JahresrückblickeMeilensteine

Flashback 2024

~ Unser geliebter kleiner Jahresrückblick ~


Das Jahr 2024 feiert seine letzten Tage und wir feiern mit Euch die schönsten Scheiben der vergangenen zwölf Monate.

Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, haben sich unsere Redakteure für den FLASHBACK 2024 nochmals ihre liebsten Scheiben des Jahres ins Gedächtnis gerufen und zu ihren eigenen Highlights ein paar Zeilen notiert. 

Daher können wir Euch, wie in jedem Jahr zu dieser Zeit, die Höhepunkte des Jahres 2024 präsentieren.

Alle teilnehmenden Redakteure schwadronieren in unserem ersten Teil des Flashbacks über ihre allerliebsten Scheiben aus zwölf Monaten und listen izweiten Teil unseres Flashbacks eine Übersicht ihrer jeweiligen Top 30 auf.

An dieser Stelle beginnen wir daher mit den funkelnden Schönheitspreisen.

 

 

Michael Haifls

Schönheitspreise

 

 

THE CURE – Songs Of A Lost World  Von Verlust, Vergänglichkeit und Sterblichkeit handelt der Stoff auf dem magischen Comeback-Album von THE CURE. ´Songs Of A Lost World´ ist ein Album wie aus einem Guss, das über das Ende von Allem, vom Hier und Jetzt sinniert. Schönere Weltuntergangsmelodien kann es für eine verlorene Zivilisation nicht geben.

TOM LIWA – Primzahlen aus dem Bardo – Aus dem Bardo, aus dem Schwebezustand einer anderen Bewusstseinsebene stammt der Stoff auf dem neuerlichen Meisterstück von Tom Liwa. ´Primzahlen aus dem Bardo´ ist ein Doppelalbum und somit ein doppelter Schwall an Erzählungen aus dem Leben des Künstlers. Schönere, aufhellendere Lebensgeschichten kann es in diesen dunklen Tagen nicht geben.

SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM – Of The Last Human Being – Von kryptischen sowie esoterischen oder auch klischeehaften Geschichten handelt der Stoff bei der Wiederauferstehung von SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM. Der Weltuntergangskult hat im Gepäck von ´Of The Last Human Being´ nochmals Hymnen und Beschwörungsformeln. Die, die bereits in den Nullerjahren die Apokalypse feierten, könnten im Hier und Jetzt keine schöneren Songs für die Gegenwart komponieren und aufführen.

SAVAGE OATH – Divine Battle – Aus dem echten Metal-Valhalla stammt der Stoff auf dem meisterlichen Debütalbum von SAVAGE OATH. ´Divine Battle´ preist den Kampf mit dem Blut der Altvorderen. Bei diesem großen Gesang von Brendan Radigan, bei diesen großen Hymnen, bei dieser Kampfeslust stimmen alle in den Chor mit ein. Denn schönere Hymnen aus dem Kampf und dem Leben kann es zu dieser hoffnungsfrohen Untergangsstimmung nicht geben.

HAVEN OF ECHOES – Memento Vivere – Aus den Sphären des Progressive Rock und Artrock stammt der Stoff mit dem HAVEN OF ECHOES im Hier und Jetzt ´Memento Vivere´ zelebrieren. Grenzenlos durchwaten sie lange und noch längere Epen für die Ewigkeit. Schönere Harmonien des Progressive Rock und Metal sowie New Artrock dürfte es in dieser hoffnungslosen Welt nicht geben.

 

 

Marcus Köhlers

Schönheitspreise

 

 

HIGH ON FIRE – Cometh The Storm – Mastermind Matt Pike hat in den sechs Jahren seit dem Vorgänger ´Electric Messiah´ ganz offensichtlich all seine Kraft, Inspiration und Kreativität gebündelt, um elf perfekte Songs zu schreiben, von denen jeder für sich wie eine High-End-Version aus der bisherigen Sound-Palette der drei Kalifornier steht.

´Cometh The Storm´ ist eine neue Maßstäbe setzende Darbietung, voller Kraft und kompromissloser Haltung, und setzt der Jahrzehnte langen, unermüdlichen Kreativität Pikes nun endlich die Krone auf. Die „Zehn“ hat er sich nach all den Jahren jedenfalls redlich verdient. PLAY IT LOUD! PURE GENIUS! ALBUM OF THE YEAR!

MELVINS – Tarantula Heart – Wenn es nach der Apokalypse noch etwas Lebendes auf unserem Planeten gibt, dann sind es ganz sicher die MELVINS! Mehr als 40 Jahre im Geschäft, dazu gefühlt noch jedes Jahr ein neues Album – diese Herren sind eben einfach unkaputtbar.

Ihr experimenteller Kunstlärm war schon von jeher das Gegenteil von allem Populären und Nachgeahmten, und die Besonderheit an ´Tarantula Heart´ ist, dass es sich um eine epische Jamsession gehandelt hat, aus der erst im Nachgang die Songs extrahiert und geformt wurden. Auch das beherrschen sie ganz famos und liefern eines ihrer stärksten Alben seit der Jahrtausendwende ab!

BLOOD INCANTATION – Absolute Elsewhere – Wie viele verrückte Runden habe ich bloß mit diesem Album gedreht – ein twisted, fucking Geniestreich!  BLOOD INCANTATION waren jedenfalls schon zu Beginn ihrer Karriere absolute Mavericks und etablierten bereits früh ihre Widescreen-Visionen an kosmischen Sounds.

Mit ´Absolute Elsewhere´ haben sie nun eine Welt geschaffen, in der extremer Metal nur einer von vielen wichtigen Fäden im kaleidoskopischen Wandteppich ist. Das Album weigert sich vehement, in leicht verdaulichen Stücken verzehrt zu werden, und das Colorado-Quartett hat sich vor allem den kühnen Geist des Progressive Rock der späten 60er und frühen 70er zunutze gemacht, und ihn auf ihre eigenen exzentrischen Ideen angewendet. Es ist majestätischer Glanz und kreativer Wahnsinn zugleich!

TY SEGALL – Three Bells – Anfang Juli boten TY SEGALL und Band im Berliner „Festsaal Kreuzberg“ rund zwei Stunden lang eine sowohl mitreißende wie perfekt gespielte Show, bei der schwerpunktmäßig Songs des ausgezeichneten aktuellen Albums ´Three Bells´ präsentiert wurden.

Segall drückt auf seinem neuesten Werk erneut auf sein kreatives Pedal, mit haufenweise knorrigen Arrangements und dem guten alten, verrückten Rock´n´Roll. Er präsentiert mehr als eine Stunde seines musikalischen Bewusstseinsstroms, der wild und frei zwischen Garagen Rock, Psychedelia, Noise Rock und Folk umherschweift – und die Ergebnisse sind unvorhersehbar, im positiven Sinne unvollkommen und absolut faszinierend!

CHELSEA WOLFE – She Reaches Out To She Reaches Out To She – Ich erinnere mich immer wieder gerne an den prachtvollen Herbstabend im letzten November, als CHELSEA WOLFE in der „Roten Fabrik“, Zürich eines ihrer wenigen Konzerte im deutschsprachigen Raum der aktuellen Tour darbot. Ihr Album ´She Reaches Out To She Reaches Out To She´ gehört für mich neben eben dieser Show zu den absoluten Highlights dieses Jahres.

Es ist ein herzzerreißendes Meisterwerk, mit Ausflügen in Vintage-Style Trip-Hop, Industrial und Metal, und Wolfe erzählt darin die manchmal chaotische, aber meist düstere Geschichte einer Wiedergeburt im Prozess, zusammengehalten von ihrer atemberaubenden, abwechselnd verzweifelten und beruhigenden Stimme.

 

 

Harald Pfeiffers

Schönheitspreise

 

 

AMYL AND THE SNIFFERS – Cartoon Darkness – Dass ´Cartoon Darkness´ erst das dritte vollständige Album ist, das muss man sich aufgrund der Omnipräsenz der Band seit dem Vorgänger ´Comfort To Me´ erst einmal vergegenwärtigen. Und dieses dritte Album wurde mit hohen Erwartungen belegt. Und nein – die Band agiert immer noch so kompromisslos wie vorher, musikalisch und textlich. Das wird schon beim Opener ´Jerkin’´ sofort klar. Und nein – die Band reproduziert ihren erfolgreichen Stil nicht einfach. ´Big Dreams´ und ´Bailing On Me´ zeigen melodischere Seiten, ´Me And The Girls´ vergrößert das musikalische Spektrum zusätzlich. Was bleibt, ist die rotzige Stimme und die deutlichen textlichen Aussagen von Amy Taylor und die musikalische Basis der Mitstreiter Declan Martens, Fergus Romer und Bryce Wilson, die das Beste aus Jahrzehnten australischen Rocks und aus dem Punk zu einer starken und unwiderstehlichen Mischung verbinden. Zurecht ein Erfolg und live noch besser. Klarer Jahressieger für mich.

CEDRIC BURNSIDE – Hill Country Love – ´Hill Country Love´ gehört zum Schönsten und Besten, was in den letzten Jahren in der großen Familie des Blues Rock veröffentlicht wurde. Der hier speziell gespielte ´Hill Country Blues´ setzt über das ganze Album originelle Akzente und Höhepunkte. Cedric singt famos und spielt meisterlich Gitarre, obwohl er eigentlich ein hochgelobter Schlagzeuger ist. Das ist in seiner Ursprünglichkeit und Authentizität fast nicht zu toppen. Auch seine Songwriting-Qualitäten sind enorm. Es gab viele gute Blues-Veröffentlichungen in diesem Jahr, aber an die Intensivität und Musikalität von Cedric Burnside ist keine auch nur annähernd hingekommen.

NEW SKELETAL FACES – Until The Night – Mit jedem weiteren Anhören (und ich höre das Album sehr oft an) gewinnen NEW SKELETAL FACES mit ihrem alptraumhaften Mix aus CHRISTIAN DEATH, Black Metal und Post Punk Sympathie bei mir hinzu. Das Album kann sofort überzeugen, läuft aber nach ein paar Durchgängen erst richtig rund. In der klassischen Trio-Besetzung aus Drums, Bass und Gitarre gelingt es der Band, inklusive des morbiden Gesangs von Errol Fritz, dunkle Tonwelten voller Angst und Depression zu schaffen. Dabei sind die Songs sehr eingängig und lassen einen – wie der Gesang – nicht mehr so schnell los. Eine originelle Band, die Metaller, Gruftis und Nihilisten gleichzeitig überzeugen kann.

THE COLD STARES – The Southern – Bereits das siebte Album und schon der Vorgänger ´Voices´ hat es letztes Jahr in meine Top 5 geschafft. Auch ´The Southern´ klingt uramerikanisch und bedient – trotz des Albumnamens – aber deshalb nicht jedes Klischee. Nein, die Band schafft es jederzeit, Gefühl und Intellektualität in ihren Songs zu vereinen. Ab dem starken Opener ´Horse To Water´ macht das Power-Trio klar, dass das hohe Niveau des Vorgängers locker gehalten wird. Sänger Chris Tapp passt sich mit seinem starken Gesang dem Qualitätslevel an. THE COLD STARES gelingt wie fast keiner anderen Band der Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das sollte eine große Zukunft für die Band bedeuten.

THE GEORGIA THUNDERBOLTS – Rise Above It All – Der Süden der USA lebt. Politisch mag dort nicht alles auf höchstem Niveau sein, aber musikalisch muss man sich um die Südstaaten keine Sorgen machen. Drei Jahre nach ´Can We Get A Witness´ können sich die harten Burschen von THE GEORGIA THUNDERBOLTS sogar noch etwas steigern. Sie bauen selbstverständlich auf den glorreichen Tagen der großen Vorbilder wie LYNYRD SKYNYRD auf, es gelingt ihnen aber immer wieder, frische Ideen in die historische Basis einzubauen. Und sie sind Frankie Miller Fans, das heißt der britische Blues Rock fließt auch in ihre Musik ein. Ob Frankie oder THE FREE, bei ihnen sind alle Vorbilder vom Feinsten und das überträgt sich direkt auf die Musik. Mal sehen, wie die andere große Südstaatenhoffnung LARKIN‘ POE im Januar 2025 kontert.

 

 

Jürgen Tschamlers

Schönheitspreise

 

 

BOBBIE DAZZLE – Fandabidozi – Bestes Glam Album der letzten Jahre. Punkt.

HANDS OF GORO – Hands Of Goro – Metal, pure fucking Metal. So muss Untergrund klingen.

STAR RIDER – Outta Time – Speediger Metal aus Frankreich wie er besser kaum zu liefern geht.

ATROPHY – Asylum – Der Zeitmaschine entsprungen und einen legitimen, ohne Schwächen, Nachfolger nach 34 Jahren geliefert.

BEAUX GRIS GRIS AND THE APOCALYPSE – Hot Nostalgia Radio – Grandioser Blues Rock mit Soul- und Americana-Einflüssen und dem gewaltigen Gesang von Greta Valenti, machen dieses Album zu einem Vulkan an Emotionen und leidenschaftlichem Rock.

 

 

Less Leßmeisters

Schönheitspreise

 

 

DIAMONDS HADDER – Beyond The Breakers – Alles wird wieder gut, wenn die Dramaturgie von Musikstücken zusammen mit der gesanglichen Darbietung dir die Pelle auf beiden Arme und sonstwo aufkräuselt. Sollte dahinter tatsächlich eine KI digikomponieren, dann kann ich nur hoffen, dass die Menschheit lernt, wieder aufregendere Musik zu machen – ansonsten Hut ab vor dieser Scheibe, die von vorne bis hinten genau meins ist. Wer weiß – vielleicht bin ich ja ohne es zu wissen selbst ein T69 von Skynet?!

FOLTERKAMMER – Weibermacht – Alles wird endlich gut, wenn die schönste aller 72 Genderarten mit ihren Lustsklaven operesken Sex-Blackmetal auf die Menschheit loslässt, der dir durch die Lenden in dein Hirn kopuliert und der einzig wahren Domina Andromedas Stimme jegliche Zweifel wie Weingläser zerplatzen lässt bis du wieder genau weißt, was du eigentlich bist. In der Rocky Horror Picture Show hieß es damals: „Don’ dream it – be it.” Dieses Album wäre der perfekte Soundtrack für eine zeitgemäße Heavy Porn Cinema Show! Make love not war.

VANDEN PLAS – The Empyrean Equation Of The Long Lost Things – Es wird alles wieder gut, wenn man als Progmetalfan nicht ständig Angst vor dem haben muß, was die Szenegrößen auf ihren neuesten Werken verzapfen, sondern stets blind beim aktuellen Output der sogenannten „zweiten Liga“ Heroes zugreifen kann und ein ums andere Mal mit Stoff versorgt wird, der normalerweise nur in der Champions-League goutiert wird. Von musikalischen Umsetzungen in Theatern auf den Bühnen dieser Welt ganz zu schweigen. Stell‘ dir vor, Kaiserslautern holt den DFB Pokal und niemand kriegt’s mit.

SAMSAS TRAUM – Kalk – Es wird alles wieder gut, wenn SAMSAS TRAUM endlich wieder die Arschbombe des Monats in der Printwelt für ein neues Black Metal Album bekommen, welches keiner kapiert, da dieser durchgeknallte Alex russische statt norwegische Wurzeln hat, Independent nichts mit Metal zu tun haben darf, deutsche Sprache und Humor schon mal garnicht dazu passen und SAMSAS TRAUM sowieso schon immer Scheiße waren, als sie diese vielen anderen nicht nachzuvollziehenden musikalischen Randbereiche ausleuchteten, die allenfalls ihre minimale Fanschar angeblich begreift. Yes, I am one of them.

SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR – The?Truth – Es wird alles wieder gut, wenn man als progressiver Musikgeniesser nicht ständig alles wiedergekäut bekommt, was gegen Ende der Neo-Prog-Phase irgendwann furchtbar langweilig und vorhersehbar wurde. Seit Erfindung von Konzeptalben mit einer multiplen Sängerriege liebe ich diese Art anspruchsvollen Bombast-Rock bis Metal, muss aber gestehen, daß die Qualität von AYREON nur sehr selten zu finden ist. Ausser, man geht sieben Schritte weiter, durchschreitet die unscheinbare grüne Tür und findert sich wieder im musikalischen Schlaraffenland. Der dritte Teil einer unerreichten Trilogie, um mich zu knechten.

 

 

Sir Lord Dooms

Schönheitspreise

 

 

NACHTMYSTIUM – Blight Privilege – Black Metal muss auch irgendwo Rebellion sein, muss anecken und die Menschen unangenehm berühren, weil er an ihren Grundfesten rüttelt. Ich mag sowas. Deswegen liebe ich NACHTMYSTIUM. Auch auf dem neuen Album, dem ersten nach 10 Jahren, 2018 gab es “nur” eine EP, hat Mastermind Blake Judd wieder alle verrückt gemacht. Die Musik ist aber auch verboten melodisch, eingängig, vielschichtig, Schubladen sprengend und Stöcke aus dem Arsch ziehend. War Metal-Neanderthaler und TRVE BLACK METAL-Pandakratzbürsten bekommen die Krise. Hier trifft schwebender 70er Rock auf Neoprog und Gothic Rock inmitten rasanter Gitarrenattacken und tosendem Schlagzeug. Letzteres übrigens technisch auf Höchstlevel. Beste NACHTMYSTIUM ever und wunderbar provokant.

SENTRY – Sentry – Nichts ist tot, was ewig lebt. MANILLA ROAD sind also nicht tot, sie heißen nur anders. Hab ich grad geHABECKt? Egal, ist so. Willkommen bei SENTRY. Epic Metal gibt es viel diese Tage, meist so arm an Melodien, daß man hinterher nichts mehr von den Songs weiss. SENTRY machen es anders. Ja, die Stücke sind fast schon ausladende Spaziergänge durch mystische Klanglandschaften im Heavy Metal Gewand. Aber ihre emotionale Tiefe ist unermesslich und die Melodiebögen schaffen auf der Stelle eine Hymnenqualität und damit eine Frische, wie ich sie oft seit den 80ern vermisst habe. Die deutsch – amerikanische Freundschaft hat hier Songs erschaffen, die wirklich neu und ungehört klingen. Und das 2024 mit ganz traditionellen Mitteln.

JUPITER CYCLOPS – Age Of The Ufonaut – Yess, Traditionsheavyrock und – Metal, aber was für ein Brecher. Mehr auf die 70er bezogen und dem schmutzig doomigen Hardrock der frühen bis mittleren 90er nicht abgeneigt, verquirlen sie ihre Einflüsse aus der schweren Gitarrenmusik mit protometallischer Kraft und Eleganz. Die Soli sind zumeist kleine bis mittlere Meisterwerke, die fetzend und brodelnd die Seele zerlegen. Gesanglich charismatisch sind die Melodien aus der Kehle zuerst dezent schroff und sehr erdig, aber dann gehen sie rein und bleiben. Also, geiler Mix aus RIOT, JUDAS PRIEST, BUDGiE, Y&T, COC und PENTAGRAM. Heavy to the bone.

SCALD – Ancient Doom Metal – Ihr einziges Werk aus den 90ern war Kult im epischen Doommetal. Der tragische Unfalltod des Sängers befeuerte diesen kultigen Status als heiliger Gral noch mehr. Diverse Wiederveröffentlichungen und Archivplatten später kommt also nach bald 30 Jahren eine neue Schallplatte der Russen. Und die kann es. Sie schwelgen nach wie vor in von tragischen Harmonien beherrschter Gitarrenwucht, haben mit Tausendsassa Felipe Plaza Kutzbach (u.a. PROCESSION und CAPILLA ARDIENTE) einen neuen charismatischen Sänger aus dem Epic Doom in ihren Reihen und schreiben nach wie vor diese Songs, die bei aller Liebe zu den Genretraditionen noch immer erfrischend klingen und im Hirn vor Anker gehen. Und das ist sehr selten geworden. Epic Doom Freunde müssen dieses Meisterwerk bei sich haben.

DARKTHRONE – It Beckons Us All – Ja, sie sind einfach liebenswert. Vom technischen Deathmetal ihrer Jugend und über den grimmigen Blackmetal der Folgejahre haben sie sich zu einer raueren Kauzmetaltruppe entwickelt, die gerade in den letzten Jahren einige herausragende und die Stock – Im – Arsch – Community im Blackmetal zu Stürmen der Entrüstung provozierende Alben auf die Welt losgelassen haben, welche immer einen ebenso rauen wie herzlichen Sound und Stil fuhren, der die beiden alten Krachbrüder so unverwechselbar macht. 2024 ist dem immer noch so. Kantige Heavy Metal Songs mit allenfalls schwarzmetallischer Oberfläche sind ihr Ding, oft episch und ausladend, wie ein Spaziergang über die schroffen Klippen an der norwegischen Küste. DARKTHRONE sind und bleiben einfach sie selbst und spielen in ihrer eigenen Liga.

 

 

Markus Gps’

Schönheitspreise

 

 

WITHERFALL – Sounds Of The Forgotten – Schon im Review zu unserer Maiherrlichkeit stand es schwarz auf gelb geschrieben, WITHERFALL sind die beste metallische Musikformation der Gegenwart. Nach dem etwas gewöhnlicheren Vorgänger sind sie mit mutigerem Songwriting zurück und kredenzen neben den vielleicht härtesten Songs ihrer Karriere als Kontrast einen enorm hohen Anteil ruhiger und atmosphärischer Parts. Die Komplettballade ´Where Do I Begin´ ist dabei wohl das beste was man seit ANNIHILATORs ´Phoenix Rising´ oder ´Believe´ von SAVATAGE gehört hat, sucht es euch aus. WITHERFALL hauchen nicht nur den natürlich nie vergessenen Sounds von SANCTUARY, sondern der ganzen US METAL Schiene neues Leben ein.

LEVIATHAN – Stories Of Imperceptible Light – Seit 2018 und dem mittlerweile vierten Album steht der Brasilianer Rafael Gazal mit seiner formvollendeten Prog-Stimme, die immer wieder auch ETHEREAL ARCHITECT Erinnerungen wachruft, den US Prog Metal-Urgesteinen vor und hat zwischendrin ja noch das CYCLOPEAN WALLS Meisterwerk eingesungen. Weitgehend unbemerkt haben sich LEVIATHAN in ihrer zweiten Bandphase seit 2011 ins perfekte Licht gerückt und sich peu-a-peu mit ihrem nun sogar stimmigsten Werk überhaupt zur besten traditionellen Prog Metal-Band der Gegenwart gemausert. Alleine das nicht nur zu Beginn ganz ARK überragende ´In Our Lifetime´ lässt als Song des Jahres fast keinen anderen Schluss zu. Für einen Live Auftritt würde ich viel geben.

AIWAZ – Darrkh… It is! – Man schließe die Augen und stelle sich vor so unterschiedlich doomige Farbschattierungen wie MY DYING BRIDE, HEXVESSEL oder WHILE HEAVEN WEPT verschmelzen zu einem frisch gepinselten Klassiker Kunstwerk. So dunkel finde ich es hier gar nicht, aber gaaanz lanngh it is her, dass solche Emotionen auf einem Album freigesetzt wurden.

ROSALIE CUNNINGHAM – To Shoot Another Day – Auch wenn viele meinen, die Flower Power Magie entstehe hier erst auf der Bühne in Kombination mit ihrer vorzüglichen Liveband so richtig. Dem ist nicht so, die extrem vielfältigen, aber ausgeklügelten Songs sind die Basis und funktionieren spätestens nun auch auf kompletter Albumlänge. Andersrum hat man die Liveatmosphäre quasi vor Augen, wenn man mit geschlossenen Augen durchs Wohnzimmer performt und den Wäscheständer abräumt. In den 70ern wäre Rosalie ein Superstar gewesen, aber was nicht ist….James Bond lässt derweil seine nächste Mission platzen und reist der Band ab sofort hinterher. Geschossen wird frühestens wieder morgen.

MYRATH – Karma – Das neue Album ist so etwas wie die Essenz aller ihrer Werke und lässt stärker als zuletzt wieder die etwas progressivere Frühphase mit einfließen, auch wenn es soundmäßig moderner ausgestaltet wurde. In der Folge rennen sie mit ihren Glitzer-, Prog- und, na ja zumindest etwas Weichstahlelementen natürlich schon in diesem Leben alle offenen Türen ein. Keiner anderen aktuellen Band gelingt es indes, die vielen orientalischen Elemente zu so einem perfekten Sound zu verschmelzen. Ein Alleinstellungsmerkmal. Hier weiß man gar nicht welchen Song man herausheben soll.

 

 

[ Die Top 30 unserer teilnehmenden Redakteure befinden sich im zweiten Teil – Die Feinheiten;
hier weiterklicken ! ]

 

 

 

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