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SCHAMMASCH – The Maldoror Chants: Old Ocean

2024 (Prosthetic Records) - Stil: Black Metal/Avantgarde/Post Metal/Experimental

Die Schweizer Black Metal-Avantgardisten SCHAMMASCH setzen mit ´Old Ocean´ ihre 2017 mit der EP ´The Maldoror Chants: Hermaphrodite´ begonnene Reise in die bizarren und mystischen Sphären von ´Les Chants De Maldoror´ fort, einem düsteren Literaturklassiker des 19. Jahrhunderts von Isidore Lucien Ducasse.

´The Maldoror Chants: Old Ocean´ ist nun ein Album geworden, das wiederum ungemein von der Spannung lebt, mit den Räumen zwischen Licht und Schatten spielt und den Hörer herausfordert, in diesen eindringlichen, düsteren Momenten zu verweilen. Die Instrumentierung ist grüblerisch und bedächtig, mit Gitarren, die wie ferner Donner toben und anschwellen, und Drums, die mit einer bedrohlichen, fast rituellen Kadenz pulsieren.

Nach dem meditativen Intro ´A Somber Mystery´ beginnt dann ´Your Waters Are Bitter´ mit cleanen Gitarrentönen, gefolgt von aggressivem, rauem Gesang, dicken Bassnoten und strafenden Riffs. Der Sound scheint sich wie am äußersten Rand des Bewusstseins zu bewegen, und der Band gelingt es sehr gut, atmosphärische Elemente einzubauen, die den Sound verstärken.

´They Have Found Their Master´ pulsiert hingegen anfangs mit einem gleichmäßigen Takt, fast wie ein Marsch, der in streitbare Töne übergeht. Geräusche brodeln dabei sanft und sind kurz davor, zu explodieren.

´Image Of The Infinite´ schreitet mit einem gleichmäßigen Sound und Gothic-Vibes voran, wobei weibliche Cleans der reichen Atmosphäre noch eine weitere Ebene hinzufügen.

Mit ´Crystal Waves´ startet dann ein weiterer Tauchgang in die Tiefe, und das Stück legt los mit einem langen Aufbau aus klaren Gitarren, schummrigen Tönen und anderen Spannungseffekten. Sänger Chris S.R. bricht das Schweigen dann nach der Zwei-Minuten-Marke mit seinem auf Gefahren einschwörenden Sprechgesang, während sich der Song fortwährend steigert.

Die Melodien sind, wenn auch manchmal subtil, von einer ungeheuren melancholischen Schönheit durchzogen und bilden einen gruseligen Kontrast zur Black Metal-Härte, die das Album nach wie vor phasenweise dominiert.

SCHAMMASCH demonstrieren auf ´The Maldoror Chants: Old Ocean´ eine stärkere Fokussierung von Bild und Vision. Die schwarze Metallbasis erweist sich für sie nach wie vor als leicht formbar, und es gelingt ihnen erneut mehr also nur gut, jede Ecke und jeden Winkel zu erkunden und gleichzeitig ein zugängliches Resultat zu präsentieren.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/SCHAMMASCH


(VÖ: 25.10.2024)
Pic: Ester Segarra

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