
DIZZY REECE – Blues In Trinity
1959/2025 (Blue Note) - Stil: Jazz
Alphonso „Dizzy“ Reece entwickelte schon als junger Mann eine Leidenschaft für die Trompete und begann mit 14 Jahren zu spielen, um mit 16 Jahren bereits als Vollzeitmusiker zu arbeiten.
Der in Kingston, Jamaika, geborene Jazz-Trompeter zog 1948 nach London und trat in die Fußstapfen vieler talentierter Jazz-Musiker. Zunächst konnte er sich nicht etablieren, weshalb er die frühen Fünfzigerjahre auf dem europäischen Festland verbrachte, wo er mit amerikanischen Jazzgrößen wie Don Byas und Kenny Clarke musizierte.
Doch 1954 kehrte Dizzy Reece mit neuer Energie und voller Tatendrang nach London zurück und schaffte es, sich einen Namen in der dortigen Jazzszene zu machen. Besonders im berühmten “Flamingo Club” fand er viele Möglichkeiten, seine unglaublichen Fähigkeiten als Trompeter unter Beweis zu stellen.
Hier wurde er auch von Tony Hall entdeckt, der für “Decca Records” arbeitete und maßgeblich dazu beitrug, dessen ersten Aufnahmen eine Plattform zu bieten. Der Durchbruch gelang 1955 mit seiner ersten eigenen Aufnahme und die darauffolgenden Jahre sahen Dizzy Reece regelmäßig als Leader und Sidekick auf bedeutsamen Jazz-Sessions.
Besonders denkwürdig ist die erste “Blue Note”-Veröffentlichung von Dizzy Reece aus dem Jahr 1959, die er mit Kollegen wie Tubby Hayes und Donald Byrd einspielte. ´Blues In Trinity´ setzte nicht nur einen Meilenstein in seiner Karriere, sondern half auch dabei, die britische Jazzszene international bekannt zu machen. Dizzy Reece wurde in der Folge von Musikern wie Miles Davis sowie Sonny Rollins respektiert und gefeiert, und veröffentlichte 1960 und 1962 weitere Meilensteine wie ´Star Bright´ und ´Asia Minor´.
Aktuell erscheint ´Blues In Trinity´ in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe von “Blue Note” in einer Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering durch Kevin Gray von den analogen Originalbändern, in einer 180g-Vinyl-Pressung von RTI samt einem glänzenden Tip-on-Single-Sleeve-Cover.
´Blues In Trinity´ ist ein faszinierendes und wegweisendes Werk, das weit mehr ist als nur eine weitere Hard-Bop-Aufnahme. Das Trompetenspiel von Dizzy Reece ist von einer bemerkenswerten Intensität und Leidenschaft geprägt, die ihn als einzigartigen Künstler in diesem Genre etablieren. Trotz der vertrauten Grenzen des Hard Bop, gelingt es ihm mühelos, sich mit einem kraftvollen und dennoch melodischen Sound abzuheben. Selbst bei langsameren Stücken spürt man das Feuer in seinem Spiel.
Die Bandbesetzung – mit britischen Musikern wie Tubby Hayes (Tenorsaxophon) und Terry Shannon (Klavier) sowie den amerikanischen Musikern Donald Byrd (Trompete) und Art Taylor (Schlagzeug) – bildet eine beeindruckende anglo-amerikanische Mischung, die sich mühelos miteinander verbindet. Besonders die Interaktionen zwischen Dizzy Reece und seinen Mitspielern verleihen dem Album eine besondere Energie und Intensität.
Obwohl die Band zu diesem Zeitpunkt nicht lange zusammen spielte, fühlt sich ihre Musik an, als wären sie schon jahrelang eingespielt. Dies zeigt sich besonders in den improvisierten Soli, bei denen Dizzy Reece, trotz der außergewöhnlichen Fähigkeiten von Tubby Hayes und Donald Byrd, immer wieder die Führung übernimmt und das Album mit seinem markanten Trompetensound dominiert.
Besonders die Komplexität und Originalität der Kompositionen stechen auf diesem Album hervor. Das besondere Titelstück ´Blues In Trinity´ mit seiner erlesenen Melodie kombiniert verschiedene Tempi und gibt den Musikern viel Freiheit, was zu einer aufregenden und kreativen Atmosphäre führt.
Auch das groovige ´Color Blind´, das fetzige ´Shepherd’s Serenade´ und das schnelle ´Just A Penny´, die Balladen ´I Had The Craziest Dream´ und ´’Round About Midnight´ oder die schwingenden und schwebenden ´Close-Up´ und ´Eboo´ zeigen Dizzy Reeces Vielseitigkeit als Musiker und Komponist. Wenngleich Dizzy Reece in einigen Momenten von Tubby Hayes’ strahlenden Soli übertroffen wird, bleibt sein eigenes Spiel stets fesselnd und voller Charakter.
´Blues In Trinity´ ist und bleibt ein wahres Meisterwerk in der Diskografie von Dizzy Reece. Es bietet eine gelungene Balance zwischen experimentellen Passagen sowie traditionellen Hard-Bop-Elementen und bleibt ein zeitloses Beispiel für die kreative Kraft des Jazz.
(Klassiker)
Dizzy Reece – Trompete
Donald Byrd – Trompete
Tubby Hayes – Tenorsaxophon
Terry Shannon – Piano
Lloyd Thompson – Bass
Art Taylor – Schlagzeug
https://www.facebook.com/dizzyreecetrumpet