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GILLIAN WELCH & DAVID RAWLINGS – Woodland Studios

2024 (Acony Records) - Stil: Folk/Singer-Songwriter

Ein Tornado hätte im Jahre 2020 beinahe alle Aufnahmen von Gillian Welch und David Rawlings zerstört, denn die Windhose wirbelte nicht nur das Dach ihres Aufnahmestudios durch die Luft. Doch sie konnten sich selbst und einiges aus ihrer Vergangenheit des “Woodland”-Studios, ihre Masterbänder und ihre Ausrüstung retten.

In der Folge konzentrierten sie sich auf ein Coveralbum (´All the Good Times´), das 2020 auch erstmals unter dem Namen beider, Gillian Welch und David Rawlings, erschien. Denn zuvor wurden die Studioaufnahmen unter ihrem Namen und erst ab dem letzten Jahrzehnt auch unter seinem Namen veröffentlicht.

Ihr aktuelles Studioalbum, benannt nach ihrem Aufnahmestudio in Nashville (´Woodland Studios´), ist somit erst das zweite Werk unter Gillian Welch und David Rawlings. Nach dreizehn Jahren (seit ´The Harrow & The Harvest´) widmen sie sich auch endlich wieder ihren eigenen Songs. Schließlich konnten sie gerüchteweise aus 100 Liedern die besten zehn für ihr neuestes Werk auswählen.

Obwohl sie nur haarscharf an der Qualität ihrer Meisterwerke aus 2001 (´Time (The Revelator)´) und 2011 (´The Harrow & The Harvest´) vorbeischrammen, so hat das Künstler-Paar auch nach über 30 Jahren (oder seit Gillian Welchs 1996er Debütalbum ´Revival´) noch einiges zu sagen.

Ihr jüngstes Originalmaterial spiegelt das Amerika der Gegenwart wider, handelt von Umweltzerstörung (´The Day The Mississippi Died´) und unvermeidlichen Konsequenzen des Lebens (´Lawman´), aber auch von körperlichen Verlusten im Alter (´Here Stands A Woman´), Entfremdung und Gelegenheitsliebe (´North Country´) und von einem langen Leben zu zweit (´Howdy Howdy´).

Musikalisch bleibt das Duo sich und seiner Musik treu. Ihre Erzählungen und Berichte werden natürlich von wehklagenden und reduzierten Singer-Songwriter-, Folk- sowie Country-Songs eingerahmt. Das Akustik-Gitarrenspiel und wunderbare Fingerpicking (´The Bells And The Birds´) wird daher selten um Orgel und Pedal Steel erweitert. Einige der Kompositionen (etwa ´What We Had´) erhalten allerdings durch eine Streichergruppe sanfte Orchestrierungen, wie sie etwa von dem Projekt DAVE RAWLINGS MACHINE bekannt ist, während Gillian Welchs Leadgesang wie eh und je sanft und atemberaubend schön ist.

(9 Punkte)

´Woodland Studios´ wurde natürlich in den wiederaufgebauten “Woodland Sound Studios” in Nashville, Tennessee, aufgenommen, von David Rawlings produziert, direkt von den Originalbändern gemastert, über spezielle Ortofon-Verstärker auf einem Neumann VMS-80-Schneidesystem, sowie bei “Paramount Pressings” in Denver gepresst. Das Ergebnis ist eine erstklassige Aufnahme, eine herausragende Pressung in atemberaubender Klangqualität und einem edlen, dick kartonierten Klappcover.

Die Musiker des Albums sind Gillian Welch (Gesang, Gitarre, Bass, Banjo), David Rawlings (Gesang, Gitarre, Orgel, Gitarre, Mundharmonika, Streicharrangements), Brian Allen (Bass), Russ Pahl (Pedal Steel), Chris Powell (Schlagzeug), Morgan Jahnig (Bass), Ketch Secor (Geige), David Davidson, Jung-MinShin, Mary Kathryn Van Osdale, Jenny Bifano, David Angell, Wei Tsun Chang, Janet Darnell, Annaliese Kowert und Alicia Enstrom (Violine), Kristin Wilkinson, Chris Farrell, Monisa Angell, Seanad Chang und Betsy Lamb (Viola), Kevin Bate und Austin Hoke (Cello) sowie Jennifer Kummer und Patrick Walle (Waldhorn).

https://gillianwelch.bandcamp.com/album/woodland
https://www.facebook.com/gillianwelch

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