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ROB LAMOTHE – Gravity

1996/2024 (Border Town Sound) - Stil: Singer-Songwriter

Rob Lamothe hat eigentlich im Jahre 2009 aufgehört, hauptberuflich Musik zu machen. Er unterrichtete ehrenamtlich Jugendliche in einem Musikcamp und betreute hauptberuflich gefährdete Jugendliche und Eltern, Psychiatrie, Polizei und Bewährungshelfer, ehe er der Leiter eines Notunterkunftsprogramms wurde. Hier konnte er sich ganz auf seine Empathie und vor allem auf seine Kreativität verlassen, die ihn schon in seinen Rock’n’Roll-Tagen in der einen oder anderen Situation gerettet hat.

Schließlich hatte er auch die Achtzigerjahre überlebt, als er in Los Angeles lebte und in Rockbands spielte. Das haben nicht alle geschafft. Doch er und seine Bandkollegen wollten es unbedingt auch im Musikbusiness schaffen, weiß Rob Lamothe nach so vielen Jahren noch zu berichten: “Ohne Zweifel. In jeder verdammten Band, in der ich war! Und wir sind meistens auf spektakuläre Weise gescheitert. Wir waren hungrig und wir haben Zeug geklaut und wir haben uns den Arsch aufgerissen und wir waren so nah dran.”

Vor allem mit seiner Formation RIVERDOGS, die er in den späten Achtzigerjahren mit dem Schlagzeuger von AIRCRAFT, bei denen Rob Lamothe seine ersten schlechten Band-Erfahrungen machte, auf die Beine stellte. Rob Lamothe bat gleich seinen Mitbewohner hinzu, obwohl Nick Brophy bei RIVERDOGS erst einmal zum Bass umschwenken musste. Denn zwischenzeitlich schaute immer öfter der Gitarrist Vivian Campbell, der zuvor in den Reihen von DIO und WHITESNAKE stand, bei RIVERDOGS vorbei. Schließlich stieg er bei ihnen ein und besorgte ihnen auch noch gleich einen professionellen Produzenten.

Das selbstbetitelte Debüt von RVERDOGS erschien im Jahre 1990 und lebte von dem begabten Songwriter und Texter Rob Lamothe, seiner einmalig angerauten Stimme, die in Verbindung mit dem niemals brillanter aufspielenden Gitarrenhexer Vivian Campbell zu einem musikalischen Naturereignis heranwuchs. Im Jahre 1993 produzierten sie ein weiteres Studioalbum und wurden zur Legende.

Nach seinem Umzug im Jahre 1996 nach Hamilton, Ontario, in Kanada setzte Rob Lamothe allerdings seine Prioritäten an anderer Stelle. Die RIVERDOGS rückten zunehmend in den Hintergrund, derweil er zumindest als Singer-Songwriter begann, Solo-Werke aufzunehmen. Ein erstes hatte er schon 1994 eingespielt und eingesungen, doch es wurde erst 1996 unter dem Titel ´Gravity´ veröffentlicht.

30 Jahre nach seiner Einspielung erscheint ´Gravity´ via “Border Town Sound” als Silberling mit Bonusliedern und erstmals endlich auf Vinyl.

30 Jahre später ist Rob Lamothe 66 Jahre alt und verdrückt beim neuerlichen Hören von ´Gravity´ vielleicht ebenso wie seine eingeschworene Anhängerschaft das eine oder andere Tränchen.

Denn bei allen Liedern dieses Ausnahmewerkes ist die echte Leidenschaft bereits in dieser herausragenden Stimme zu spüren. Gefühle, echte Gefühle vermitteln diese sehr persönlichen Lieder, Gefühle von Trauer und Schmerz, von der Liebe und dem Leben, von Familie und Hoffnung.

Dabei wird dieser gefühlvolle Gesang schlicht von Gitarre oder Klavier begleitet, selten von außergewöhnlichen Instrumenten wie Geigen, Hackbrett, Saxophon, Orgel und Ukulele.

Womöglich ist ´Gravity´ über die drei Dekaden auch bei dem einen oder anderen in Vergessenheit geraten, doch die Lieder bleiben unvergesslich.

´Pull Me Under´ ist mit seinen emotionalen Steigerungen und seinem Text (“If you were a river, I would lay down beside you, let you run right through my fingers, feel you rushing.”) ein Song für die Ewigkeit. Nicht nur ´The Light Of You´ berührt jedes Menschenkind mit seinen Percussions zu den dröhnenden Saiten tief in der Seele, ´Blair Mountain´ wühlt jedes Menschenkind mit seiner Violine und Dulcimer regelrecht auf und schließt mit einem Gospel-Chor ab (“We will lay our burdens down.”).

Derweil ´Kevin Was My Cousin´ nur mit Gitarre und Gesang jedes Menschenkind mit seiner Geschichte auf der Gefühlsebene herniederdrückt (“Kevin was my cousin… he was 22, my mother′s little brother’s son, killed last night in Clarksville, him and three girls.”) und ´Strongest Man In The World´ nur mit Gesang und Klavier jedes Menschenkind mit Erinnerungen an den eigenen Vater zum Weinen bringt (“Stood by the bed where the old man was fading, watched as the power went out of his eyes … When i saw what he meant to my own little boy, hand in hand… with the strongest man in the world.”).

In ´My Head´ belebt Rob Lamothe sogar seine Erinnerungen an Deutschland und seine beinahe 30 Tourneen durch Europa im wilden Rhythmus (“My head′s a million miles away.”). In ´Home´ fühlt er mit jedem Menschenkind, das sich in seinem Heim nicht mehr Zuhause fühlt, und in ´Starting To Feel´ mit jedem, das sich seines gebrochenen Herzens bewusst wird (“I ain’t asking you to turn around and leave, but it′s starting to feel like a broken heart to me.”). In ´Gone´ packt er die Crazy Gitarre und das Saxophon für alle Verrückten der Welt aus (“Gone… long gone”) und setzt sich abschließend in ´Stay´ für jedes Menschenkind mit seinem Gesang an das Klavier (“Maybe i can make you feel, the things that i can′t say … stay.”).

(Klassiker)

https://www.facebook.com/roblamothe

 

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