Wahnsinn und Apokalypse.
BLACK SABBATH schaffen die Blaupause für unzählige Bands und Genres. Jede einzelne Komposition von ´Paranoid´ sollte in späteren Jahren das Fundament für ein weiteres Untergenre legen. Ohne ´Paranoid´ gäbe es schlichtweg keinen Heavy Metal, wie wir ihn heute kennen.
(Klassiker)
Ozzy Osbourne – Leadgesang
Tony Iommi – Gitarre
Geezer Butler – Bass
Bill Ward – Schlagzeug
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