Satoko Fujii GEN – Altitude 1100 Meters

Das Repertoire der japanischen Pianistin und Komponistin Satoko Fujii umfasst neben Jazz und Rock auch zeitgenössische Klassik und traditionelle japanische Musik. Im Jahr 2022 veröffentlichte sie ihr 100. Album als Bandleaderin und ist mittlerweile auch als Komponistin für große Jazzensembles und Jazzorchester berühmt. Gegenwärtig komponierte sie allerdings erstmals in ihrer Aufnahmekarriere die Musik für ein Streichensemble.

Zu ihrem 60. Geburtstag setzte sie sich einen persönlichen Meilenstein, indem sie in jedem Monat des Jahres 2018 ein Album veröffentlichte. Den Meilenstein ihres 100. Albums erreichte sie zu keinem runden Geburtstag. Doch zu ihrem 65. Geburtstag entschied sie sich recht spontan, ihren Traum, für ein Streichensemble zu schreiben, zu diesem Anlass in die Realität umzusetzen.

Satoko Fujii produzierte zwar bereits im Duett mit den Violinisten Mark Feldman und Carla Kihlstedt gemeinsame Aufnahmen, aber noch nie mit mehreren Streichern zusammen. Da sie sich glücklich schätzen konnte, einige Streichmusiker persönlich zu kennen, konnte sie die Musik bereits mit der jeweils eigenständigen Stimme der einzelnen Musiker im Ohr komponieren.

Dafür genügten ihr im Jahr 2023 die vier Wochen, die sie mit ihrem Ehemann und ihren Eltern im Hochland von Nagano verbrachte, um der Hitze der Stadt zu entkommen. Auf 1100 Höhenmetern wurde sie gerade als Stadtmensch von der Aussicht auf die Berge und vor allem von der Höhenluft inspiriert.

Die fünf Teile ihrer gut einstündigen Suite sollten ihre eigenen Gefühle bei der Höhenluft von 1100 Metern zu verschiedenen Tageszeiten in Töne kleiden. Bei der Umsetzung sprach sie allen Musikern eine gleichberechtigte Rolle zu. Zudem wollte sie den einmaligen Charakter der Streicher hervorheben.

In jedem Teil der Suite nutzt Satoko Fujii eine reichhaltige Palette von Klangfarben. In ´Morning Haze´ schweben die Streicher hin und her, von Wolke zu Wolke. In ´Morning Sun´ ist die aufkommende Wärme durch die Morgenstunde hinweg von Sekunde zu Sekunde stärker, in einzelnen wilden Ausbrüchen und schließlich in einem Kraftausbruch spürbar. Dagegen scheinen alle dem ´Early Afternoon´ davon laufen zu wollen, so geschwind, samt prägnanten Bassläufen, springen die Töne sirenenhaft durch die Luft.

Im ´Light Rain´ wissen allerdings nicht alle, wohin sie der Weg führen wird, denn immer wieder huschen die Töne zwischen den Regentropfen hindurch, bis sie in einem Orkan toben und schäumen. In der ´Twilight´ streichen die Saiten melodische Töne, wenn nicht das Schlagzeug für Aufruhr sorgt, denn letztlich fliegen die Töne der Streicher durch die Luft und kommen in ihrer Wildheit wie ein Bienenschwarm über den Hörer. Auf 1100 Höhenmetern.

Die erste Aufführung der Suite ´Altitude 1100 Meters´ fand kurz nach Satoko Fujiis 65. Geburtstag statt. Danach bekamen sie und ihr neues Ensemble GEN, Japanisch für „Saite“, noch zwei Möglichkeiten, die Suite aufzuführen. Die Aufnahmen ihrer dritten Darbietung am 14. März 2024 werden nun unter dem Titel ´Altitude 1100 Meters´ auf Tonträgern veröffentlicht. Ein innovativer Moment, von Streichern intensiv in Stein gemeißelt, ein Meilenstein, der die Zeit überdauern wird.

(10 Punkte)

Yuriko Mukoujima (Violine)
Ayako Kato (Violine)
Atsuko Hatano (Viola und Electronics)
Hiroshi Yoshino (Bass)
Satoko Fujii (Piano)
Akira Horikoshi (Schlagzeug)

https://www.facebook.com/satokofujiipage

(VÖ: 24.01.2025)