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JANUS – Gravedigger (Hybrid)

2025 (MiG Music) - Stil: Progressive Rock / Kraut Rock / Heavy Rock

Die Formation JANUS gründete sich Anfang der 70er-Jahre aus fünf in Deutschland arbeiteten Briten. Das Original ´Gravedigger´ Album von 1972 wurde auf dem legendären “Harvest”-Label veröffentlicht, ist inzwischen eine Rarität und bestand vor allem aus dem über 20-minutigen Titelsong, der hier in der Neueinspielung als Opener auf nur knapp 10 Minuten kommt. Außer den fünf Titeln des starken Debüts sind weitere Songs aus dem Backkatalog enthalten. Die Band war nach dem Debüt erst wieder ab 1990 bis 2016 aktiv.

Bei der neuen Veröffentlichung von Bandgründer Colin Orr handelt es sich um eine Neubearbeitung des Albums und eine Erweiterung und Neuinterpretation. Colin hat die Originalaufnahmen als Grundlage genommen und vorsichtig nach und nach erneuert, mit seinem heutigen Verständnis. Das ist sicher kein Ersatz für das kultige Original, aber sehr interessant.

´Gravedigger´ als Opener ist Musik von der eher sanften Art. Besonders der weibliche helle Gesang (die Töchter von Bandleader Colin Orr, lange nach den Erst-Aufnahmen geboren) ist wunderschön. Es handelt sich um klassische Hippie Musik, die vor allem auch an JEFFERSON AIRPLANE erinnert. ´Bubbles´, auch vom Debüt, ist deutlich rockiger, aber auch im Duett gesungener Kraut Rock, sehr intensiv. Colin Orr und die Mitstreiterinnen und Mitstreiter klingen zu Beginn wie anno dazumal, aber das macht das Album auch so interessant. Eine spannende Reise in der Zeitmaschine. Das Experiment der ergänzenden Neueinspielung ist meist gelungen, wie das lyrische und gleichzeitig hardrockige ´Red Sun´ zeigen. ´Whatcha’ Trying To Do´ ist stark von Zeitgenossen wie DEEP PURPLE beeinflusst. Hat aber auch was Punkiges. Ja wirklich. JANUS hatten verschiedene Seiten. Die sanfte, “krautige” und eine ziemlich harte, noisige. ´I Wanna Scream´ ist auch ziemlich heftiger Heavy Noise Rock. Auch die nächsten Songs gehen in eine straightere, härtere Ecke. ´Cash Maschine´ ist ein aufregender Rock-Titel.

´Great Uncle Jo´ ist dann deutlich moderner und eher an den 80er- und 90er-Jahren orientiert und von einer der Töchter gesungen. ´Agnus Dei II´ ist dann aber wieder schöner sphärischer und meditativer (Kraut-)Rock mit über 17 Minuten Spielzeit, aber auch hier mit klarer Überlänge. ´Old Friends´ beendet das Album eher konventionell.

Hippie-Krautzeugs trifft auf heftigen Rock. Das ist eine große Bandbreite, macht aber richtig Spaß. Klar, geht es meist zurück in die Vergangenheit, ist aber eine spannende Wiederentdeckung über insgesamt fast 80 Minuten. Nicht alles kann voll überzeugen, aber der Großteil ist im tiefgrünen Bereich. Holt euch auch das Original von 1972 mit dem wunderschönen Titelsong. Ein Klassiker! Und dank Wiederveröffentlichung muss nicht das Sparschwein gekillt werden.

(8,25 Punkte)

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