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Various Artists – Original Motion Picture Soundtrack – The Hot Spot
1990/2025 (Analogue Productions) – Stil: Soundtrack
´The Hot Spot´ aus dem Jahre 1990 ist der perfekte Film, wenn du auf schweißtreibende Temperaturen, rauchige Blicke und ein gehöriges Maß an dreckiger Verführung stehst – und das in einer Kleinstadt von Texas!
Regisseur Dennis Hopper verpackt alles, was das Herz eines Neo-Noir- und B-Movie-Fans höher schlagen lässt: einen umherirrenden Draufgänger, eine verführerische Frau, einen kleinen Bankraub, und natürlich ausreichend dramatische Wendungen.
Der Film dreht sich um Harry Madox, gespielt von Don Johnson, der als Gebrauchtwagenverkäufer in einem kleinen texanischen Kaff landet. Zwangsläufig verliebt er sich in die schüchterne Gloria, gespielt von Virginia Madsen, die übrigens trendige Schuhe mit Holzfrüchten trägt. Schwer ins Bild rückt auch noch Dolly, gespielt von Jennifer Connelly, die Ehefrau des Autohändlers, die Harry mit ihren eigenen Holzfrucht-Schuhen ins Bett lockt. Schlussendlich vereinen eine wilde Affäre, ein Banküberfall, ein Mord, jede Menge Chaos und Holzfrucht-Schuhe eine hitzige und übermäßig coole Story.
Doch am Ende des Tages, wenn Harry Madox mit der Frau in den Sonnenuntergang stolpert, die ihn eigentlich überlistet hat, ist ´The Hot Spot´ ein durch und durch stylischer Thriller mit einer coolen Besetzung und einem Soundtrack, der von legendären Musikern getragen wird. Denn Regisseur Dennis Hopper kannte Miles Davis und gewann für den Soundtrack nicht nur seinen Lieblings-Jazzkünstler, sondern obendrein seinen Lieblings-Blueskünstler John Lee Hooker.
Die neueste Wiederveröffentlichung des Soundtracks durch “Analogue Productions“ auf einem 180g schweren, superleisen 45rpm Doppel-Vinyl, von einer “1/2″ flat tape copy of the original master tape” durch Kevin Gray gemastert, in einem aufklappbaren Gatefold Pocket Jacket, stellt zu jeder Tageszeit in der Hitze des Gefechts jede ältere Version von ´Original Motion Picture Soundtrack – The Hot Spot´ natürlich umgehend in den Schatten der Sonne Texas’.
Letztlich brachten Dennis Hopper und Produzent Jack Nitzsche für die keinesfalls gewöhnliche musikalische Untermalung eine äußerst ansehnliche Ansammlung an Musikern zusammen: den legendären Taj Mahal an der National Steel Guitar und dem elektrischen Banjo, den mit einem Grammy ausgezeichneten Roy Rogers an der Slide-Gitarre, die Rhythm-and-Blues- und Rock-’n’-Roll-Legende Earl Palmer am Schlagzeug sowie Bassist Tim Drummond, der schon für BB King, Eric Clapton und Miles Davis gespielt hatte, und den Hollywood-Keyboard-Veteranen Bradford Ellis.
Drei Tage lang spielten sie alle Songs in völliger kreativer Freiheit und Improvisation live im Studio ein, meist mit John Lee Hooker als Leader, ehe Miles Davis am vierten Tag hinzustieß und zu den schmerzhaften und schaurigen Tönen von John Lee Hooker seine emotionalsten und ungestümsten Soli hinzusetzte.
Während John Lee Hooker mit seinem bekannten Blues-Sound, der dich schon morgens in einem rauchigen Western-Saloon Platz nehmen lässt, den Songs seinen ureigenen Herzschlag verpasst, bläst Miles Davis seine Trompete und sorgt mit jedem Ton dafür, dass du dich fühlst, als würdest du auf jedem einzelnen Sandkorn in der Wüste tanzen.
Hört man dazu Taj Mahal spielen, immer ein bisschen mystisch, immer ein bisschen geheimnisvoll, fühlt es sich an, als ob man nachmittags in einem heißen, staubigen Western-Saloon sitzt und die Welt draußen einfach vorbeizieht. Indessen spielt Roy Rogers vor dem Saloon seine Slide-Gitarre mit einer so geschmeidigen Leichtigkeit, dass du dich fragst, ob er mit einem Lasso im einen Arm oder mit der Gitarre im anderen die Tonfolgen einfängt.
Und wenn John Lee Hooker mit seinen „oohs“ und „aaahs“ beginnt, ist es fast so, als wäre es schon Nacht und er würde mit den Wölfen zusammen im Mondschein heulen.
Ein heißer Sommertag, eine aufgeladene und unheilvolle Stimmung. John Lee Hooker murmelt zu einer fesselnden Gitarrenline vor sich hin und Miles Davis fügt pointierende jazzige Akzente hinzu (´Coming To Town´). Echos der Vergangenheit wehen herein, düster und minimalistisch. Miles Davis ergeht sich in flüchtigen Erinnerungen und Roy Rogers in der Traurigkeit des Moments (´Empty Bank´). Die innerliche Zerrissenheit des Hauptcharakters Harry Madox wird mehr und mehr spürbar. John Lee Hooker scheint in einer philosophischen Auseinandersetzung und in der Melancholie gefangen (´Harry’s Philosophy´). Verführerisch taucht Dolly auf, um dem Lauf der Dinge eine neue Richtung zu geben. Roy Rogers spürt den Blues und Taj Mahal versucht, die schwebende Atmosphäre aus der Ungewissheit zu reißen (´Dolly’s Arrival´).
Leidenschaftlich wird die Spannung von John Lee Hooker und Taj Mahal aufgebaut, derweil Miles Davis die elektrisierende Vereinigung mit der Harmonie aufrecht erhält (´Harry And Dolly´). Gleich einer sich immerzu fortbewegenden Kreissäge intensiviert sich die Musik entsprechend der Handlung. Zwischen Staub und Schweiß sorgt die Slide-Gitarre von Roy Rogers bei aller Melancholie für den nötigen Energieschub (´Sawmill´). Knisternd baut sich alles bis zum dramatischen und musikalischen Höhepunkt auf. In diesem Nervenkitzel schleift ein hypnotisches Blues-Riff durch die Szenerie, solange bis Miles Davis mit seinem Einsatz für das Sirenengeheul sorgt (´Bank Robbery´). Traumhafte Tasten- und Streicherklänge von Bradford Ellis malen die introspektive Geschichte aus, begleitet von Miles Davis’ Trompete, auf der Suche nach Erinnerungen (´Gloria’s Story´).
Purer Schmerz und sehnsuchtsvolles Verlangen. Allein John Lee Hookers schmerzhaftes Stöhnen und sein roher Blues wandern durch die düsteren Straßen (´Moanin’´). Hinterlistigkeit und Manipulation. Die Blues-Gitarrenlinien verschmelzen, unterbrochen von schnellen, klanglichen Wechseln, mit der Jazz-Trompete (´Harry Sets Up Sutton´). Dunkelheit und absolute Dramatik. Atemstockend langsam steigert sich die Musik im intensiven Groove von John Lee Hooker, im nervösen Klang von Bradford Ellis und dem letztlich explosiven von Miles Davis (´Murder´). Erpressungen und Bedrohungen in der Nacht. John Lee Hookers Gitarrenklänge und Taj Mahals Akustikgitarre errichten eine nervöse und spannende Atmosphäre (´Blackmail´). Suspense und Finsternis, Hitze und Leidenschaft. Alle musikalischen Elemente scheinen in einem Boogie abschließend nochmals an das Licht zu stürmen. Mitreißend (´End Credits´).
Dieser Soundtrack ist heißer als heiß und gönnt sich einen echten musikalischen Roadtrip durch den tiefen Süden der USA. Bloß vergiss dabei nicht: Holzfrucht-Schuhe bleiben in Texas!
Kult.
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