IOTUNN verfallen auf ihrem zweiten, abendfüllenden Werk zwar nicht in die Extreme, beweisen sich aber gleichwohl als Verfechter einer großen stilistischen Bandbreite.
Ihre Kompositionen sind melancholisch und melodisch, sind düster und erhaben, sind atmosphärisch und episch veranlagt. Die Gitarrenläufe von Jens Nicolai Gräs und Jesper Gräs haben sich weder der death-metallischen noch der prog-metallischen Variante gänzlich verschrieben, sondern lassen sie auch mal black-metallisch treiben. Sänger Jón Aldará (auch HAMFERð, BARREN EARTH) lebt hingegen seine Stimmlagen meist klar und melodisch aus, streut allerdings auch immer wieder Growls ein.
´Kinship´ beinhaltet dementsprechende acht Songs, die eine wahre Berg und Talfahrt ermöglichen, vollgestopft mit Emotionen und Kolorierungen. Denn Wort für Wort nehmen IOTUNN ihre Hörerschaft mit in die Urzeit, in der prähistorische Stammesmitglieder mit ihren Lebensbedingungen hadern.
Über dreizehn Minuten lang führen IOTUNN mit ´Kinship Elegiac´ in dieses Werk ein. Beginnen progressiv flirrend, ehe die metallische Wucht Überhand gewinnt. Trotz einiger Growls werden im Hintergrund die prog-rockigen Fäden metallisch gesponnen. Mit elegischen Gitarrenläufen schwingen sie sich auf den Gipfel, den einstigen Helden PRIMORDIAL nicht unähnlich.
Im ersten großen Höhepunkt ´Mistland´ steigern sie sich über neun Minuten mehrfach ins Heroische. Selbst das schwarz angehauchte ´Twilight´ findet diesen Pfad. Ebenso verwöhnen die klaren Strukturen von ´The Coming End´ und ´I Feel The Night´ die Ohren, den Klängen der späten BORKNAGAR oder von IN VAIN nicht fern.
Zwischen der Akustikgitarren-Ballade ´Iridescent Way´ und dem finalen, sich über elf Minuten langsam entwickelnden ´The Anguished Ethereal´ trumpft nochmals das herausstechend aggressive und gänzlich herausragende ´Earth To Sky´ auf: “Irreversibly upended, earth to sky.”
(8,5 Punkte)
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Pic: Nikolaj Bransholm