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STRYPER – When We Were Kings

2024 (Frontiers) - Stil: Heavy Metal

Jesses Gott. Das ich einmal eine STRYPER-Platte bespreche, hätte ich nicht gedacht. Habe ich doch die Gruppe gemieden, wie der Beelzebub das Weihwasser. Nicht wegen ihrer christlichen Einstellung. Da will ich keine Missverständnisse aufkommen lassen. Ich liebe TROUBLE oder JACOB’S DREAM, die irgendwie auch christliche Lyrics verwendeten. Mir ist egal, ob über den Teufel, satanische Rituale oder Gott und die Welt gesungen wird, da habe ich keine Präferenzen. Und Bibeln beim Konzert auf den Kopf zu bekommen, ist mir notfalls lieber als rohes Fleisch und Gedärme. So viel zu den üblichen Witzchen und Vorurteilen.

Aber ehrlich: die STRYPER Bubis in ihren Spandex-Hosen waren irgendwie uncool. Aber die ganzen Glam-Metaller-Hairspray-Dosen-Junkies ja eigentlich auch. Und na ja, MANOWAR irgendwie auch und trotzdem liebe ich ihre ersten Alben. So genug des philosophischen Aperitifs und in den sauren Königsapfel gebissen.

Nun, seit dem 1985 veröffentlichten ´Soldiers Under Command´ hat die Band einen Teil ihrer Fangemeinde über die Jahrzehnte an sich gebunden. Am Anfang des neuen Jahrhunderts gab es allerdings eine über zehnjährige Schaffenspause, aber mit einem Live-Album und ´Reborn´ ist die Band 2005 wieder auferstanden. Und die Brüder Sweet sind weiter am Ruder und mit Gitarrist Oz Fox aka Richard Martinez ist damit dreiviertel der traditionellen Besetzung mit an Bord.

´End Of Days´ beginnt ganz ansprechend mit doppelter Gitarre und vielen Chören, die das Hymnenhafte verstärken. Der Sound der Produktion gefällt mir nicht so, aber die Gitarren duellieren sich ordentlich. ´Unforgivable´ ist ordentlich hart. Der Titelsong ist im Refrain etwas sehr klischeehaft. ´Betrayed By Love´ wäre auch ein guter DOKKEN Titel geworden. Das gefällt mir. Auch ´Loves Symphony´ kann durch Gitarrenpower überzeugen. Dann gibt es ein paar Durchhänger. ´Grateful´ klingt dann mehr nach Glam Rock als die neue THE SWEET (ist nicht so schwer), aber ist mir auch zu zuckrig süß. ´Divided By Design´ legt dann wieder an Härte zu, wie Jesus, als er die Händler und Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel vertrieb (okay, den blöden Vergleich nehme ich zurück). Mit dem speedigen ´Imperfect World´ verabschiedet sich die Band nach elf Songs.

Der Gesang ist mir persönlich meist zu prätentiös, aber das ist Geschmackssache. Wo es mir aber wirklich etwas fehlt, sind die originellen Songwriting-Ideen. Das ist aber insgesamt alles sehr ordentlich, aber wenig aufregend.

(7,25 Punkte)

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