
MAL WALDRON – The Quest
1962/2024 (Concord Craft Recordings) – Stil: Jazz
Fünf Jahre nach der Produktion seines Debütalbums ´Mal-1´ sowie vier Jahre nach dessen Nachfolger ´Mal/2´ spielte der US-amerikanische Jazzpianist Mal Waldron am 27. Juni 1961 in den “Van Gelder Studios”, Englewood Cliffs, New Jersey, ein weiteres Meisterwerk ein: ´The Quest´.
Gemeinsam mit Eric Dolphy (Altsaxophon, Klarinette), Booker Ervin (Tenorsaxophon), Ron Carter (Cello), Joe Benjamin (Kontrabass) und Charlie Persip (Schlagzeug) nahm Mal Waldron (Piano) ein Album zwischen klassischem Hardbop und zeitgemäßer Avantgarde auf.
Das gesamte, erstmals vollständig von Mal Waldron komponierte Songmaterial ist im Up-Tempo gehalten. Das neunminütige ´Status Seeking´ zur Eröffnung der A-Seite besitzt eine geheimnisvoll sirenenartige und beschleunigende Energie, samt einem späten Solo-Vortrag durch Mal Waldron am Klavier, und veranschaulicht den Trubel und die Hektik des Lebens.
Im Anschluss wird als Kontrast das sentimentale ´Duquility´ vom Cello ein- und ausgeführt. Dazwischen schließen sich in aller Nachdenklichkeit auch die Saxofone und das Piano zum Thema Entspannung an.
Den Ton gibt in ´Thirteen´ eindeutig der Kontrabass von Joe Benjamin an. Flankiert von Ron Carters Cello, setzen sich alsbald Saxophone und das Klavier jeweils zu dreizehn Noten innerhalb eines rhythmischen Rahmens in Szene. Zwischen feurig auftretenden Saxophonen tritt hernach jedoch das Klavier mit Mal Waldron, gefolgt von Charlie Persips Schlagzeug, erst in der Mitte von ´We Diddit´, dessen Titel von den beiden verwandten Sechzehntelnoten stammt, ins Scheinwerferlicht.
Das berührende ´Warm Canto´ zur Eröffnung der B-Seite gehört in seinem warmen Phrygischen Modus zu den großen Evergreens, auch aufgrund der wunderbaren Begleitung durch Eric Dolphys Klarinettenspiel. Das sparsame Spiel von Mal Waldron kommt in seiner dunklen und zarten Schönheit sodann in ´Warp And Woof´, samt seinem gern exerzierten 5/4-Takt, besonders zur Geltung.
Das achtminütige ´Fire Waltz´ im 3/4-Takt strahlt zum Abschluss in vollem Umfang, alle zeigen nochmal mit Herz und Seele ihr Können – mit gewissenhaftem Ermessen in der Notenwahl.
´The Quest´ ist für Jazzliebhaber eine Offenbarung. Es ist eine echte Herausforderung. Die Kompositionen wachsen mit jedem Hören und offenbaren dabei neue Facetten. Letztlich entsteht ein faszinierendes Puzzle aus Spannung, Kunst und Emotion. ´The Quest´ markiert einen Wendepunkt in den frühen Sechzigerjahren und überschreitet die Schwelle zum freieren und experimentellen Ausdruck.
(Klassiker)
Mal Waldron – Klavier
Eric Dolphy – Altsaxophon, Klarinette
Booker Ervin – Tenorsaxophon
Ron Carter – Cello
Joe Benjamin – Kontrabass
Charlie Persip – Schlagzeug
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