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GRAM PARSONS – Grievous Angel

1974/2024 (Rhino Records) - Stil: Cosmic American Music

Gram Parsons wuchs zwar in einer wohlhabenden, aber in einer von Tragödien geplagten Familie auf. Sein Vater beging Selbstmord als er zwölf Jahre alt war, seine Mutter kämpfte mit Depressionen und starb früh an ihren Alkoholexzessen, so dass er sich mit dem Familienvermögen seinen Lebensunterhalt als Musiker und seine zunehmenden Drogenexzesse finanzieren konnte.

Er spielte in der Folkband THE SHILOHS und in der Country Rock-Band INTERNATIONAL SUBMARINE BAND. Er prägte das bahnbrechende Album ´Sweetheart Of The Rodeo´ der BYRDS und spielte mit Chris Hillman und den FLYING BURRITO BROTHERS den Meilenstein ´The Gilded Palace Of Sin´ ein.

Schließlich fand er in Emmylou Harris die ideale Gesangspartnerin und begann seine Solo-Karriere. Nach seinem ersten Soloalbum ´GP´ (1973) nahm er noch mit Emmylou Harris und Musikern der Elvis Presley Band, Gitarrist James Burton, Pianist Glen Hardin, Bassist Emory Gordy und Schlagzeuger Ron Tutt, sowie Al Perkins von den FLYING BURRITO BROTHERS an der Pedal-Steel-Gitarre sein zweites Solo-Album ´Grievous Angel´ (1974) auf, obwohl er durch seine Heroinsucht und seinen Alkoholkonsum schon stark beeinträchtigt war.

Doch Gram Parsons sollte die Veröffentlichung seines letzten Meisterwerks aus seinem Vermächtnis, das Generationen beeinflussen sollte, nicht mehr erleben. Er zog sich vorab zur Erholung in die Wüste von Joshua Tree zurück und starb am 19. September 1973 im Alter von nur 26 Jahren an einer tödlichen Mischung aus Alkohol und Morphium.

Aktuell erscheint ´Grievous Angel´ in der “Rhino High Fidelity”-Serie.

Denn auch “Rhino Records” bietet mit “Rhino High Fidelity” eine Premium-Vinyl-Serie an, die klassische Alben mit einer hochwertigen Verpackung (Hochglanzcover und „Tip-on“-Hüllen) sowie einem hervorragenden Klang (Kevin Gray schneidet die Lacke und “Optimal” presst die 180g-Vinylplatten) in limitierter Auflage an Mann und Frau bringen will.

Dementsprechend wurde zum 50. Jubiläum eine limitierte 5.000er Auflage von ´Grievous Angel´ durch Kevin Gray von den analogen Original-Mastertapes geschnitten – und ihr leiser und klarer Klang stellt schlichtweg vorhergehende Pressungen in den Schatten.

´Grievous Angel´ übertrifft sein als Meisterwerk geltendes Solo-Debüt ´G.P.´ durch ausgefeiltere Arrangements, eine brillante Instrumentierung und einzigartige Zusammenarbeit mit Emmylou Harris.

Den Opener ´Return Of The Grievous Angel´ komponierte Gram Parsons in letzter Sekunde, um eine gewisse Anzahl an Songs vorweisen zu können, und nahm sich dazu den Text des Poeten Thomas Brown vor. Mit James Burton an der E-Gitarre und Emmylou Harris im Harmoniegesang wirkt die Reflexion über das Tourleben und die Sehnsucht nach einer Geliebten namens „Annie Rich“ geradezu euphorisch. Hierzu gesellt sich passenderweise die leidenschaftliche Coverversion ´Hearts On Fire´ von Walter Egan und Tom Guidera über eine gescheiterte Liebe mit brüchigem Gesang.

Über Verlust reflektiert Gram Parsons in dem persönlichsten Song des Werkes, dem sanft schwebenden ´Brass Buttons´, den er womöglich als Hommage an seine Mutter ersonnen hat. Noch trauriger und dramatischer erscheint die Geschichte über einen am Altar stehen gelassenen Bräutigam in ´$1000 Wedding´, die er wohl in Erinnerung an sein eigenes, nie stattgefundenes Hochzeitsfest verzweifelt vorträgt.

Obwohl ´Love Hurts´ ursprünglich von den EVERLY BROTHERS und Roy Orbison gesungen wurde, bleibt das herzzerreißende Duett von Gram Parsons und Emmylou Harris unvergessen. Völlig ausgelassen spielen Gram Parsons und seine Band hingegen den Tom T. Hall-Klassiker ´I Can’t Dance´, als kämen sie geradewegs aus einer Honky-Tonk-Bar, und den Song über die Versuchungen der Spielerstadt ´Ooh Las Vegas´.

Das angebliche Live-Medley aus ´Cash On The Barrelhead´ der Louvin Brothers und seiner Eigenkomposition ´Hickory Wind´ aus BYRDS-Zeiten ist jedoch eine Studioinszenierung mit Applaus. Die Songzeile „It’s a hard way to find out that trouble is real“ spiegelt allerdings wunderbar Gram Parsons’ eigenes Leben wider. Dem er mit seiner bewegenden Komposition ´In My Hour Of Darkness´ ein letztes Gebet gewährt. Durch den Tod zweier Freunde sichtlich bewegt, singt er die Worte „Oh Lord, grant me vision. Oh Lord, grant me speed.“ und stimmt in den sakralen Harmoniegesang mit Emmylou Harris und Linda Ronstadt ein.

´Grievous Angel´ ist ein höchst persönliches Werk von außergewöhnlicher Schönheit, in dem Gram Parsons trotz Chaos und Drogen in seinem Leben seine musikalische Vision perfekt einfängt.

(Klassiker)

https://www.facebook.com/GramParsons

 

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