Livehaftig

PANTERA, POWER TRIP, KING PARROT

13. Februar 2025, Hallenstadion, Zürich

~ A Fistful Of Premium Thrash! ~


Das Konzertleben und die alternativen Szeneviertel Zürichs haben es mir ja bekanntlich mittlerweile besonders angetan, meine Reise in die Schweizer Metropole vergangene Woche war daher bereits die dritte innerhalb von nur einem Dreivierteljahr, und auch dieses Mal würde ich die Gegebenheiten als nahezu perfekt bezeichnen.

MARILYN MANSON war am letzten Montag meine erste Station, ideal gelegen in der „Halle 662“ praktisch direkt am S-Bahnhof Zürich-Örlikon, und wie sich herausstellen sollte liegt das „Hallenstadion“ nur einen Steinwurf davon entfernt, eine weit geräumigere Event-Location, für Acts der Größenordnung PANTERAs bestens geeignet.

Es ist ein kalter, schmuddeliger Winterabend da in Zürich, der Zuschauerzustrom anfangs sehr gemächlich, aber im Stadioninnern ist man auch mit zahlreichen Imbiss- und Bierständen bestens versorgt, ebenso wie mit Artikeln der Merchtables der drei teilnehmenden musikalischen Vertreter.

KING PARROT aus Melbourne waren für mich bis vor kurzem noch ein unbeschriebenes Blatt, obwohl die Band bereits seit 2010 ihre Äxte schwingt und es auf inzwischen drei Studioalben gebracht hat.

Die fünf Australier um den charismatischen Frontmann Matthew Young gelten in ihrer Heimat jedenfalls schon von jeher als am härtesten arbeitender Underground-Extreme-Metal-Act, und sie treten normalerweise in kleinen Bars und Kneipen auf, daher war es spannend zu erleben, wie sie sich in einer derart großen Arena schlagen würden.

Ihre rund vierzigminütige Grindcore-Attacke war dann auch ein einziger Strudel aus triefendem Schweiß und ungezügelter Wildheit, und ihr rabiater Psycho-Trash verstärkte sich in dem großen Rund zunehmend.

PARROT-Klassiker wie ´Need No Saviour´ und ´Dead Set´ rasen dabei mit ihren Riffs wie der Motor eines Schnellboots durch eine Menge kleiner Fische, und die Doppelgitarren hämmern dabei auf den Punkt genau und schüren weiterhin die Flamme des Wahnsinns, die sich im ganzen Raum ausbreitet.

Ihr aggressiver, heftiger Junk-Angriff aus tobenden Riffs, verrücktem Knurren und energiegeladenen Drum-Fills hievt die Down Unders jedenfalls weit über ihre Außenseiterrolle hinaus, und ihr beindruckender Set verdeutlicht einmal mehr, warum Phil Anselmo so sehr von dieser Band überzeugt ist und zuvor so viel dafür getan hat, sie auf der Weltbühne zu promoten.

Ihr neuestes Studiowerk ´A Young Person`s Guide To King Parrot´ wird übrigens Anfang Juni wiederum bei dessen Label „Housecore Records“ erscheinen.

Die texanischen Thrash-Maestros von POWER TRIP hatte ich schon einmal 2019 bei einem Hallenkonzert in Nürnberg live erlebt, damals natürlich noch mit dem mittlerweile auf tragische Weise verstorbenen Frontman Riley Gale.

Das vor allem für seine intensiven Live-Auftritte bekannte Dallas-Quintett hatte mit seinem Debütalbum ´Manifest Decimation´ von 2013 den Old-School-Thrash-Metal der 80er auf beeindruckende Weise wiederbelebt, ihn mit Hardcore Punk angereichert und gleichzeitig auch ein stückweit modernisiert – SLAYER, TOXIC HOLOCAUST, early PRONG und SEPULTURA, versehen mit noch viel mehr an Punk-Vibes und haufenweise supergroovigen Riff-Orgien!

POWER TRIP sind nun jedenfalls seit mehr als 10 Jahren nichts Geringeres als eine auf perfekte Weise knüppelnde Kraft, und auch an diesem kalten Wintertag in Zürich galt es einmal mehr, die tauchenden Körper zu mobilisieren und die schlagenden Köpfe in den Circle Pits zum Toben zu bringen.

Der neue Frontmann Seth Gilmore lockt die Menge dann mit seinem Mikrofonständer an, als würde er sie mit einer Axt erschlagen, und die Fans singen dazu im Chor. Die Gitarristen an der Seite der Bühne, Nick Stewart und Blake Ibanez, toben dazu mit blutenden Fingern von ihren intensiven Thrash-Akkorden, während Basser Chris Whetzel mitten auf der Bühne zupft und mit seiner riesigen Haarmähne herumpeitscht.

Schlagzeuger Chris Ulsh stampft dazu fieberhaft und tierisch vor sich hin und heizt das Chaos noch weiter an, wobei mörderische Versionen von ´Soul Sacrifice´, ´Executioner`s Tax (Swing Of The Axe)´ und ´Firing Squad´ in die aufgeregte Menge abgefeuert werden.

´Nightmare Logic´ ist dann mit seiner brillanten Mischung aus Groove und Thrash ein definitives Highlight des Abends, während der Titelsong von POWER TRIPs Debütalbum dieses fantastische Riff-Gemetzel schließlich beendet.

Jeder Song wird perfekt dargeboten und auf den Punkt gebracht, so als hätten POWER TRIP dem Laden mit ihrem mörderischen Sound erst den letzten Schliff gegeben. Ich wünsche mir vor allem ein neues Album, das es jedoch aller Voraussicht nach 2025 leider nicht geben wird.

Da ich in den 90ern nur wenig in den Metal-Circles aktiv war, bedeutete der Live-Auftritt von PANTERA für mich eine Premiere. ´Vulgar Display Of Power´ und ´Far Beyond Driven´ halte ich jedenfalls für eindeutige Klassiker-Alben dieser ansonsten von der schweren Musikseite her an Höhepunkten eher armen Ära, die umstrittene Reunion ist von meiner Seite daher durchaus gewünscht, und sympathisch übrigens auch, wie Gitarrist Zakk Wylde sich kurz vor Konzertbeginn im Fotograben blicken ließ und Fotos der staunenden Fans anfertigte.

Die Vorfreude und der Hype erreichen schließlich ihren Höhepunkt, als auf den Seitenbildschirmen Vintage-Filmmaterial mit unverfälschten Bildern der beiden verstorbenen Ex-Mitglieder und Brüder abgespielt wurde, was das Konzert wie eine wilde Reise in die goldenen Tage des Metal und eine emotionale Hommage an Dimebag Darryl und Vinnie Paul einleitete.

Das riesige PANTERA-Banner, das die Bühne verdeckt, fällt schließlich, während ´A New Level´ auf eine begeisterte Menge losgeschossen wird und Wylde mit all seinen Haaren im Mittelpunkt der Bühne steht und Dimebags charakteristische Riffs abfeuert.

Anselmo tritt stolz, solide, fast stoisch hervor und knurrt die Texte mit einer gewaltigen, fast monströsen Kraft. Seine Stimme hat sich im Laufe der Jahre ganz sicher verändert, sie ist reifer und tiefer geworden, aber sie hält immer noch und klingt in vielerlei Hinsicht reicher.

Es folgen knochenbrechende Versionen von ´Mouth For War´, ´Strength Beyond Strength´ und ´Becoming´, wobei vor allem Charlie Benante beweist, was für ein versierter und disziplinierter Knüppler er ist und wie hervorragend er den charakteristischen Drum-Sound PANTERAs live umzusetzen versteht.

´Floods´ ist dann ein weiteres leuchtendes Beispiel für die Tiefe und Seele, die in Anselmos reifem Gesang stecken, während auf den Bildschirmen erneut eine herzliche und emotionale Hommage an die verstorbenen Brüder läuft, und wonach besonders energiegeladene Versionen von ´Walk´ und ´Cowboys From Hell´ das reguläre Set beenden.

Als Zugaben präsentieren PANTERA zunächst ein paar Riffs aus MOUNTAINs ´Mississippi Queen´, und ´Fucking Hostile´ und ´Yesterday Don`t Mean Shit´ werden als finale Thrash-Geschütze losgefahren, die schließlich in den edlen Klängen von ´Stairway To Heaven´ ihr bravouröses Ende finden.

PANTERA Setlist (mit Album-Zuordnung)

  • A New Level (´Vulgar Display Of Power´)
  • Mouth For War (´Vulgar Display Of Power´)
  • Strength Beyond Strength (´Far Beyond Driven´)
  • Becoming (´Far Beyond Driven´)
  • I’m Broken (´Far Beyond Driven´)
  • Suicide Note Pt. II (´The Great Southern Trendkill´)
  • 5 Minutes Alone (´Far Beyond Driven´)
  • This Love (´Vulgar Display Of Power´)
  • Floods (´The Great Southern Trendkill´)
  • Domination / Hollow (Medley ´Cowboys From Hell´ + Vulgar Display Of Power´)
  • Walk (´Vulgar Display Of Power´)
  • Cowboys From Hell (´Cowboys From Hell´)

Encore:

  • Mississippi Queen (MOUNTAIN Cover/Snippet)
  • Fucking Hostile (´Vulgar Display Of Power´)
  • Yesterday Don’t Mean Shit (´Reinventing The Steel´)
  • Stairway To Heaven (LED ZEPPELIN Cover/Snippet)

https://www.facebook.com/Pantera
https://www.facebook.com/powertripTX
https://www.facebook.com/kingparrotband

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