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Aktuell walzt sich ein ziemlich cooles Metal Package durch die europäische Club-Landschaft. Während man den Headliner UNLEASH THE ARCHERS noch mit SEVEN KINGDOMS musikalisch verbinden kann, schlagen die kanadischen STRIKER eine ganz andere Richtung ein. Und dennoch wirkt das 3er-Package in seiner Gesamtheit stimmig.
Während die kanadische Power Metal-Truppe um Frontsirene Brittney Slayes 2017 zum letzten Mal in Deutschland tourte, steht man jetzt als Headliner auf den Bühnen. Verdientermassen muss man sagen. Hat sich die Band doch enorm weiterentwickelt. Im Gepäck zwei weitere starke Kombos, die es einem Headliner nicht leicht machen. SEVEN KINGDOMS aus Florida sind eher noch ein unbeschriebenes Blatt, trotz enormer Tourerfahrung, auch in Europa. STRIKER sind in unseren Breitengraden schon deutlich bekannter, haben aber mit ihrem letzten Album ´Ultrapower´ schon für kontroversere Diskussionen gesorgt.
„Phantoma Europe Tour 2025“ nennt sich die Tour, die heute Abend in Karlsruhe ihren Beginn erlebt. Das „Substage“ ist gut gefüllt, zu meiner Überraschung. Die Preise des Merchandise treiben einem jedoch die Tränen in die Augen. Ich habe schon Verständnis für die Situationen der Bands und dass sie über Merch-Verkäufe etwas Geld generieren müssen, aber das hier schmerzt schon sehr. Gerade weil man ja noch auf „Club-Niveau“ tourt. Preise etwa humaner und dadurch mehr Umsatz – die Rechnung würde sicher funzen.
Aber kommen wir zu den positiven Aspekten des Abends. Die Amis um Frontfrau Sabrina Valentine legen tight los. Man zieht das Tempo von der ersten Minute gut an und so fliegen einem die Power Metal-lastigen Hymnen mit hohem Melodieanteil geradezu um die Ohren. Getragen werden die Songs von Madame Valentine, die schon mit einem etwas skurrilen Outfit glänzt. Während es am Körper glänzt, gibt’s Augenkrebs was die Fußbekleidung angeht. Hier wuselt die Dame in „Hamburger“-Hausschuhen über die Bühne. Dass sie sich selbst nicht ganz ernst nimmt, ist nicht zu überhören.
Derweil nutzt man die großflächige Bühne gut aus und die Band arbeitet sich durch neun Songs. Hervorzuheben sind zweifelsohne ´Magic In The Mist´ und das schnelle, mit leichtem Stakkato-Takt feurige ´The Square´. Das macht alles gute Laune und so ist es nicht verwunderlich, dass es deutlich mehr als Höflichkeitsapplaus gibt. Guter Einstand, keine Frage.
Eine solide Vorlage die man erst einmal toppen muss. STRIKER lassen jedoch von Beginn an nichts anbrennen, trotz des letzten Albums ´Ultrapower´, das die Fangemeinde gespalten hat. Ging man doch den Weg ins glamig-sleazige der Achtziger, anstelle des frühen speedigen Metals. Optisch haben sich die Jungs schon einmal auf Fasching eingestellt. Bunt, bunter, STRIKER. Bis auf Sänger Dan Cleary, der unspektakulär mit T-Shirt und Jeansjacke sich dem Trend entzieht, dafür aber gesanglich souverän durchweg mit geballter Faust liefert.
Bewegungsfreude und äußerst agil ackert man sich durch zehn Songs, sechs davon von erwähntem ´Ultrapower´ Album. Die Tracks sind allerdings deutlich schneller und fetziger als auf dem Album und ergänzen sich gut mit alten Krachern. Gitarrist John Simon Fallon macht einen auf Satriani-look-a-like und post daneben amtlich. Seine Riffs zersägen hemmungslos die Hallen-Atmosphäre drücken die Stücke permanent nach vorne. Der Auftritt wirkt wie ein Blitzkrieg. Auf die Bühne, volle Attacke und Tschüss. Die Fans wissen dies zu schätzen und feiern die Band lautstark ab.
Sich zwei hochwertige Bands ins Vorprogramm zu holen beweist schon ein enormes Selbstvertrauen von UNLEASH THE ARCHES. Wer jetzt bedenken hat, wird umgehend eines besseren belehrt. Die Kanadier wirken wie eine Walze. Blickfang Sängerin Brittney Slayes hat sichtlich Spaß und genießt die lautstarke Würdigung der Fans, die textsicher viele Songs mitsingen. Trotz der durchweg langen Songs hält die Band den Spannungsbogen hoch. Man merkt den Musikern an, dass sie exzellent aufeinander abgestimmt sind und so wirkt der Auftritt sehr locker, trotz des hohen Energielevels. Man startet mit ´Ph4/NTO-mA´ vom neuen Album, geht fließend über in ´Ghosts In The Mist´ und zeigt dabei seine spielerische Klasse.
Der Mittelteil des Auftritts wird zum Höhepunkt des Abends. Vom Benchmark-Album ´Apex´ liefert man ein grandioses Triple in Form von ´Awakening´, ´The Matriarch´ sowie ´Apex´. Hölle, was eine Power. Sicher gibt es Kritiker, die den Gesang von Brittney Slayes als eher Monoton bezeichnen, solch einer Argumentation kann man aber an diesem Abend nicht folgen. Ihre Tonlage ist ja nicht ganz ohne, aber sie liefert während des kompletten Auftritts massiv und beweist, dass sie keine typische Sirene darstellt.
Die Fans bekommen eine Vollbedienung und gegen Ende des Sets zieht man noch einmal das Tempo an, bevor man sich STAN ROGERS-Coverversion ´Northwest Passage´ und einem gemeinsamen Sing-a-long aller Anwesenden verabschiedet.
Ein hochmetallischer Abend mit drei Bands, die nicht an jeder Steckdose der Republik spielen und deutlich weit über Durchschnitt geliefert haben. Feiner Abend.
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Fotos: Jürgen Tschamler