CHAT PILE – Cool World
2024 (The Flenser) - Stil: Noise Rock/Post Punk/Sludge Metal
CHAT PILE aus Oklahoma City haben ihren Bandnamen von Bergen aus Giftmüll abgeleitet, und ihr zweites Album ´Cool World´ ist eine Anspielung auf einen weitgehend vergessenen Film aus den 90ern.
Während ihr Debütalbum ´God’s Country´ (2022) eine spürbare Auseinandersetzung mit Ehrfurcht gebietender Verzweiflung und Trauer war, eingebettet in die oft bedrückende moderne amerikanische Landschaft, bietet der Nachfolger sowohl thematisch wie klanglich eine Kontinuität des herausragenden ersten Werks und bewegt sich dieses Mal vom äußeren zum inneren Selbst.
Der Opener ´I Am Dog Now´ startet dann erst mit einem kopfzerreißenden Groove aus massiven Beats und steigert sich von einer warmen elektronischen Palette zu einem stampfenden, stotternden Angriff.
Luther Manholes Gitarrenspiel bringt dabei stets hypnotische, kalte und knirschende Zauber mit sich, aber auch wärmere Tonalitäten, wobei etwa ´Frownland´ genau das perfekt verkörpert, oder die ebenso strukturierten, zusammengekniffenen und gezogenen Saiten auf ´Tape´, das von blechern bis schneidend hin und her schwankt. Duana Denison und THE JESUS LIZARD schimmern hier durch, aber auch deutliche Einflüsse von UNSANE, MINISTRY oder NIRVANA lassen sich immer wieder heraushören.
Bassist Stin lässt dabei keine Gelegenheit aus, seine Noten zu einer Wand aus gewaltigem Schlamm werden zu lassen, und das gesamte Werk weist überhaupt eine größere Kontinuität in Ton und Energie auf als das Debüt oder die frühen EPs.
´Camcorder´ beginnt dann mit einem stampfenden, dreckigen Groove, der in eine freche, fast funkige Reihe von Riffs übergeht, man kann wirklich spüren, wie die Basssaiten vibrieren, wohingegen ´The New World´ in halsbrecherischem Tempo dahinrast, ein peitschender Wüter, der an der Grenze zwischen Noise Rock und Punk Metal angesiedelt ist.
CHAT PILE machen zwar kompromisslose Musik, aber wenn man genau hinschaut, wird man auch feststellen, dass es immer wieder untermauerte Anspielungen auf Melodien gibt, was der Band auch einen gewissen Crossover-Appeal verleiht – es ist ein glühender Aufruhr aus Melodien und Lärm!
(9 Punkte)