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THE SMILE – Cutouts

2024 (XL Recordings) - Stil: Art Rock/Post Punk/Experimental

´Cutouts´ ist das mittlerweile dritte Werk von THE SMILE, das Nebenprojekt von RADIOHEADs Thom Yorke und Jonny Greenwood, und es entstand aus denselben Sessions, aus denen erst im Januar das Vorgängeralbum ´Wall Of Eyes´ hervorging.

Die Strategie mit zwei Begleitalben, die im Abstand von weniger als einem Jahr veröffentlicht werden, ist der von RADIOHEADs ´Kid A´ und ´Amnesiac´ nicht unähnlich, und sie sind nach wie vor ein perfektes Beispiel dafür, wie eine Band ihren kreativen Ambitionen auf eine konzeptionellere Art und Weise nachgehen kann.

´Wall Of Eyes´ war knorrig, erdig und erfüllt von Jazz-inspiriertem Art-Rock, aber ´Cutouts´ ist mehr als nur ein Album voller Reste, denn es zeigt seine ganz eigene Persönlichkeit und eine andere Interpretation bekannter Musikthemen, von den schwungvollen Rhythmen von Tom Skinner bis hin zu der Kombination aus Synthesizern und Orchester, die das Fundament gleich mehrerer Songs bilden.

Die beiden Opener ´Foreign Spies´ und ´Instant Psalm´ wärmen das Lächeln dann auch unmittelbar wieder auf, gehüllt in einen eisigen Glanz, der dem der RADIOHEAD-Alben zu Beginn des Jahrhunderts ungemein ähnelt. Der erstgenannte Song ist eine düstere Ode an eine „schöne, mit Gold gepflasterte Welt“, die durch die Hybris der Menschheit zunichte gemacht wurde, während ´Instant Psalm´ mit seiner eindringlichen Elektronik für ein weit erdigeres Gefühl sorgt.

´Colors Fly´ spiegelt dann Greenwoods zunehmendes Eintauchen in die Musik des Nahen Ostens wider, beginnend mit auf der Gitarre gespielten östlichen Tonleitern, bevor es sich zu einer Mischung aus Holzbläsern und körperlosem Gesang entfaltet.

Von da an findet ´Cutouts´ seinen Weg in vertrautere Positionen, mit den schlüpfrigen, gitarrentreibenden ´Eyes & Mouth´ und ´Don’t Get Me Started´ beispielsweise, die sich über pulsierende Synthesizer schleichen.

Wie die früheren Alben der drei Briten hält auch ´Cutouts´ eine gesunde Balance zwischen seinen zahlreichen Stilen aufrecht, und die Songs bestechen vor allem durch ihre gut platzierten Tonartwechsel und die subtile Einführung neuer Instrumente.

Das Album bietet luftdichte Darbietungen, ohne den Improvisationscharakter der Band zu opfern, denn THE SMILE deuten immer noch auf eine scharf gestimmte Jazz-Combo hin, die sich mit ihren prägenden Melodien und der atemberaubenden Atmosphäre als Alternative zur Stammband von Greenwood und Yorke bereits bestens bewährt hat.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/thesmiletheband

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