Schöne Mogelpackung. Im Grunde zwar nach 15 Jahren neue Musik der Desert Rocker, die aus der KYUSS-Ursuppe entstanden sind, aber nur ein Song. Gleich der Opener ´Breathe´. Ein schöner, klassischen Heavy Rock nachempfundener Song mit coolen eruptivem Gitarrensolo im hinteren Teil. Er strahlt so eine bleierne Schwere und brütende Intensität aus, wie es nur die abendliche Wüstenluft im kalifornischen Hinterland kann. Die Gesangsstimme ist cool, hell und frech. Die Gesangsmelodie eher bodenständig und einfach. Sicher schon zuvor bei anderen Bands aufgetaucht, aber insgesamt ein Freude schenkender Aspekt des Songs.
Aus einer 1998er Session kommt der zweite Studiosong ´Never Boulevard´, eine verträumte psychedelische Ballade mit Popappeal. OASIS oder MONSTER MAGNET, wer kann das sagen? Beide in inniger Vereinigung? Oder doch HERMANO, wie sie lieben und wohl immer noch leben? Ich liebe diese singende Leadgitarre auf den akustischen Läufen und die Percussions statt Schlagzeug. Ein kurzes Solo und eine intensive versponnene Atmosphäre insgesamt geben uns hier eine tolle Nummer.
Es folgen vier Livenummern aus verschiedenen Jahren. Die erste ist ´Brother Bjork´, 2004 aufgenommen. Geniale, intensive Heavy Rock-Performance. Die Leadgitarre sägt jaulend und brodelnd ein cooles Hauptriff, die Rhythmusgitarre drückt knarzende Akkorde darunter. Der freche Leadgesang verzaubert. Besonders genial ist das wilde Schlagzeugspiel. Es tost entfesselt, baut ganz eigene Rhythmusfiguren in nicht unbedingt schnurgeraden Folgen und groovt meist unwiderstehlich dabei. Du wogst förmlich mit und wirst in der Atmosphäre der Aufnahme gefangen.
Dreimal Hellfest 2016 gibt es dann mit ´Senor Moreno’s Plan´, ´Love´ und ´Manager’s Special´, geilen Sound, geile Atmosphäre, freche Riffs und Vocals. So hypnotisch heavy die Musik ist, soviel klassischen Hardrock und Sleazerock haben die Kompositionen in sich. Die Musiker müssen ihre alten GRAND FUNK und AEROSMITH Platten förmlich inhaliert haben. Wenn man diesem 70s Hardrock noch ein wenig punkigen Straßenschmutz und bluesige Wüstenschwere beimengt, landet man bei HERMANO. Wenn die Leadgitarre förmlich explodiert, zerreißt es auch Deine Sinne in ihre einzelnen Atome. Erdig ist die Musik und doch rauschhaft. ´Love´ ist ein tolles Beispiel, so herrlich bluesig und doch wie eine psychedelische Eruption. Für Riff Fanatiker ein absolutes Gottesgeschenk. So ein wenig Hitverständnis haben die Burschen auch.
Alles in allem ist das hier sicher eine HERMANO-Fan-Platte. Aber auch unbedarfte Neuhörer können sie lieben. Auch Liebhaber von feistem, wildem Heavyrock ohne Bandbezug.
Mit ´Manager’s Special´ haben sie die treibende Heavy Rock / Punk Granate an den Schluss gesetzt. Die feurigen Soli brennen Dir förmlich die Seele aus dem Leib und das Drumming packt Dich, lässt Dich hilflos zappeln. Du tobst wie ein Stier und die Band tobt mit. Einfache, aber höchst intensive Nummer.
Platte kommt auf die lange Einkaufsliste und HERMANO an sich, deren Alben bald alle von “Ripple Music” neu aufgelegt werden sollen, bleiben im Fokus.
(8,5 Punkte)