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CRUSHER – Uprising

2024 (Moburec Records) - Stil: Thrash

Trashmetal ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt. Wer die Entstehung und die Entwicklung der Szene seit den 80ern bis jetzt durchlebt hat, erleidet möglicherweise eine ähnliches Erwachen: Der klassische Thrash hat sich bei mir in seinen gesteckten Grenzen abgenutzt und nur wenige Bands schaffen es, mich noch zu begeistern. Zum Glück gibt’s CRUSHER.

Der Knüppelvierer aus Mainz hat sich in den letzten Jahren wirklich den Arsch abgespielt – gefühlt überall, wo eine Steckdose war, konnte man sich von den Livequalitäten der Männers überzeugen und mittlerweile ist das Erscheinen des Bandnamens auf den Billings kleinerer Festival schon ein Garant für einen bombigen Wakeup-Call (of the Wild).

Damit war es auch höchste Eisenbahn für einen Nachfolger der 2020er Virusscheibe ´Unleashed´, welche für die Verbreitung dieser elenden Schlampe namens Cor(i)na in dieser Zeit zwar nicht verantwortlich war, aber durch sie richtig schön ausgebremst wurde. Das sollte mit ´Uprising´ nicht passieren, denn die Zeichen stehen nun mit heißem Tonträger wieder auf Sturm!

Der Spagat zwischen klassisch deutschem Oldschool-Thrash bei weitaus höheren instrumentalen Fähigkeiten und moderner Produktion ist CRUSHER sehr gut gelungen. Röbins Röhre und Shoutstil erinnern hin und wieder an eine KREATUR namens Mille, die einen ganzen Araya-Braten verspeist hat. Abwechslungsreichtum, Härte mit oder trotz Melodien und vereinzelte Zwischenspiele mit Pianissimo und sanften Synthteppichen zum Luftholen wird auf ´Unleashed´ groß geschrieben.

Die ´Revolution´ startet direkt nach dem stimmigen “Western-Noir”-Intro und bringt sogleich Bewegung in die Knochen – “Rise up! Rise up!” – wer da ruhig bleibt, ist tot. Ebenso beim nachfolgenden Mosher ´B.A.T.´, der zum fröhlichen Gangshouting einlädt und die Brutalo-Granate ´Saviour´ lockt growlenderweise den Deathmetal-Freak aus dem Grab.

Sogar eine FROSTig-düstere Atmosphäre aus CELTIschen Landen lässt sich bei dem Killer ´I´ ausmachen, bevor wir südlich des Himmels in Sphären ´Deeper Than Hell´ absteigen, wobei gerade bei den in deutsch geshouteten Passagen ein Bastard aus SODOM und MACBETH erwacht und gegen Ende ein wild-melodisches Lead die Folkmetalfraktion auf die Tanzfläche ruft. Klingt blöd? Isso und iss geil!

Just zu Halloween passend startet ´The Cave´ mit einem coolen kleinen Horrorfilm-Lick und verwöhnt ebenso wie ´Before The Storm´ mit klasse Refrain als eine zielsicher gezündete Thrash-Hitgranate – inklusive mörderischem Araya-Gedenkscream. Letzteres muss ich unbedingt mal auf der nächsten Abschädelparty als Mashup mit ´Open Your Eyes´ von den GUANO APES laufen lassen, hehe.

´The Price Of Life´ bietet als “Longtrack” gar Riffs, die einem Tränen von Rührung beim Gedanken als auch Gedenken an ein germanisches Flaggschiff in die Glotzer treibt, welches einst WILD umherRUNNend die Speedmetalszene aufmischte, bevor es mit Johnny Depp-Karnevalskostümen in heimischen Gewässern langsam versank. Dieser Epikthrasher hier natürlich dunkler als jemals ein Rolf rockte.

Das phänomenale ´Call Of The Unseen´ erhält nun endlich auch seinen würdigen Platz auf einem physischen Tonträger, hat diese eigens für die WIESBADEN PHANTOMS geschriebene Einmarschhymne doch auf sämtliche Football-Kontrahenten die Wirkung eines Vorschlaghammers auf einen Taylor Swift Lippenstift und der Gegner denkt sich im Stillen nur: „Lauf, Forrest, lauf.“

Mit diesem Material sollten CRUSHER ein äußerst heißes Eisen für Veranstalter in der kommenden Festivalsaison sein und nicht „nur“ auf kleineren Bühnen gebucht werden, wenn „günstigste Tickets“, „billigste Bierpreise“ und „lokales Festival“ die Hauptmotivatoren für den Banger sind. Nehmen wir natürlich auch mit, aber die „ROCK HARD“-Klasse haben sie auf alle Fälle sowie den Rang eines der feinsten Thrashmetalalben des Jahres 2024.

ihr bekommt die Rübe schön weichgekloppt von:

Röbin (Shouter)
Michi (Gitarre)
Dominik (Gitarre)
Dennis (Schlagwerk)


www.crusher-metal.com
facebook.com/CrusherMetal

 

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