Ein Tom Morello sieht die Detroiter MC5 immer noch als wegweisende Band für seine Generation und natürlich auch schon für THE STOOGES und die Punk-Generation mit THE RAMONES, THE CLASH und THE SEX PISTOLS an. Denn MC5 spielten in den Sechzigerjahren revolutionäre Klänge aus Garagerock, Blues, Soul und Free Jazz, es waren die ersten Vorboten des Punk.
50 Jahre später sieht nicht nur die musikalische, sondern auch die politische Welt ganz anders aus. MC5-Gründungsmitglied Wayne Kramer und der originale MC5-Schlagzeuger Dennis ‘Machine Gun’ Thompson nahmen dennoch ihren letzten Kampf auf und arbeiteten an einem neuen Album von MC5.
Mit Bob Ezrin (Lou Reed, Alice Cooper, KISS) übernahm eine weitere Ikone den Produzentenstuhl, während Wayne Kramer mit dem Sänger/Songwriter Brad Brooks aus Oakland an den Liedern tüftelte. Tragischerweise starb Wayne Kramer noch vor Veröffentlichung im Februar 2024 an Bauchspeicheldrüsenkrebs und Schlagzeuger Dennis ‘Machine Gun’ Thompson obendrein noch im Mai 2024 an einem Herzinfarkt.
Beide starben in der Hoffnung, mit ihrem neuen Album ´Heavy Lifting´ an ihr bislang letztes MC5-Album ´High Time´ aus dem Jahre 1971 anknüpfen zu können.
Daher haben auch zahlreiche Musikerkollegen und Freunde ihren Beitrag geleistet: William DuVall (ALICE IN CHAINS) und Tim McIlrath (RISE AGAINST) haben Gesangsbeiträge beigesteuert, an den Gitarren unterstützten Slash (GUNS ‘N ROSES), Tom Morello (RATM), Vernon Reid (LIVING COLOUR) und Stevie Salas (PARLIAMENT FUNKADELIC, Rod Stewart) sowie Don Was (BOB WEIR & THE WOLF BROS.) und Vicki Randle (Aretha Franklin) am Bass sowie Abe Laboriel Jr. (Paul McCartney) und Winston Watson Jr. (Bob Dylan) am Schlagzeug sowie Joe Berry (M83) am Tenorsaxophon.
Somit ist ´Heavy Lifting´ ein großes Experiment geworden. Es gibt viele Momente, die tatsächlich an MC5 erinnern, obwohl sie in einem knackigen und zeitgemäßen Sound präsentiert werden. Doch Songs mit derart vielen Gast-Stars, die ihren eigenen Sound pflegen, auf einem MC5 Album auszubreiten, sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Dieses Experiment hätte Wayne Kramer mit seinen Freunden besser als Solo-Werk veröffentlicht. Bei einem Live-Auftritt kann man solche Abenteuer eingehen, aber nicht auf einem regulären Album von MC5.
Man kann natürlich auch Tom Morello sagen hören: “Fuck you, I won’t do what you tell me”, obwohl diese einst aufmüpfigen Musiker natürlich längst dem Establishment verfallen sind, oder dem ausgestreckten Mittelfinger von Wayne Kramer entgegenblicken und sich mit den guten Songs ´The Edge Of The Switchblade´, ´Boys Who Play With Matches´, ´Barbarians At The Gate´, ´Can’t Be Found´ oder ´Change No Change´ die Welt in diesen Tagen schön hören.
Man kann aber auch wie 1969 einfach schreien: “Kick out the jams motherfuckers!“
(7 Punkte)
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Pic: Margaret Saadi Kramer