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FISH – Vigil In A Wilderness Of Mirrors (2024 Remix)

1990/2024 (Chocolate Frog Records) - Stil: Rock

In diesem Jahr schließt sich der Kreis. Nach über dreieinhalb Dekaden will Derek William Dick, eigentlich nur unter seinem Spitznamen bzw. Künstlernamen Fish bekannt, dem Musik-Business den Rücken zukehren. Die nach seinem letzten Studioalbum ´Weltschmerz´ geplante Abschiedstournee kann nun endlich durchgeführt werden: „Eine Tournee als Abschiedstournee zu bezeichnen, hat eine gewisse Schwere, und ich bin so froh, dass es mir gelungen ist, eine Best-of-Besetzung von Musikern aus meiner gesamten Live-Karriere zusammenzubringen. Es sind nicht nur hochtalentierte Musiker, sondern auch alte Freunde und Co-Autoren einiger meiner besten Songs. Es fühlt sich eher wie ein Hollywood-Film an, in dem sich Veteranen für eine letzte Mission zusammenfinden, als eine Rock‘n‘Roll-Tour.“

Passenderweise werden in diesem Zusammenhang seine ersten beiden Solo-Werke ´Vigil In A Wilderness Of Mirrors´ und ´Internal Exile´ als letzte Projekte auf seinem eigenen Label “Chocolate Frog Record Company” wiederveröffentlicht. „Es ist ein Gefühl der Vollendung, die ersten beiden Alben meiner Solokarriere erneut zu veröffentlichen, während ich mich der Farewell-Tour und meinem Rückzug aus der Musikindustrie nähere“, erklärt Fish. „Sie waren zu ihrer Zeit wegweisende Alben und die jüngsten Remixe von Calum Malcom haben ihnen neues Leben und neue Energie und eine völlig andere Dynamik verliehen. Die Schließung der Plattenfirma mit diesen Veröffentlichungen fühlt sich wie ein respektvoller und angemessener Abgang und ein dramatischer Abschluss einer Tür in meinem Leben an.“ Da er sich mittlerweile eher wie ein Autor, der singen kann, als wie ein Sänger, der schreiben kann, sieht, wird er seinen Lebensabend wohl mit dem Schreiben von Romanen verbringen.

1990 begann er allerdings voller Zuversicht seine Solo-Karriere.

Sein Solo-Debüt ´Vigil In A Wilderness Of Mirrors´ nahm er in den “Townhouse Studios” von London auf. Für das Cover-Artwork, mit persönlichen und politischen Anspielungen, konnte er den von MARILLION bekannten Illustrator Mark Wilkinson gewinnen. Dementsprechend verarbeiteten auch die Songtexte die aktuelle Weltlage, die auf dem Gipfel, auf dem Höhepunkt ihres Konsums angekommen schien.

Für Fish sollte ´Vigil In A Wilderness Of Mirrors´ ein Übergangsalbum werden. Die progressive Seite seiner Vergangenheit blitzt immer wieder zwischen sehr melodischen und poppigen Arrangements auf. Die Kompositionen besitzen allerdings eine große Musikalität, so dass viele Anhänger bis heute auf eine Fortsetzung im Sinne dieses Werkes warten. Es gibt Pop mit Bläsern (´Big Wedge´), Hard Rock (´View From The Hill´), Folk (´The Company´) und Prog (´Vigil´) in einer derartigen Bandbreite, um das Werk vielleicht sogar als Rückkehr zu Fishs musikalischen Wurzeln anzusehen.

Der Focus lag in vielen Fällen natürlich eindeutig auf der Stimme und ihren aussagekräftigen Texten mit einem gewissen Maß an schottischem Nationalstolz. Bei einem Song war IRON MAIDEN-Gitarrist Janick Gers mit im Boot (´View From The Hill´), bei den meisten der ehemalige DIRE STRAITS-Gitarrist Hal Lindes sowie Gitarrist Frank Usher aus Fishs Pre-Marillion-Tagen. Um den weiblichen Hintergrundgesang bei vier Liedern kümmerten sich Carol Kenyon und Tessa Niles, die ebenso zuvor auf ´Clutching At Straws´ zu hören war.

´Vigil In A Wilderness Of Mirrors´, von Calum Malcolm neu abgemischt, erscheint derzeit in drei verschiedenen Ausführungen: als 3-CD-Digipak inklusive eines Buchs mit Fotos, Illustrationen und Songtexten, als Deluxe Edition mit 4 CDs+Blu-ray mit gebundenem Buch sowie als 2-LP-Vinyl-Edition.

´Vigil In A Wilderness Of Mirrors´ beginnt mit dem fantastischen Titelstück ´Vigil´ äußerst ambitioniert. Über acht Minuten steigert sich eine siedende Stimmung mit leichten Parallelen zu MARILLION-Tagen, überrascht aber gleichzeitig mit Dudelsack und Flöten durch Davy Spillane.

Kurze Irritationen tauchen allerdings anschließend durch den Bläser-Einsatz der “The Kick Horns” im Poprock von ´Big Wedge´ auf. Die Kapitalismus-Kritik erinnert somit musikalisch unwillkürlich an den Achtzigerjahre Poprock, womöglich sogar an Phil Collins und GENESIS. Der Pop-Song ´State Of Mind´ erinnert eher an Peter Gabriel und besitzt diese fabelhaften Basslinien, großartige Perkussions, wunderbare Akustikgitarren und letztlich noch jaulende E-Gitarren; zudem ist der Song eine harsche Kritik an der britischen Politik in ihren Thatcher-Jahren.

Zu den ehrgeizigsten Stücken gehört noch unbedingt die progressive Folk-Rock-Komposition ´The Company´ mit Violine durch Aly Bain und Gavyn Wright sowie Flöte von Phil Cunningham, bei der es sich um eine Abrechnung mit seiner ehemaligen Band handeln kann. Mit ´A Gentleman’s Excuse Me´ hat Fish selbstverständlich auch ein Liebeslied geschrieben, bei dem er vom Klavier und einem 23-köpfigen Orchester begleitet wird.

Über TV-Voyeurismus sinniert der Sänger in ´The Voyeur (I Like To Watch)´ und über häusliche Gewalt in ´Family Business´, einer weiteren fabelhaften Komposition mit diesem Hauch von MARILLION. Den regulären Abschluss des Werkes setzt die romantische Ballade ´Cliché´.

Ohne Groupie- und Enthusiastentum verdient dieser erste Fish-Klassiker

9 Punkte

www.fishmusic.eu
https://www.facebook.com/derek.dick


Fish-Pics:
Coneyl Jay
Liam Dickson

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