
WISHBONE ASH – At The BBC 1970 – 1988 (Boxset)
2025 (Madfish) - Stil: Classic Rock / Hard Rock
WISHBONE ASH sind eine meiner absoluten Lieblings-Bands und nicht nur ihre ersten Jahre mit dem Meisterwerk ´Argus´ und der starken Doppel-Live-LP ´Live Dates´. Nach einer Durststrecke Mitte der 70er-Jahre konnten sie mich mit den Alben ´Front Page News´, aber vor allem ´No Smoke Without Fire´, ´Just Testing´ in noch legendärer Besetzung mit Bassist und Hauptsänger Martin Turner und dann endgültig mit dem unterschätzten Meisterwerk ´Number The Brave´ mit John Wetton als Ersatz von Martin von 1977-1981 noch einmal richtig begeistern.
Ihre Popularität ging aber schon damals schwer bergab. Das schon etwas missglückte Hard Rock-Album ´Twin Barrels Burning´ von 1982 ist mir noch in Erinnerung, weil ich auf dieser Tournee die Band zum ersten Mal live sah. Mit Trevor Bolder am Bass (der androhte, sich zwei prügelnde Zuschauer persönlich vorzunehmen, worauf diese angesichts seiner Oberarmmuskulatur schnell damit aufhörten), aber ohne den stilprägenden Martin Turner. Der Nachfolger ´Raw To The Bone´ 1984 war dann wirklich ziemlicher Schrott (und mein zweites und letztes Live-Konzert der Band) und ich habe die Band – trotz späterer Comebacks mit der Originalbesetzung Ted Turner, Steve Upton, Martin Turner und Andy Powell – dann aus meiner musikalischen Gegenwart gestrichen.
Nun haben leider sehr viele Menschen WISHBONE ASH fast gänzlich aus ihrem Gedächtnis gestrichen, denn im Gegensatz zum Beispiel THIN LIZZY haben sie in den letzten Jahren keinen Popularitätsschub erhalten. Die verschiedenen WISHBONE ASH-Besetzungen mit Andy Powell waren auch einfach aus meiner Sicht zweitklassig. Der stilprägende Martin Turner, der keine Namensrechte, aber die besseren “Wishbone Ash” hat, fehlte einfach an allen Ecken und Enden.
WISHBONE ASH waren aber von 1970-1981 eine verlässliche Größe der Rockmusik. Die Erfinder des Doppel-Lead-Gitarrensounds (ja, lange vor meiner Lieblingsband aus Irland), auf jeden Fall auf der europäischen Seite und Songwriter für sehr viele Klassiker der Rock-Musik, vor allem auf ´Argus´ von 1972 veröffentlicht (´The King Will Come´, ´Warrior´, ´Throw Down The Sword´, Sometime World´), aber auch Songs wie ´Jailbait´, ´Rock’n’Roll Widow´, das geniale, epische ´Phönix´ oder die von mir genannten letzten vier starken Alben beinhalten viele, viele großartige Songs. Eine exzellente Band, von der in den letzten Jahren unzählige Live-Aufnahmen veröffentlicht wurden.
Jetzt diese Box ´At The BBC 1970 – 1988´ mit elf CDs, einer DVD und einem 72-seitigen Hardcover-Buch ausgestattet. Und vielen, vielen tollen Live-Aufnahmen. Mir liegen von den 109 CD-Aufnahmen nur ein Bruchteil von 13 vor. Aber, was ich da höre, ist von großartiger musikalischer Qualität und auch von der Soundqualität super.
Laut Info wurde vier Jahre an der Box gearbeitet, mit den Bandmitgliedern und Fans. Das hat sich nach dem musikalischen Ausschnitt, den ich vernommen habe, sehr gelohnt. Es beginnt mit einer John Peel-Session (genauer: “John Peel’s Sunday Concert 19/11/70”) und der Originalbesetzung Martin Turner, Ted Turner, Andy Powell und Steve Upton. Aufnahmen von der goldenen Zeit um die Alben ´Pilgrimage´ und vor allem – das hier oftmals schon genannte – ´Argus´ folgen. Dann nach dem doch etwas enttäuschenden ´Wishbone Four´ Aufnahmen mit dem Ted Turner folgenden Laurie Wisefeld, der die Lücke aus meiner Sicht gut füllen konnte, als Gitarrist und Zweit- und Drittsänger. Spannend für mich vor allem die Aufnahmen von 1977 bis 1981, bei der auch die vernachlässigten Songs der oben genannten Alben zum Zuge kommen. ´Underground´ (da konnte ich reinhören) oder ´Number The Brave´. Potenzielle Klassiker. Leider kaum gehört. Außer tausendmal von mir.
Alles nach 1981 kann man gerne vernachlässigen (siehe oben). Auf der DVD gibt es dann noch legendäre Aufnahmen von 1971, 1977 und 1980 vom ´Old Grey Whistle Test´.
Fazit: Ein Vermächtnis für diese großartige Band, die nicht vergessen werden sollte. Elf Jahre waren WISHBONE ASH eine feste Größe, nicht immer im Studio, aber immer live. Eine der besten Live-Bands der 70er-Jahre ohne Zweifel. Sie hatten keinen Philip Lynott oder Michael Schenker an Bord, die die Massen begeistern konnten, aber viele, viele gute Songs und überzeugten durch ein geniales Zusammenspiel. Alle, die sie lieben, bekommen hier eine große Portion aus der Vergangenheit. Alle anderen, die sie nicht kennen, mit den Alben ´Argus´, ´Number The Brave´ und ´Live Dates´ starten (in dieser Reihenfolge).
(Viele, viele Klassiker)