ELECTRIC ORANGE – Ada
2024 (Cargo Records) - Stil: Space Rock / Psychedelic Rock / Krautrock
Es klingt zunächst ein wenig nach PINK FLOYD. Denn ELECTRIC ORANGE sind auf den Spuren des experimentellen Rock der Anfangsjahre. Als der Synthesizer und die Befreiung aus engen Strukturen zum spannenden Aufbruch in Großbritannien, aber auch in Deutschland führten.
Klar, wir sind jetzt ein paar Jahrzehnte weiter. Aber es ist nicht reiner Retrosound, der von der deutschen Band geboten wird. Die Band ist jetzt auch schon über 20 Jahre unterwegs und hat einen ziemlich hohen Output an Veröffentlichungen.
ELECTRIC ORANGE bringen aber durchaus eigene Ideen, wie die verzerrten Stimmen im Auftakt ´Henry’s Bead´ ein, die den experimentellen Charakter noch erhöhen. ´Dead Farm´ startet etwas strukturierter, driftet aber schnell in Richtung Space Rock ab. Das musikalische Rad wird hier nicht neu erfunden, aber die Band ist mutig und zerlegt immer wieder Strukturen und schafft daraus etwas Neues. Im Gegensatz zu den teilweise ähnlich gelagerten “Tonzonen-Records”-Label Bands gibt es wenig harte Gitarren und keine Stoner Rock-Einflüsse. Bei ´Erebus´ steht die Gitarre im akustischen Gewand im Vordergrund, wird aber nach KING CRIMSON’scher Manier schnell verzerrt und mit “Electro-Lurchi-Tönen” und harten Basstönen gekreuzt. Das ist spannend und eine Flöte versenkt die Dissonanzen gegen Ende im Wohlklang.
´Card Punch´ ist etwas technischer unterwegs, aber auch deutlich brachialer. Beim Titelsong erklingen zum zweiten Mal Gesangslinien. Dieses Mal auch eher konventionell, wenn auch wieder etwas elektronisch verfremdet. Sicher ist das der eingängigste Song ohne irgendwie “catchy” zu sein. ´Lucid Fames´ führt Free Jazz-Elemente und Fripp’sche Dekonstruktionen und Destruktionen ein. ´Tage Der Selbstmumifizierung´ (klasse Titelname) nimmt uns alle noch einmal auf eine wilde Space-Reise durch Raum und Zeit in Form von knapp zehn Minuten mit und erinnert mich ein wenig an den genialen Horror von ´The Waiting Room´ von GENESIS anno dazumal auf ´The Lamb Lies Down On Broadway´ (den ich im Musikunterricht der entsetzten Klasse bei meiner GENESIS-Präsentation näherbrachte). Die CD-Bonussongs ´Eight´ und ´Medora´ sind wieder strukturierter (zumindest der erstgenannte).
Insgesamt ist ´Ada´ fordernd. Das heißt, der Hörerin / dem Hörer wird Einiges an Aufmerksamkeit abverlangt. Anderseits lohnt es sich, sich mit der Musik von ELECTRIC ORANGE auseinandersetzen, denn es gibt auch jede Menge Spannendes zu entdecken. Für offene Ohren.
(8 Punkte)