CULT OF SCARECROW – In Nomine Filiorum
2024 (Empire Records) – Stil: Groovy Doomy Dark Heavy Metal
Salut België! Der CULT OF SCARECROW hat mich mittlerweile zum dritten Male in seinen Bann gezogen und ich finde erneut keine Schublade, in die ich das neue Werk ´In Nomine Filiorum´ stopfen kann. War ich bei der gleichnamigen EP noch sicher, es mit außergewöhnlichem, leicht kauzigem Doom zu tun zu haben, verortete ich im folgenden Longplayer ´Tales Of The Sacrosanct Man´ eindeutige Thrashroots bei einem gehobenen Grooveanteil im dunklen Stahl.
Sehr erfreulich, dass es noch Bands gibt, deren sechs Musiker in unveränderter Besetzung zwei Longplayer aufnehmen. Diese Beständigkeit manifestiert sich im Songwriting und die neuen Tracks sind durchweg melodisch aber keineswegs verwässert, dies trifft auch auf die dezent eingesetzten Keyboards zu.
Highspeed-Gebolze braucht ihr nicht zu erwarten – das haben CULT OF SCARECROW auch nicht nötig um heavy zu sein. Die belgischen Vogelscheuchenkultpriester erschaffen ihre ureigene, düstere, doomige Atmosphäre ohne wirklich slow-slow Doom zum sein. Sie arbeiten mit fetten, thrashy Riffs – ohne knüppelnde Thrasher zu sein. Ihr Metal groovt wie Sau ohne fröhlich groovy zu sein.
Ihr ahnt es bereits: Der CULT OF SCARECROW bewegt sich zwischen sämtlichen Glaubensrichtung und lädt offene Musik-Atheisten ein, über den Tellerrand zu schauen. So düster wie die Welt momentan auf viele wirkt, zieht euch der Opener und Quasi-Titelsong ´In The Name of The Children´ mit einer unheimlichen, unheiligen, schweren Atmosphäre in die dunklen Abgründe des grausamen Treibens im absolut unchristlichen Kloster, dem man – besonders als heranwachsender Knabe – bessser fernbleiben sollte.
Unverkennbar wieder Filip De(r) Wildes charakteristischer Gesang, der hervorragend passt zur musikalischen Umsetzung der Dämonen im Kopf, die ´Phantom Pain´ verursachen oder der leider allzu oft gehörten Geschichte eines Kindesmörders, dessen krankes Hirn seine Taten auch nicht verhindert in der Umgebung des eigenen Kindeszimmers – dekoriert mit ´Rainbows And Unicorns´.
Filip erzählt von der Sage des ´Lord Of La Mancha´ Don Quijote und seinem Schöpfer oder der Erkenntnis, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist, welches uns Leichtgläubige mit fettesten Gitarren direkt auf die ´Road Ro Ruin´ führt als auch den Irren und Wirren des Lebens, dessen Credo ´Love Life Death´ durchaus positive Aspekte birgt.
Mit dem nachdenklichen, lebensbejahenden ´Reason To Live´ präsentieren die Belgier einen wahrhaft mächtigen Hit und das anfangs fast an METAL CHURCHs ´Watch The Children Pray´ erinnernde ´Sunday Child´, welches die Erinnerung an einen bereits gegangenen Freunde zur Thematik hat, schließt den Kreis und setzt das letzte Ausrufezeichen einer gefühlvollen, starken Metalscheibe, die sich mit kaum etwas wirklich vergleichen lässt, was im unterem Midtempobereich zwischen melodischem Thrash, Heavy Metal und Doom angesiedelt ist.
CULT OF SCARECROW haben weiterhin ein leichtes Tuning an den Stellrädchen ihres originellen Stiles vorgenommen und das Ergebnis wird alle kleinen Struwwelpeter begeistern können, die auf getragene uralt-METALLICA Nummern stehen (wie etwa ´For Whom The Bell Tolls´) und Bands wie NON FICTION, MINDFUNK, die legendären TORANAGA oder gar MORGANA LEFAY vergöttern. Absoluter Tipp für Feinschmecker!
Das Album für euch Kinder dieser Welt wurde eingspielt von:
Filip De Wilde – Gesang
Jan Van Der Poorten – Gitarre
Ivan De Strooper – Gitarre
Gunther ‘Gunny’ Poppe – Bass & Gesang
Robbie Eelbode – Keyboards
Nico Regelbrugge – Schlagzeug & Gesang