Hardrock, Psychedelic Rock, ersterer etwas weniger klassisch 80er, mehr 90er, leicht doomig. Auf jeden Fall Traditionen folgend und sehr schön performt. Die melodische, aber manchmal echt rostige Stimme ist charismatisch. Der Gesang steckt voller Leidenschaft und großen Gefühlen. Was auffällt ist, dass die Band gerne einmal um die Ecke spielt, vertracktere und richtig ungerade Rhythmen einbaut in ihre Songs. Das kann man wohl über viele Bands sagen, aber auch über CORTEZ auf ihrem inzwischen vierten Album.
Wo sind die anderen hin? Wie wilde Gänse auf dem Weg gen Süden an mir vorbeigezogen. Was bei der Masse an Musik, die es da tagtäglich zu entdecken gibt, nicht verwunderlich ist. Schade? Wenn ich das neue Album so höre, dann ja. Wie ich schrieb, hier wird gute Musik auf Basis von älteren Klassikern geboten, die sich als einen kantig schmutzigen und intensiv brodelnden Hardrock präsentiert. Vielleicht sogar etwas primitiv punkig im Abgang. Aber immer auch hitverdächtig. Und das musste erstmal schaffen heutzutage. Alle Melodien sind geschrieben, alle Akkordabfolgen gespielt.
Was macht CORTEZ so geil? Die Leidenschaft bei der Performance, die Intensität ihrer Songs, die Vielfalt (was ein verkommenes Wort inzwischen, danke, Gesellschaft) an Tricks und Kniffen aus dem Handbuch für Heavy Rocker. Treibender Heavy Rock mit wütend punkiger Attitüde eröffnet, gleich danach Doom mit allerdings schwungvoll groovendem Unterbau und einigen treibenderen Momenten, dazu Melodien des Gesangs, die vor wilder Gefühle explodieren und Soli der Leadgitarre, die eruptiv brodeln, dabei dann immer voller spannender Wendungen stecken. Und so entwickeln sich Haken, die sich in Deiner Seele festkrallen. So kann man Traditionsheavyrock spielen und doch noch für Frische sorgen. Und gerade beim zweiten Song ´Leaders Of Nobody´ muss ich die Soli zum Ende hin nochmal hervorheben. Mal fast schon folkig rollend, mal episch schwebend. Immer so lustvoll inszeniert. Oder alleine die Aufforderung im Refrain des eröffnenden ´Gimme Danger´. “Gimme danger from my stereo”. Ja, Rock’n’Roll muss wieder gefährlich werden und damit meine ich nicht behinderte Neo Nazi Punkrock Stümper oder rituell mordende Black Metal-Satanisten. ´Stove Up´ hat einen verquer tänzelnden Rhythmus und trägt offen die Liebe zum erdig harten Sound der frühen 70er zur Schau. Gleiches Spiel wie bei den anderen Songs. Höllisch kochende Leadgitarren, die Dir die Haut vom Gesicht pellen und Riffs, die packend und irgendwie vertraut klingen, aber immer die böseren und verwegeneren Enkelsöhne der 70s Helden darstellen. THIN LIZZY, UFO, BLACK SABBATH, GRAND FUNK RAILROAD, MOUNTAIN, sie alle haben ihren Platz in der Sammlung derer Musikanten bei CORTEZ und werden wohl in rituellen Anhörzusammenkünften der Band in einem Zustand religiöser Verzückung aufgesogen. Das ist nun halt so.
Innovativ ist hier gar nichts. Aber meine Seele brennt grad so richtig. Für mich neben CURSE THE SUN die Kultentdeckung bei “Ripple Music” für dieses Jahr und die haben echt aufgefahren 2024. Das Jahr an sich ist übertrieben gut mit toller frischer Musik bestückt und CORTEZ sind Anwärter auf die TOP 20 bei mir.
(9 Punkte)
https://www.facebook.com/cortezboston
Pic: Lilly Dickinson