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SOFTSUN – Daylight In The Dark

2024 (Ripple Music) - Stil: Dronegaze/Post Rock

Ein norwegisch-amerikanisches Projekt, ein Trio, bestehend aus zwei amerikanischen Kerlen und einer norwegischen Lady. Lang aktive Musiker, die sich auch schon Jahre kennen, aber dies ist ihr Debüt als Band.

Es kommen die wildesten Stilnamen auf. “Dronegaze”, Postrock, hach. Wie gut, dass ich Beipackzettel meistens nicht lese. Postrock kann ja noch stimmen. Aber man muss den Menschen auch erklären, was sie hier hören.

Ich höre oft langsamen, zähflüssig brodelnden Heavy Sound mit hallenden melodischen Gitarren darüber. Dies eröffnet eine unaussprechliche Tiefe und scheint auch aus einer ebensolchen zu kommen. Die Sängerin, wenn es denn eine ist, schwebt inmitten des Schlundes, der in jene Tiefen weit unter unserer Realität führt. Die Melodien sind zauberhaft, wie ein Traumschleier.

Es passiert alles ganz langsam hier. Aber es kann auch eskalieren, wie beim ersten Song ´Unholy Waters´, wo die Leadgitarre auf einmal ein furioses Jaulen beginnt.
´Daylight In The Dark´, der zweite Song, führt das Konzept fort. Extrem verzerrter Fuzzbass, verträumte Gitarrenmelodien, der schwebende Gesang und sich eher träge dahinschleppendes Drumming mit einigen Steigerungen in Punkto Intensität. Das Traumwandeln des Lauschenden führt über eine dunkle Ebene, von deren Boden ein sanfter, aber immens dichter Nebel aufsteigt. Allein die Melodieführung drückt Zuversicht und Frieden aus und somit bleibt der Traum ein schöner Traum.

Das bringt mich zehn bis fünfzehn Jahre zurück, als eine neue Welle von psychedelischen Bands erschien und auf schamanische Weise alte Götter heraufbeschwor. SOFTSUN dringen nun direkt in die Tiefen der göttlichen Dimension vor.

Etwas zerriger und aktiver wirkt ´Exit Wounds´. Die geheimnisvolle Gesangsmelodie verschmilzt mit dem Dröhnen und Donnern der Gitarren, die mit viel Echo wie aus einer fremden Dimension zu uns zu sprechen scheinen. Das ist die Musik, die Dich des Nachtens in der Wüste gehört auch ohne Peyote in ganz andere Sphären weitab aller menschlich irdischen Profanität schießt.

Immer wieder werde ich von den Wogen an Leadgitarre hingeworfen und muss die Eruption eben Jener über mich ergehen lassen, ohne mich ihrer erwehren zu können, ja gar zu wollen. Dieses Anschwellen und Abschwellen, dieses Zerfließen von Strukturen zu einem Chaos und die Geburt neuer Melodien daraus ist so absolut mächtig. Da ist es unbedeutsam, dass im Grunde für die Dauer des Albums wenig Variation geboten wird. Das ist nicht Sinn dieser mystifizierenden Rockmusik, die Dich auf ihren Schultern gen Ewigkeit trägt. Ich habe schon Funeral Doom genossen, für mich ist dieses erhabene Schweben absolut sinnlicher Hochgenuss.

“Ripple Music“ gehen hier wieder einen Schritt vom für das Label bekannten Heavy Rock fort und werden dennoch gerade wegen der Schwere und Tiefe der Musik von SOFTSUN alle Psychedelic- und Desert Rock-Fanatiker für den neuen Release gewinnen.

(8,5 Punkte)

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