DAVID JUDSON CLEMMONS – Everything A War

David Judson Clemmons hat sich in seinem Leben nie den einfachen Weg ausgesucht. Seit den frühen Neunzigerjahren war und ist er mit Projekten wie DAMN THE MACHINE, JUD und THE FULLBLISS sowie auf eigenen Solopfaden unterwegs. Dabei hat er immer seine persönliche Handschrift eingebracht, seine Kompromisslosigkeit und seine Ehrlichkeit. Schon immer war ihm Integrität und künstlerische Freiheit wichtiger als schnöde Popularität. Seine Werke sind seit jeher auf Langlebigkeit ausgelegt. Immer wieder erforscht er musikalische Welten und lädt sodann seine Hörerschaft auf eine weitere verrückte Reise ein.

Mit seinem neuen Album ´Everything A War´ bleibt DAVID JUDSON CLEMMONS in einer aus den Fugen geratenen Welt auf dem Boden der Gegenwart. Derweil Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung anhalten, erhebt David Judson Clemmons seine Stimme – nicht mit lauten und schnöden Parolen, sondern mit einfühlsamer Musik, die berührt, herausfordert und inspiriert.

Der schlicht den Krieg suggerierende Albumtitel ´Everything A War´ bedeutet allerdings nicht nur die bekannten Konflikte zwischen einzelnen Staaten. David Judson Clemmons hat ebenso den alltäglichen Kampf um den inneren Frieden und den Frieden im eigenen Umfeld im Sinn.

What a time to be alive.

Dementsprechend ermutigt er seine Hörerschaft, sich von den Zwängen der modernen Gesellschaft zu lösen. “Wach auf!” schmettert ´Learn To Resist´ jedem unmittelbar ins Gesicht. “Sind wir nur Mitläufer? Wann wollen wir endlich beginnen, gegen die Manipulationen des Systems anzugehen? Wann werden wir uns widersetzen?” – alles Fragen, die jedem nach dem konträr herrlich tiefenentspannten Opener – beginnend mit Streichern, beinahe postrockig aufbrausend endend – durch den Kopf schießen.

“Sind wir nur kleine Figuren in einem großen Spiel? Gemeinsam oder gespalten?” – bleiben entgegen aller Gelassenheit wiederum in ´Drones & Satellites´ als Fragen zurück. “Haben wir uns zu sehr auf dieses System verlassen? Haben wir uns einfach angepasst, um zu gehorchen, frei von jeder Selbstbestimmung?” ´No Fear, No Love, No Lie´ ist der Überzeugung – schön mit zusätzlicher Akustikgitarre und dem Hoffnung schöpfenden Folk-Gastgesang von Maisha Judith Clemmons – dass wir dennoch unser Schicksal noch selbst in die Hand nehmen können.

“Das System ist nicht die erhoffte Freiheit, bietet nicht den ersehnten Frieden. Alles liegt in dir vergraben, in deiner Seele versteckt!”, versucht ein hochbrodelndes und faszinierendes ´The Caves Below´ zu vermitteln. “Lass dich nicht von der Gesellschaft in eine Schablone pressen. Vergiss nie, wer du bist, nimm keine fremde Rolle an”, sondern singe lieber ´Songs In The Key Of You´.

“Schließe Frieden mit dir selbst, beende deine inneren Kämpfe und finde deinen Weg”, bekräftigt ein ´Truce´ beim NMA-like Höhepunkt in aller Brillanz. Denn ´The Old World Is Gone´, so wie wir sie kennen:  “Das Schlachtfeld liegt vor uns, die Trümmer schon hinter uns. Hoffentlich erhaschen wir noch einen Blick von der Zukunft für einen friedlichen Neuanfang.”

What a time to die.

Die eigenständige Musik von David Judson Clemmons, irgendwo zwischen den progressiven Zügen eines KENN NARDI auf der metallischen Seite und den experimentellen Zügen etwa von A SILVER MT. ZION auf der rockigen Seite sowie inmitten mit einem Schuss von NEW MODEL ARMY, könnte sogar als Orientierung in diesen unsicheren Zeiten und als Halt für all diejenigen dienen, die sich nicht willenlos mitreißen lassen wollen.

Mit ´Everything A War´ hat David Judson Clemmons ein klanglich als auch inhaltlich tief berührendes Werk erschaffen. Es steht für Reflexion, Widerstand und zugleich für Hoffnung.

(9 Punkte)

David Judson Clemmons – Guitars & Vocals
Robert Goldbach – Bass Guitar
Felix Ritz – Drums
Anne de Wolff – Violin, Viola, Cello
Maisha Judith Clemmons – Backing Vocals

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Pic: Caroline Wimmer
(VÖ: 28.03.2025)