HOLLOW – Modern Cathedral
1997/2024 (Doc Gator Records) - Stil: Progressive Heavy Metal
Wir schreiben das Jahr 1997. Der Heavy Metal leidet immer noch an den Folgen von unglücklichen Modernisierungsversuchen wie das aktuelle Album ´Jugulator´ von JUDAS PRIEST belegt. Gleichzeitig halten aber die Bewahrer klassischer Klänge die Fahne des Heavy Metal weiter in die Höhe, wie ´Glory To The Brave´ der hoffnungsvollen Newcomer HAMMERFALL oder ´Somewhere Out In Space´ der Traditionalisten von GAMMA RAY bezeugen. Aus der Ecke der Progressive Metaller wird es neben ´Paradox´ von ROYAL HUNT und ´The Divine Wings Of Tragedy´ von SYMPHONY X allerdings auch langsam ruhiger. Doch der Underground bietet auch in diesen Tagen die eine oder andere Perle zum Entdecken.
Denn 1997 veröffentlichen die Schweden HOLLOW, die zuvor in den Tiefen des Undergrounds unter dem Namen VAALKYRIAN unterwegs waren, auf einem kleinen Label ihr Debütalbum ´Modern Cathedral´, das ein Jahr später der Branchenriese “Nuclear Blast” mit einem neuen Artwork von Kristian Wåhlin der breiten Öffentlichkeit vorstellt.
Ein echtes Kleinod, wie etwa auch das ihrer Landsleute SEVEN aus jenen Tagen, das allerdings keinen Welterfolg nach sich ziehen kann. Während sich SEVEN dem melodischen und dennoch unverwässerten Heavy Metal widmen, fügen HOLLOW ihrem kraftvollen Sound einige progressive Elemente hinzu und rennen damit alle Türen derer ein, die des Hörens mächtig sind.
Aufgenommen im “Electric Room Studio” im Musikhotell Duncker, produziert von HOLLOW und Mikael Reinholdsson, präsentieren die Schweden ein intensives Meisterwerk mit einigen herausragenden Hymnen.
Das Fundament all ihrer Kompositionen sind mächtige Riffs, die sich unerschütterlich wie der Grundstock der Kathedrale des Coverartworks zeigen. Dazu gesellen sich allerdings immer wieder singende und jubilierende Gitarrenmelodien, die die höchsten Höhen der Kathedrale erklimmen. Selbst der Gesang erweist sich zwischen singend, sprech-singend und hoch jauchzend als äußerst genussreich.
Um diese Großartigkeit und Ästhetik zu erkennen, muss der Hörer noch nicht einmal die ewigen britischen Pioniere IRON MAIDEN oder die amerikanischen Progressive Metaller QUEENSRŸCHE lieben, könnte allerdings bereits Feinschmecker von solch metallischen Edelsteinen wie HOUSE OF SPIRITS, JESTER’S MARCH und SOUL CAGES sein.
Wir schreiben inzwischen das Jahr 2024. Endlich ergibt sich sowohl für Neuentdecker als auch für Kenner die Gelegenheit, das essentielle und höchst eigenständige Debüt von HOLLOW erstmals auf Vinyl zu erleben. Eine remasterte Version von ´Modern Cathedral´ erstrahlt in neuem Glanze.
HOLLOW schweben und riffen sich durch ihre Songs (´Trademark´), manchmal schnell und schleppend zugleich (´Speak To Me´), lassen beiläufig erst die elektrische Gitarre singen, gerne orientalisch angehaucht (´Crusaders´), oder mitunter die akustische (´Lies´), schreiten die Stufen zur Herrlichkeit empor (´Waiting´) und beeindrucken mit einem Akustikgitarrensolo (´In Your Arms´), mit überraschenden Festgesängen (´Hold Your Banners High´), mit Gitarrenmelodien zum Mitflöten (´What I Can Be´), mit nachdrücklichen Hymnen (´Can You Hear Me?´), mit im Wind wehenden Melodien zum Verlieben (´Whispers´) und mit großen, unwiderstehlichen Melodien für die Ewigkeit (´Wounds´).
(9,5 Punkte)
Line-up:
Andreas Stoltz – Lead-Guitar, Vocals
Marcus Bigren – Guitars
Thomas Nilsson – Bass
Urban Vikström – Drums
Rickard Frohm – Hammond-Organ, Accordion
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