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THE NEW STAN GETZ QUARTET – Getz Au Go Go

1964/2025 (Verve/Acoustic Sounds Series) - Stil: Latin Jazz

Nachdem der US-amerikanische Jazz-Musiker Stan Getz mit dem brasilianischen Gitarristen João Gilberto, dessen Landsmann, Komponisten und Pianisten Antônio Carlos Jobim sowie natürlich Gilbertos Ehefrau Astrud das Wunderwerk ´Getz/Gilberto´ aufgenommen hatte, läutete dieses erstmalige Zusammentreffen eines US-amerikanischen Jazzmusikers mit den brasilianischen Pionieren des Bossa Nova eine weltweite Blütezeit dieser neuen Stilrichtung ein, einer Fusion aus Samba-Rhythmen, brasilianischer Melodik und entspanntem West Coast Jazz.

Es folgte ein Live-Album von Stan Getz und João Gilberto unter dem Titel ´Getz/Gilberto Vol. 2´, das sie am 9. Oktober 1964 in der “Carnegie Hall” von New York City, sowie ein Live-Album von Stan Getz und Astrud Gilberto unter dem Titel ´Getz Au Go Go´, das sie am 19. August im “Cafe Au Go Go”, Greenwich Village, von New York City aufgenommen hatten.

´Getz Au Go Go´ begeistert aktuell in einer Wiederveröffentlichung aus der „Acoustic Sounds Series“.

In der beliebten Reihe aus dem selben Hause wie „Analogue Productions“ ist ´Getz Au Go Go´ durch Ryan K. Smith von den Originalbändern gemastert worden und wird auf einem durch „Quality Record Pressings“ gepressten 180g Vinyl, 33 ⅓ RPM, in einem wundervoll glänzenden und stabilen Tip-On-Gatefold mit wattierter Innenhülle frisch aufgelegt.

´Getz Au Go Go´ ist ein magischer Live-Moment in der Musikgeschichte, denn im “Café Au Go Go” in Greenwich Village fanden der Tenorsaxophonist Stan Getz, eine der prägenden Figuren des West Coast Jazz, und die brasilianische Sängerin Astrud Gilberto, die kurz zuvor mit ihrer verträumten, fast beiläufigen Stimme in dem Lied ´The Girl From Ipanema´ weltberühmt geworden war, nochmals in intimer Atmosphäre zusammen.

Gleichwohl wurde dieser kurze Moment zu einem musikalischen Wendepunkt. Einerseits blieb ein Teil der Songs mit brasilianischer Leichtigkeit im Bossa Nova verwurzelt. Wann immer Astrud Gilberto ihre zarte Stimme erhob, entstand in Klassikern wie ´Corcovado´, ´The Telephone Song´, ´One Note Samba´ und ´Vocé e Eu´ eine besondere, beinahe hypnotische Atmosphäre.

Andererseits öffneten sich die restlichen Lieder mit nordamerikanischen Einflüssen dem klassischen Jazz. Bei Standards als auch echten Klassikern wie ´It Might As Well Be Spring´ von Richard Rodgers oder ´Summertime´ von George Gershwin präsentierten sich Stan Getz und sein Quartett, insbesondere mit dem 33-jährigen Kenny Burrell an der Gitarre und dem erst 21-jährigen Gary Burton am Vibrafon, in Höchstform. Letzterer steuerte sogar noch die erlesenen Lieder ´6-Nix-Pix-Flix´ und ´The Singing Song´ bei.

Das “Café Au Go Go”, eine kleine, aber bedeutende Institution in der New Yorker Musikszene, war der perfekte Ort für dieses Konzert. Neben den bekannten Jazzkünstlern spielte hier Bruce Springsteen seinen ersten New York Gig, soll an diesem Ort die Band GRATEFUL DEAD das erste Mal zusammengekommen sein oder lernte Stephen Stills einen gewissen Neil Young kennen. Das kennerhafte und erwartungsvolle Publikum ist insofern aus der Aufnahme von “Café Au Go Go” förmlich herauszuhören, aber ebenso die Unterhaltungen zwischen den Songs und die fast greifbare Spannung zwischen den Musikern.

Obwohl im Nachhinein Diskussionen geführt wurden, ob einige Songs in Rudy Van Gelders Studio nachträglich aufgenommen oder abgemischt wurden, bleibt ´Getz Au Go Go´ unbestreitbar authentisch. Trotz der vorausgegangenen riesigen Charterfolge des Songs ´The Girl From Ipanema´ ist es allerdings eher ein verstecktes Juwel, das zudem Stan Getz’ Abschied von seiner Bossa Nova-Phase einläutet. Doch an diesem lauen Sommerabend im Jahr 1964 verschmolzen nochmal alle Einflüsse zu einem unvergesslichen Erlebnis.

https://www.facebook.com/stangetzmusic

 

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