
Jan Hammer wurde 1948 in der Tschechoslowakei geboren. Seine Mutter war Sängerin, sein Vater Arzt. Mit 14 schrieb er eigene Songs und mit 18 studierte er bereits an der renommierten Prager Musikakademie. Doch dann kam 1968 der Prager Frühling, Jan packte seine sieben Sachen und landete in den USA, wo er am “Berklee College of Music” in Boston studierte.
Dort lernte er, dass Jazz nicht nur Swing bedeutet, sondern auch wilde Soli und komplexe Akkorde. Innerhalb kürzester Zeit war er in der Szene angekommen und spielte mit den Größen des Jazz-Rock. Besonders auffällig war sein Keyboard-Spiel, das er wie eine Gitarre klingen ließ.
Im Jahre 1971 kam der Anruf von John McLaughlin, der ihn in seine neue Band MAHAVISHNU ORCHESTRA einlud. Ohne zu wissen, dass ihn das in eine Welt aus schnellen Soli, indischen Rhythmen und langen Meditationen katapultieren würde, nahm er das Angebot der revolutionären Band an, die fast so schnell auseinanderbrach, wie sie berühmt wurde.
Nach dem Ende des MAHAVISHNU ORCHESTRA stand Jan Hammer 1973 da wie ein Typ, der gerade aus einer Hochgeschwindigkeitsachterbahn gestiegen ist. Doch Jan wollte so schnell wie möglich, wie eine Rakete wieder mit Lichtgeschwindigkeit abheben und gründete die JAN HAMMER GROUP.
Er wollte keine langweilige Jazzband und keine reine Rockgruppe. Nein, er wollte eine Band, die alles konnte. Jan brauchte jemanden, der nicht nur solide groovte, sondern auch singen konnte. Fernando Saunders (Bass & Gesang) war der perfekte Kandidat. Sein Bassspiel war funky, melodisch und explosiv. Außerdem konnte er die Vocals übernehmen. Dann fand er Tony Smith (Schlagzeug), ein Rhythmus-Tier mit einer unwahrscheinlichen Präzision. Seine Fähigkeit, komplexe Jazz-Figuren mit rockiger Power zu verbinden, machte ihn zur perfekten Ergänzung für Jan, der bekanntlich ein Faible für rhythmische Eskapaden hatte. Weil Jan nach dem MAHAVISHNU ORCHESTRA obendrein eine leichte Sehnsucht nach einer Violine entwickelte, holte er mit Steve Kindler (Violine & Gitarre) einen Teufelsgeiger ins Schiff. Steve konnte mit seinem Instrument klingen wie ein wildes E-Gitarren-Solo, aber auch wie eine sanfte Jazz-Geige. Und wenn nötig, griff er zur Gitarre.
Die frisch formierte JAN HAMMER GROUP begann sofort mit den Aufnahmen. 1976 erschien ihr Studioalbum ´Oh, Yeah?´, ein wilder Ritt durch Fusion, Funk und Rock. Das Album war voller Synthesizer-Soli, energiegeladener Grooves und unkonventioneller Songstrukturen, aber auch tanzbarer. Der Einfluss von Funk und Rock machte die Musik zugänglicher, während Jan mit seinem MiniMoog immer noch klang, als würde eine Gitarre mit einem Raumschiff kollidieren.
Doch bereits am 17. und 19. Oktober 1975 nahmen sie im New Yorker Veranstaltungsort “The Bottom Line” das Live-Album ´Live In New York´ auf. Denn auf der Bühne explodierte die Band. Hier zeigte sich die wahre Stärke der JAN HAMMER GROUP.
Jan ließ seine Synthesizer kreischen, singen und verzerren, als wären sie eine Mischung aus Gitarre, Orchester und futuristischer Soundschmiede. Fernando groovte so funky, dass selbst ungelenkige Leute plötzlich tanzen mussten. Tony prügelte auf sein Schlagzeug ein, als wäre es eine Herausforderung, und lieferte dennoch unfassbar präzise Rhythmen. Steve lieferte wilde Geigensoli ab, die klangen, als würde Paganini durch einen Verzerrer gejagt. Das Publikum war begeistert. Am Ende schien die JAN HAMMER GROUP nicht nur eine Fusion-Band zu sein, sondern die erhoffte musikalische Rakete.
Höher als eine Rakete und schneller als ein Ferrari Daytona Spyder sollte Jan Hammer zehn Jahre später mit der Titel- und Hintergrundmusik für die amerikanische Krimiserie »Miami Vice« an die Spitze der US-Billboard-Charts schießen.