HANK MOBLEY – A Slice Of The Top
1979/2024 (Blue Note) - Stil: Jazz
Der US-amerikanische Tenorsaxophonist Hank Mobley produzierte ab der zweiten Hälfte seiner Zwanzigerjahre zahlreiche Klassiker wie ´Soul Station´ (1960) , ´Roll Call´ (1960) und ´Workout´ (1961). Nach ´A Caddy For Daddy´ (1965) nahm er noch das mindestens gleichwertige Meisterwerk ´A Slice Of The Top´ (1966) auf.
Die Musik für letzteres Studioalbum komponierte er bereits 1964 während eines unrechtmäßigen Gefängnisaufenthalts wegen Drogenmissbrauchs, doch unglücklicherweise blieb sein Plattenlabel “Blue Note” auf den dazugehörigen Aufnahmen vom 18. März 1966 in den “Van Gelder Studios” in Englewood Cliffs, New Jersey, erst einmal für einige Jahre sitzen. ´A Slice Of The Top´ erblickte sehr zum Leidwesen von Hank Mobley erst im Jahre 1979 das Licht der Öffentlichkeit.
Dabei war Hank Mobley insbesondere bei diesem Werk mit einem weitaus größeren Ensemble namhafter Musiker in das Studio gegangen, mit dem Altsaxophonisten James Spaulding, dem Trompeter Lee Morgan, dem Tubisten Howard Johnson, dem Euphoniumspieler Kiane Zawadi, dem Pianisten McCoy Tyner, dem Bassisten Bob Cranshaw und dem Schlagzeuger Billy Higgins.
Diese Ausnahme-Session eines Oktetts ist ein farbenfrohes Zeugnis von Ausnahme-Musikern. Bereits die Wahl bei der Hinzunahme von Euphonium und Tuba spiegelt eine schon im Vorfeld erweiterte Sichtweise wider. Somit hebt sich ´A Slice Of The Top´ bereits klanglich vom allgemeinen Standardsound ab und ragt gleichsam aus dem gesamten Repertoire von “Blue Note” heraus.
Hank Mobley liefert vier seiner Originalstücke, die Duke Pearson mit einigen seiner erstaunlichsten Oktett-Arrangements versieht. James Spaulding am Altsaxophon und Lee Morgan an der Trompete blicken bei ihrem Spiel weit über die Grenzen des Hardbop hinweg. Pianist McCoy Tyner, Bassist Bob Cranshaw und Schlagzeuger Billy Higgins spielen temperamentvoll und zielbewusst. Besonders McCoy Tyners perkussiver Klavierstil sticht dabei heraus.
Dieser besondere und voluminöse Sound ertönt umgehend zum Auftakt im siebenminütigen ´Hank’s Other Bag´. Von Euphonium und Tuba eingeleitet, zeigen sich erst das Piano solistisch, dann die Blasinstrumente in ihrer ganzen Pracht.
Nach der gefühlvoll dargebotenen und souverän interpretierten Standardballade ´There’s A Lull In My Life´, trägt besonders die Tuba den glanzvollen Moll-Walzer ´Cute ‘N Pretty´ über seine sieben Minuten voran.
Selbst ´A Touch Of The Blues´ erreicht beinahe die neun Minuten, wohingegen der sich drehende und windende Schönklang ´A Slice Of The Top´ diese zum Ausklang weit überschreitet.
Dass ´A Slice Of The Top´ tatsächlich ein vergessenes Juwel ist und mehr als traditionellen Hardbop bietet, erschließt sich spätestens bei intensiver Beschäftigung. Aus welchem Grund es lange Zeit unveröffentlicht bleibt, ist bis zum heutigen Tag ein ungelöstes Rätsel, da es eines von Hank Mobleys allerbesten Alben darstellt und aufgrund der Fusion unterschiedlicher Jazzstile heutzutage frischer und lebendiger als vieles aus der Gegenwart klingt.
(Klassiker)
Aktuell erscheint ´A Slice Of The Top´ in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe von “Blue Note” in einer Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering durch Kevin Gray von den Originalbändern, in einer 180g-Vinyl-Pressung von RTI samt einem stabilen, glänzenden Tip-on-Single-Sleeve-Cover.
Hank Mobley – Tenorsaxophon
James Spaulding – Altsaxophon
Lee Morgan – Trompete
Kiane Zawadi – Euphonium
Howard Johnson – Tuba
McCoy Tyner – Klavier
Bob Cranshaw – Bass
Billy Higgins – Schlagzeug
https://www.facebook.com/hankmobleymusic/