LIVING COLOUR – Vivid
1988/2024 (Music On Vinyl) - Stil: Hard Rock/Funk Metal
Gitarrist Vernon Reid, ein echtes Kind der New Yorker Undergroundszene, stellte die ersten Bandformationen von LIVING COLOUR ab 1983 zusammen, tobte sich musikalisch aber noch im Funk, Punkrock und Jazz aus. Zwei Jahre später konnte er eine beständige Besetzung vereinigen, mit Sänger Corey Glover, der zuvor als Schauspieler eine kleine Rolle in Oliver Stones Antikriegsfilm “Platoon” besetzte, Bassist Muzz Skillings, der eigentlich eine Karriere bei der Berufsfeuerwehr im Auge hatte, und Schlagzeuger Will Calhoun, der nicht nur mit Harry Belafonte bereits auf Tournee war.
LIVING COLOUR engagierten die Manager Jim Grant und Roger Cramer sowie Lichtdesigner Andy Elias für ihre explosiven Live-Shows. Zwischenzeitlich war ROLLING STONES-Sänger Mick Jagger auf sie aufmerksam geworden und produzierte sogar zwei ihrer Demos. Diese medienwirksame Publicity weckte auch das Interesse der Plattenfirmen, so dass sie letztlich einen Vertrag bei “Epic Records” unterschreiben konnten.
Ihr Debütalbum nahmen sie über einige Monate hinweg in den “Skyline Studios”, “Sound on Sound” und “Right Track” von New York City auf. Nach seiner Veröffentlichung am 3. Mai 1988 wurde ´Vivid´ enthusiastisch aufgenommen. Die musikalische Mischung aus Hardrock und Heavy Metal mit Funk, Soul, Jazz und Pop sorgte spätestens mit der Ausstrahlung des Videos zu ´Cult Of Personality´ auf MTV für Furore. Der Musiksender zeichnete sie 1989 auch mit seinem “Music Award” als beste neue Künstler aus.
Somit gehörte das New Yorker Quartett zu den Pionieren des Crossover, denn sie hielten sich nicht an Genregrenzen und waren auch Song für Song auf den unterschiedlichsten musikalischen Pfaden unterwegs. Es war wahrhaftig in den späten Achtzigerjahren ebenfalls eine Seltenheit, dass eine Hardrock-Band ausschließlich aus Afroamerikanern bestand.
Die Anzahl der Künstler und Gruppen, die LIVING COLOUR beeinflusst haben, ist nicht an einer Hand abzuzählen, doch die Anzahl der Musiker, denen sie selbst die Tür geöffnet haben, ist dementsprechend noch weitaus größer.
Faktisch war und ist ´Vivid´ selbst in der Nachbetrachtung ein echtes Meisterwerk voller Hits, das aktuell in einer frischen und hervorragenden Vinyl-Pressung wieder genossen werden kann, mit einem der größten Eröffnungstracks der Rockgeschichte. ´Cult Of Personality´ beginnt sogar mit einem Zitat von Malcolm X und endet mit solchen von John F. Kennedy sowie Franklin D. Roosevelt.
Es folgen umgehend die Hits ´I Want To Know´ und ´Middle Man´ mit knackigen Rock-Riffs sowie die Mahnung über die Zerstörung des kreativen Geistes durch Drogen im metallischen ´Desperate People´ und die Anprangerung der Gentrifizierung in den Arbeitervierteln im Evergreen ´Open Letter (To A Landlord)´.
Das Album erlebt in ´Funny Vibe´ sogar einen Cameo-Auftritt von Chuck D sowie Flavor Flav und eine inspirierte Version des TALKING HEADS-Klassikers ´Memories Can’t Wait´.
Sodann folgen selbstredend die weiteren Hits ´Broken Hearts´ und ´Glamour Boys´ im Pop-Reggae-Metier über Nachtclub-Casanovas. Die letzten Klassiker heißen ´What’s Your Favorite Color?´ und ´Which Way To America?´ in Punk-Manier über die sozialen Klüfte in den Vereinigten Staaten von Amerika.
(Klassiker)