
Die Orgel? Der Gesang? Ja, kurz kommt einem der Gedanke, irgendein DEEP PURPLE-Werk aufgelegt zu haben. Ich habe da ja schon lange bei dem hohen Output jeglichen Überblick verloren. Aber, nein, natürlich ist das hier das Zweitwerk der deutschen Band ROOK ROAD und der Opener ´Falling´. Flotter Classic Rock, der nun ja schon sehr an diese oben genannte Band erinnert. ´Killing The Giant´ anschließend, noch schwerer und härter, führt irgendwie zu den gleichen Assoziationen. Na ja, Sänger Patrick Jost mag auf jeden Fall klassische Shouter wie Ian Gillan und Ronnie James Dio. Das ist ja kein Fehler und er hat wirklich selbst eine sehr stabile und kraftvolle Stimme. Hannes Luj mag halt auch die Hammond-Orgel anwerfen, wie das in den 70er-Jahren so schön war. Und Uwe Angel mag auf jeden Fall auch den Herrn Blackmore ziemlich gerne, da bin ich mir sicher.
Aber ich will jetzt gar nicht auf diesen Parallelen herumreiten. Denn ´Rook Road II´ ist wie sein Vorgänger ein grundsolides Rock-Album, das allen gefallen sollte, die jetzt lieber die Platten aus den 70er- und frühen 80er-Jahren auflegen. Und das Songwriting bei ´Killing The Giant´ ist so gut, dass die Vorbilder dann noch mit weiterem Ablauf des Songs aus dem Kopf verschwinden. ´Lucky Man´ ist nicht von ELP sondern eine melodische Halbballade, bei der Patrick seinen Gesang weitaus variabler einsetzt. Und auch die Keyboards sind hier eher im “Hintergrund-Violinen”-Bereich unterwegs. Ein abwechslungsreicher Song, bei dem es ROOK ROAD gelingt, die Schatten der großen Vorbilder abzuwerfen.
Die deutsche Band hat mit Glenn Hughes und NAZARETH auch schon Live-Erfahrungen gemacht. Das hört man, denn der Sound ist sehr flüssig und das Zusammenspiel ziemlich gut. Die Produktion klingt nicht immer 100%ig zufriedenstellend, aber vielleicht liegt das auch am Mp3-Sound. ´Sisters And Brothers´ hält es dann mehr mit WHITESNAKE und Melodic Rock-Größen. Der Refrain erinnert irgendwie an schon Gehörtes, kommt aber dynamisch rüber. ´World Of Betrayal´ mit exotischen Tönen startend ist ein weiterer Rocksong, der sehr ansprechend ist, allerdings trotz Break im Mittelteil auch ein paar Längen hat. Auch das folgende ´Hocus Pocus´ ist etwas zu lange geworden und kann nicht richtig zünden.
Die Ballade ´Not The End´ kann viele Emotionen transportieren ohne gänzlich zu überzeugen. ´Heart Of The Sea´ im Anschluss ist dann wirklich ein guter Titel mit viel Power und instrumentalem Können. Auch ´Blood Sale´ ist mit leichten progressiven Metal-Klängen auf der Gewinnerseite. Da bleibt auch der Refrain mal gleich im für die Musik zuständigen Teil des Gehirns. Das passiert nicht immer. Mit dem akustisch startenden ´Lost The Leaves´ und dem kraftvollen ´Control´ geht das zweite Werk von ROOK ROAD dann zu Ende.
Warum sollte man nicht die Musik spielen, für die man brennt? Einen Originalitäts-Preis gibt es für die im Jahr 2020 im Saarland gegründete Band nicht, aber alle Freundinnen und Freunde des klassischen und unsterblichen Rock dürfen hier zugreifen. Sehr unterhaltsam, auch wenn es immer wieder zu “Déjà-Vus” kommt und mir die insgesamte Spielzeit der zwölf Songs von über 62 Minuten etwas zu lang erscheint.
(7,25 Punkte)