Die griechische Band war tatsächlich schon im Jahr 1995 mit einem ersten Demo aktiv, dann wurde das Bandprojekt aber aufgrund widriger Umstände 1999 auf Eis gelegt. Seit 2019 sind die (inzwischen sechs) Griechen wieder aktiv und legen hier das dritte Album seit dem Comeback vor. Ihr Heil suchen auch sie im klassischen Metal, melodisch und gerne ab und zu auch etwas schneller.
Der Opener ´We Burn The Future´ und das anschließende ´Hellstorm´ machen gleich im Doppelpack klar, dass die Band sich gerne an Heroen der Vergangenheit ausrichtet und einen starken Hang zur Eingängigkeit hat. ´Heart Is A Lonely Hunter´ ist auch so ein eingängiger Titel, der dieses Rezept 1:1 umsetzt. Es geht auch noch bombastischer. ´Hands Held High´ legt mit viel Bombast los, mit kernigen Männerchören und symphonischen Keyboards und entwickelt sich zu einer kleinen Hymne mit vielen, vielen Klischees auf den Spuren der frühen MANOWAR. “In Union we stand….” singen sie, das kommt einem ja auch irgendwie sehr bekannt vor. Dieser Eindruck des “Kenne ich das nicht?” begleitet allerdings das ganze Album. Das muss ja jetzt aber nicht gleich ein entscheidender struktureller Nachteil sein.
So kommt das eine oder andere Déjà-vu auch beim Gesang von Sänger Mike Livas auf. Er liegt einfach schon einmal von der Tonhöhe irgendwo bei VIRGINE STEELEs David Defeis, auch musikalisch sehe ich bei einigen Songs eine große Schnittmenge zu den goldenen Zeiten dieser Band (´Reign Of The Tyrants´, ´Reborn´ ). Es hagelt auch JUDAS PRIEST-Riffs wie bei ´Manifest Of God´. Der Titelsong verabschiedet sich als melodischer Speed Track, stark an HELLOWEEN angelehnt. Das ist dann auch eine Band, an die man sich von Anfang an immer wieder erinnert fühlt.
Gitarrist Kiriakos Balanos zeichnet sich für das komplette Songwriting und Artwork verantwortlich. ´Utopia´ ist an sich sehr solide, aber wie bei anderen Veröffentlichungen der letzten Monate fehlt der eigene Stempel, um wirklich aus diesen vielen Veröffentlichungen herauszustechen. Da stellt sich mir schon die Frage: “Wer soll sich das alles in seine Sammlung stellen?” Vielleicht ist mein Problem, dass ich mit den ganzen Bands in den 80er Jahren aufgewachsen bin und mit ihrer Musik immer noch sehr vertraut bin. Vielleicht ist mein Bedürfnis an weiteren Veröffentlichungen, die hier zu 95-99 % anschließen, irgendwie gedeckt. Neumetallerinnen und -metaller sind da vielleicht aufnahmebereiter.
Denn auch hier gilt: vom Songwriting und der technischen Umsetzung ist die Band sehr ordentlich bis ziemlich stark, so dass es allgemein musikalisch wenig zu kritisieren gibt. Für Genreliebhaberinnen und -liebhaber ist das griechische Produkt auch dringend zu empfehlen.
(7,5 Punkte)
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(VÖ: 22.11.2024)