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LILAC VEGETAL – The Accursed Share

2025 (Grazil Records) - Stil: Heavy/Noise/Doom/Rock

Irgendwo zwischen Graz und Wien. Ein mit Froschlaich gefüllter Moorteich entpuppt sich als Ursprung allen Schleims. Hier fängt ringsherum der Boden an zu dröhnen und zu beben. Die Äste der Bäume fangen wie Gitarrensaiten an zu vibrieren und zu zittern. Der Himmel und die blutroten Wolken sehen allerdings so aus, als wolle jemand ein um sich schlagendes Buschfeuer mit literweise Heurigen löschen.

Das glaubt ihr nicht? Dann habt ihr noch nicht ´The Accursed Share´ von LILAC VEGETAL gehört. Dieses Trio in Form von David Schrittwieser (Gesang, Gitarre), Maximilian Zeller (Schlagzeug) und Thomas Fahrnberger (Bass) hämmert uns schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein Album um die Ohren. Entweder sind die Buben unwahrscheinlich produktiv oder sie haben einen uralten Riff-Steinbruch entdeckt, aus dem sie einen Brocken nach dem anderen herauswuchten.

Wahrscheinlich beides, wenn ihr mehr als nur den Opener ´The Body Blow´ gehört habt, ein sumpfiges Erlebnis aus wabernden Gitarren in verlassenen Grotten und einem altem Sägewerk. Dann kommt ´Human Trunk´ ins Spiel und läuft wie ein Riese durch den Zahnstocher artigen Wald der Umgebung.

In ein riesiges Loch fällt hingegen ´Two-Body Problem´ urplötzlich mit dem Körper und allen Beinen. Doch selbst in ´Blurred Visions´ weißt du immer noch nicht, ob dir die Realität oder ein irres Noise-Paralleluniversum näher steht. Die Gitarren entpuppen sich als Gitarrenzerstörungsmaschine, der Bass als von Erdbeben heimgesuchter Berggipfel und das Schlagzeug untermauert in ´Stress Positions´ noch den Gedanken, der Apokalypse in Slow-Motion beizuwohnen.

Es ist überall düster, nur wenig Hell strahlt in manch seltener Lichtung auf den Erdboden, um diesen, merkwürdig flackernd, in moosgrün erscheinen zu lassen. Einem Zwerg wird dabei auf einer Lichtung in ´Sacred Waste´ nochmal mit voller Wucht in die Magengrube gehauen, kurz bevor die Riesen den vergammelten Reaktor letztmalig anwerfen und die große Endrunde einläuten.

Sumpfmonster und Doom, Riff-Gewitter und Noise, wilde und herrlich schleimige, unvorhersehbare Sound-Fahrten durch eine bessere Welt. Irgendwo zwischen Graz und Wien in einem mit totem Froschlaich gefüllten Moorteich.

(Über acht aufgepustete Schallblasen der Ochsenfrösche)

https://lilacvegetal.bandcamp.com/album/the-accursed-share
https://www.grazil.at/produkt/gz058-lilac-vegetal-the-accursed-share-vinyl/
https://www.facebook.com/lilacvegetal


Pic: Nikolaus Ratay

 

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