VIRGIN STEELE – Virgin Steele I
1982/2024 (Steamhammer/SPV) - Stil: Heavy Metal/Hardrock/Glam Metal
Es ist sicherlich keine Neuigkeit, dass ich ein Metal-Kind der 80er bin, und mit den Sounds aus dieser Zeit groß und stark wurde. Von einem „goldenen Zeitalter“ zu sprechen ist zweifellos nicht falsch, und wenn man bedenkt, dass die Identität des Hardrock und Heavy Metal in dieser Zeit erst geschmiedet wurde, wirkt im Nachhinein vieles davon noch originärer und noch unverbrauchter.
Das Debütalbum von VIRGIN STEELE war 1983 mein erster Kauf im gerade erst eröffneten „LP“-Schallplattenladen in der Bahnhofstraße in Heidelberg. Das weckt natürlich schöne Erinnerungen, und wie wichtig dieses Album in der damaligen Zeit gewesen ist, zeigt vor allem auch die Huldigung von Acts wie QUEENSRYCHE oder METALLICA, die ihre Bewunderung dafür schon Anfang der 80er in ihrer Fanpost an die Band zum Ausdruck brachten.
´Dead End Kids´ erinnert dann gar an eine Thrash-Band, die einen Midtempo-Song spielt, und Frontmann und Mastermind David DeFeis setzt auf diesem Werk noch viel mehr von seiner Falsett-Technik ein, aber es erinnert eher an unterbrochene Schreie als an seinen späteren Engelsgesang, und der Song hat viele solcher Ausbrüche.
´American Girl´ und ´Drive On Thru´ bieten hingegen astreinen Glam Metal, mit Refrains, die ein ungemein episches Gefühl in ihrer Dynamik und ihren Melodien vermitteln. Der Kontrast von harschen Gitarren und hohen Vocals war Anfang der 80er zwar recht verbreitet, aber dennoch etwas Neues.
Es gibt aber auch Momente von Prog Rock, wie etwa bei dem Intro ´Menuett In G Menor´, gefolgt vom harten Rocker ´Danger Zone´, der ein wenig an TRIUMPH in ihren besten Tagen erinnert, und wobei die versierte, geradezu meisterhafte Gitarrenarbeit von Jack Starr besonders stark zum Ausdruck kommt.
´Children Of The Storm´ war aufgrund des prägnanten Gesangs, seiner teils ätherischen Atmosphäre und besonders wegen seiner komplexen Struktur seiner Zeit ebenfalls voraus, und der epische Antrieb und die klassischen Musikmomente waren für 1982 geradezu avantgardistisch.
VIRGIN STEELE präsentierten auf ihrer Albumpremiere jedenfalls allerfeinsten Hard Rock im 70ies-Style à la LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE, der gemeinsam mit Glam Metal die Blütezeit des NWoBHM umkreist und eine Vielzahl schneller Rhythmen erkundet.
Wie nachhaltig das Album auch Jahrzehnte später noch wirkt, zeigt sich aber auch an der alten Liebe von Hetfield & Co. zu dieser Band, die einen Part von ´Children Of The Storm´ für den Refrain von ´Moth Into Flame´ verwendet haben, einen Song, den sie in ihrem Fanbrief Anfang der 80er besonders gewürdigt hatten.
„Steamhammer“ haben das Debütalbum nun in einer besonderen Jubiläums-Edition und als Remix sowohl als Digi-CD und Gatefold-Doppel-Vinyl-LP als auch in digitaler Form neu aufgelegt, und es enthält zusätzlich zahlreiche unveröffentlichte Bonustracks.
(9,5 Punkte)
https://www.facebook.com/VIRGINSTEELEOFFICIAL
https://www.facebook.com/SPVsteamhammer
Pic: Carmine Fergo