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FRIEDRICH GULDA – Nachricht vom Lande
1976/2025 (MiG Music) - Stil: Improvisation Music
Friedrich Gulda war ein Mann, der in den stillen Schatten der Konzerthallen ebenso wandelte wie in den rauchigen Nächten der Jazzclubs. Er trug die Last der Klassik fast schon erdrückend in ihrer Disziplin, weil er doch so schön den Mozart spielen konnte. Zugleich brannte aber in ihm das ungezähmte Feuer des Jazz.
Der Österreicher gehörte zu den wenigen Musikern weltweit, die es neben ihrer Tätigkeit als klassische Pianisten auch vermochten, sich auf dem gleichen pianistischen und improvisatorischen Niveau wie die Jazzgrößen ihrer Zeit zu behaupten. Er komponierte Jazz-Klavierstücke und verband in seinen Konzerten klassische Musik mit Jazz. Für ihn gab es nie die Trennung zwischen E-Musik und U-Musik.
In den Siebzigerjahren spielte er im Trio Anima zusammen mit Paul Fuchs und Limpe Fuchs und trat später in Duo-Form mit der Sängerin und Perkussionistin Ursula Anders auf, wobei sie vor allem frei improvisierte Musik darboten. Mit Ursula Anders fand er nicht nur eine Partnerin für seine Musik, sondern auch für das Leben.
Im Sommer 1976 kam es auf Schloss Moosham im Salzburger Land zu einem großen Aufeinandertreffen von Friedrich Gulda, Ursula Anders, Barre Phillips, Cecil Taylor, John Surman, Albert Mangelsdorff und Stu Martin. Das Schloss Moosham bot eine ruhige, inspirierende Atmosphäre und somit alle Möglichkeiten für diese unkonventionelle Musikaufnahme der freien Improvisation.
Die Aufnahme ´Nachricht vom Lande´ ist ein bemerkenswertes Beispiel für die kreative Zusammenarbeit führender Jazzmusiker jener Zeit. Friedrich Gulda, der bereits für seine Brücken zwischen klassischer Musik und Jazz bekannt war, spielte auf einer Vielzahl von Instrumenten, darunter Electro Clavichord, Bass Recorder, Piano, Bongos und Whistle. Seine Vielseitigkeit als Musiker spiegelt sich in der Vielzahl der Klänge wider, die er in die Aufnahme einbrachte. Ursula Anders, die ebenfalls in verschiedenen Genres aktiv war, trug mit ihren Schlagzeug- und Flötenspiel sowie ihrer experimentellen Herangehensweise zur einzigartigen Atmosphäre bei.
Der Bassist Barre Phillips, ein virtuoser Musiker im Bereich der Improvisation, und der weltberühmte Pianist Cecil Taylor, bekannt für seine avantgardistische und oft ekstatische Spielweise, sorgten für eine spannende und dynamische musikalische Entwicklung. John Surman, ein britischer Saxophonist und Synthesizer-Spieler, brachte seine experimentellen Klangideen ein, während Albert Mangelsdorff als einer der führenden Posaunisten des modernen Jazz eine besonders markante Klangfarbe hinzufügte. Stu Martin, ein erfahrener Schlagzeuger, sorgte für den rhythmischen Rahmen, der die gesamte Session zusammenhielt.
Die Kompositionen selbst sind zweifellos stark von freier Improvisation geprägt, wobei die Musiker ihre individuellen Klänge in einem kollektiven Dialog miteinander vermischten. Es ist eine Art musikalisches Experiment, bei dem traditionelle Strukturen zugunsten spontaner und kreativer Interaktion verlassen werden. Das Ergebnis ist eine avantgardistische Mischung aus experimenteller Musik und freien Improvisationen, die für die damalige Zeit sehr fortschrittlich war.
Die Aufnahme ist ein faszinierendes Zeugnis für die Entwicklung der freien Improvisation und der Verschmelzung verschiedener musikalischer Stile im Jazz der Siebzigerjahre.
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