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MEAN MISTREATER – Razor Wire

2024 (Dying Victims Productions) - Stil: Heavy Metal

Ich bin schon fast ein wenig spät, weil das gute Stück seit Februar 2024 als Eigenpressung auf LP und CD zu haben ist und Ende Juli 2024 vom deutschen Heavy Metal Label “Dying Victims Productions” nochmal lizensiert wurde. Ebenfalls verschiedene Tonträger Formate.

2025 soll alsbald der Nachfolger erscheinen. Sie waren nun schon in Deutschland auf Tour, haben sich eine Fanbase erspielt und das auch zurecht. MEAN MISTREATER sind die Schwesterband der kultigen Texaner WAR CLOUD, deren drei meisterliche Alben bei “Ripple Music” meine Sammlung bereichern und damit mein Leben.

Ja, da holt der Alte wieder weit aus. Sir Lord Doom und seine Lobeshymnen. Gemach, Gemach, Freunde, ich arbeite seit 2014 nicht mehr für den, der nicht genannt werden darf und schreibe auch keine Verkaufsreviews mehr für einen Versandkatalog. Mag es damals oft zurecht bemängelt worden sein, dass alle besprochenen Alben immer toll waren, nun, es war eben nur Verkaufspromotion. Inzwischen hab ich richtige Arbeit für große Jungs, verdiene richtig Geld und kauf mir die Musik halt selbst. Genau wie bei diesen fleißigen Cowboys, die sich ein zünftig freches Cowgirl ans Mikro geholt haben.

WAR CLOUD waren die Gewinner für mich mit ihrem auf dem metallischen Hardrock der späten 70er, treibenden Heavy Rock’n’Roll Elementen, die Vorbilder sind bekannt, einem Ansatz von frühem Heavy Metal der oberen Gewichtsklasse und einer gewissen punkigen Attitüde basierenden Sound. Mögen die Melodien auch mal spröderer Natur sein, ab einem gewissen Punkt ist Hymne angesagt.

MEAN MISTREATER sind nun eine Band, die den gleichen alten Traditionen folgt. Das fängt bei der würzigen Kürze der Platte an. 27 Minuten und gut ist es. Aber lieber acht Songs zwischen zweieinhalb und vier Minuten, die direkt auf den Punkt kommen, als 150 Minuten als 3LP. Zumindest im klassischen Heavy Metal.

Komplizierte Sachen findet man hier nicht, dafür kackige Leadgitarren, die dem guten Song an sich noch einen draufgeben. Das spröde Gesangsschnoddern von Frau Gonzales hat schon manchmal beinahe ein punkiges Flair und erinnert mich an diverse urbritische Streetpunk / Oi! Shouter. Das holen die Gitarren dann wieder rein mit metallischem Biss, stählerner Kraft und furiosen Soli. Die olle NWoBHM brachte den einfachen 77er UK Punk und die ausladendere Gitarrenrockmusik auf ein gemeinsames Level und vor der Zeit von epischen Hardrockhymnen hatten sogar die großen IRON MAIDEN sich diesem explosiven Mix verschrieben.

Bei MEAN MISTREATER trifft eben der bodenständige Heavy Metal Rock auf diesen sleazigen Rock’n’Roll Ausdruck und man geht lauthals und spröde zuwerke. Das macht eine Menge Spaß, wobei tatsächlich alles aus dem bestehenden Fundus der Inspirationen im Heavy Metal stammt und man tatsächlich ab der ersten Note schon die letzte zu kennen meint.

Dem ist nicht ganz so. Auch die ersten fünf Stücke haben bereits tiefere Momente, wo intensive Leads und herrlich kantige Riffs immer mal wieder die Seele kitzeln. Sie sind vornehmlich schwungvolle Heavy Metal-Songs mit viel Charme. Ich erwähnte ja die Soli, die blitzend und wirbelnd aus den Boxen toben und auf grundsoliden Akkordfolgen reiten.

Dieser grundsolide Aspekt, den schon die Labelgenossen von IRON CURTAIN mit viel Leidenschaft bravourös zelebrieren, wird natürlich zuerst für einen etwas biederen Retrocharme sorgen. 1983 bis 1986 war solche Musik sicher noch aufsehenerregend.

2024 ist sie es immer noch, wenn man sich drauf einlässt. Mich hat die LP um 20 Euro gekostet, also will ich, dass sie gut ist und bei mir bleiben muss. Die Songs sind allesamt schon gut, bleiben ab einem gewissen Punkt auch bei einem. Die lustvolle Spielweise, die bissig-biestige Attitüde und die charmant ehrliche Art sind dann die herausragenden Elemente und siehe da, es klappt auch ohne Alkohol mit der Liebe. Das hier ist pures Vergnügen, trotz gewisser tiefergehender Augenblicke. Die Band hat irgendwie Charisma. Das macht sie so liebenswert.

In schwitzigen Clubs mit brütender, beinahe explosiver Atmosphäre vor schmutzigem Undergroundpublikum funktioniert das. Daheim auf Platte selbstredend auch.

Es ist noch Luft nach oben, auch wenn hier sicher erfahrene Heavy Metal-People zusammen wirken. Aber das rettet die Platte nicht vor einer guten Note.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/meanmistreatertx

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