PlattenkritikenPressfrisch

GREEN DAY ‎– Dookie

1994/2025 (Reprise Records) - Stil: Pop Punk

In den späten Achtzigerjahren ist die Welt noch heile. Billie Joe Armstrong und Mike Dirnt hocken den ganzen Tag in ihrer Garage zusammen und beginnen, von Zeit zu Zeit, neben dem Kiffen auch noch Musik zu machen. Da bei ihnen ohnehin jeder Tag mit dem Genuss von Cannabis erfüllt ist, ändern sie ihren Bandnamen irgendwann in GREEN DAY (Slang für 24h Cannabis) ab.

Derweil werden sie ein Teil der Bay Area-Punkszene, hängen in dem unkommerziellen Schuppen “924 Gilman Street” ab und bringen 1990 bei einem problemlos zu übersehenden DIY-Label ihr Debüt ´39/Smooth´ heraus. Als ihr Schlagzeuger John Kiffmeyer des Rauchens überdrüssig wird und lieber das College besuchen will, bereichert sie von da an der humorvolle Hochgeschwindigkeitstrommler Tré Cool.

Fortan geht es für GREEN DAY nur noch steil bergauf. Die ersten Aasgeier in Form von Plattenfirmen kreisen zwar bereits 1991 nach dem zweiten Album ´Kerplunk!´ über ihren Köpfen, doch niemand aus der Bay Area-Punkszene kann einen abschießen, so dass GREEN DAY letztlich bei dem Major “Reprise Records” unterschreiben. Die Punk-Szene schreit „Sellout” und der “924 Gilman Street”-Club wirft sie raus.

Bloß die Jungs haben mittlerweile reichlich Feuerwasser intus und verzichten 1994 bei ihrem Major-Debüt auf feingeistige Lyrik. ´Dookie´ (Slang für „Durchfall“) bietet reichlich Power-Chords und Hymnen für gelangweilte Teenager. ´Basket Case´, ´When I Come Around´ und ´Longview´ werden beinahe über Nacht zu Klassikern.

Die Hysterie um GREEN DAY explodiert förmlich. MTV spielt ihre Videos rauf und runter, das Album wandert mehr als 20 Millionen Mal über die Theke und plötzlich ist Punk wieder cool. Die Punks im “924 Gilman Street”-Schuppen müssen sich allerdings nach einer neuen Kluft umschauen, denn selbst Teenies tragen jetzt Hot Topic-Klamotten.

Doch Billie Joe, Mike und Tré ist das Jacke wie Hose, sie machen einfach so weiter, als wären sie immer noch die kiffenden Kids aus der Garage in Rodeo, Kalifornien.

Aktuell werden die Studioalben ´Dookie´ und ´American Idiot´ von GREEN DAY als One-Step-Vinylplatten veröffentlicht, jeweils auf limitierte 3.000 Exemplare.

Die originalen analogen Masterbänder von ´Dookie´ wurden als direkte Audioquelle für die “One-Step-Pressung” verwendet. Mit der Neotech VR900-D2 180 g Hochleistungsvinylmischung wurden die Lacke von Chris Bellman geschnitten und bei “Record Technology, Inc” gepresst.

Da sich das One-Step-Vinyl als ultimative Vinylpressung rühmt, wird es äußerst hochpreisig in einem Schuber angeboten. Die LP von ´Dookie´ selbst befindet sich in einem Gatefold, in einer „Old Style“-Tip-On-Hülle mit Original-Artwork.

Das Doppel-Vinyl mit 45 U/min auf Super-Vinyl bietet eine höhere Klangauflösung, mehr Detailtreue und Dynamik. Alle Instrumente und der Gesang sind präsenter, der Klang ist aggressiv und die Pressung totenstill. Die One-Step-Edition übertrifft in bestmöglicher Qualität alle bisherigen Pressungen.

Die Aufnahmen für ´Dookie´ dauern drei Wochen. Billie Joe nimmt die Songs in nur zwei Tagen auf. Dennoch bietet das Werk die perfekte Mischung aus Punk, Pop-Punk und Skate-Punk sowie Texte über Panikattacken, Langeweile und Masturbation. Das ist Rock ‘n’ Roll, Baby!

Bist du der Typ, der auf nichts Bock hat, dann höre einfach ´Burnout´ und brenne aus, statt endlich erwachsen zu werden. Bist du heute nur high oder schon total verrückt, nach ´Basket Case´ garantiert beides.

Falls du ein paar Tipps für einen langweiligen Wochentag benötigst, hilft dir ´Longview´ mit einigen Vorschlägen wie Fernsehgucken, Kiffen und Masturbieren aus. Und hinterfrag erst mal mit ´Coming Clean´ deine eigene Sexualität – in 90 Sekunden.

Selbsthass ist dir bestimmt auch nicht fremd, ´Chump´ folgt dir aus tiefstem Herzen, deshalb bleibst du auch in dieser Beziehung, obwohl du in ´Pulling Teeth´ das Opfer bist. Hass ist natürlich in keinem Falle eine gute Lösung, klingt aber in ´F.O.D.´ geil. Und sogar ´She´, deine feministische Ex-Freundin hast du überlebt. Bei deiner jetzigen scheinst aber wirklich du das Problem zu sein, wie in ´When I Come Around´ zu vernehmen ist.

Da du in dieses gottverdammte Ghetto hineingeboren und in ihm aufgewachsen bist, gefällt es dir doch auch so gut, gib es doch zu, und rufe täglich ´Welcome To Paradise´. Und wenn du ausnahmsweise einen schlechten Tag hast, dann reiß doch alle mit ins Unglück, ´Having A Blast´ ist unser gemeinsames Motto. Komm mit uns, gemeinsam verschwenden wir in ´Sassafras Roots´ die Zeit viel besser. 

Bei diesen immensen Verkaufszahlen von ´Dookie´ scheinen viele Menschen das mit Doppeldiamant ausgezeichnete Album ausgesprochen zu schätzen, obwohl es im Jahre 1994 nicht unbedingt für besondere Anerkennung sorgt, wenn man in aller Öffentlichkeit seine Begeisterung dafür zeigt.

Im “924 Gilman Street”-Club prangt sogar ein Graffiti an der Wand: „Billie Joe muss sterben.“

Verfechter des klassischen Punk können indes die Erfolgsserie von GREEN DAY und ihrem eingängigen und energiegeladenen Punk nicht leugnen. Ihr drittes Studioalbum überrennt in den frühen Neunzigerjahren regelrecht den Mainstream und setzt dem anhaltenden melancholischen Grunge-Rock einen melodischen Rock-Sound entgegen.

´Dookie´ muss seither zu einem der prägendsten Alben des Punkrock in den Neunzigerjahren gezählt werden.

(Pop Punk Klassiker)

 

Billie Joe Armstrong  – Leadgesang, Gitarre
Mike Dirnt  – Bass, Hintergrundgesang
Tré Cool  – Schlagzeug, Gitarre

https://www.facebook.com/GreenDay

 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"