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MILES DAVIS – Tutu

1986/2024 (Rhino) - Stil: Electronic Pop Jazz

Der US-amerikanische Jazz-Trompeter Miles Davis versuchte beim Übergang in die Achtzigerjahre mit allerlei Persönlichkeiten der britischen Post Punk- und New Wave-Bewegung Schritt zu halten. Nebenbei spielte er bei TOTO auf dem Instrumentalstück ´Don‘t Stop Me Now´ und bei PRINCE auf dem Song ´Can I Play With U´.

Ebenso engagierte er sich mit dem Protestsong ´Sun City´ bei den “Artists United Against Apartheid” und nannte dementsprechend sein nächstes Album – als Tribut an den Erzbischof und Anti-Apartheid-Aktivisten Desmond Tutu – schlicht ´Tutu´.

Obwohl Miles Davis zwischenzeitlich eine Zusammenarbeit mit PRINCE in Betracht gezogen hatte, arbeitete er sein neuestes Werk mit dem Multiinstrumentalisten Marcus Miller aus. Bis auf wenige Ausnahmen schrieb Marcus Miller sogar alle Lieder für ´Tutu´ und produzierte das Studioalbum zusammen mit Tommy LiPuma. Böse Zungen behaupteten daher, dass Miles Davis mit seiner Trompete schlichtweg auf einem Marcus Miller-Album aufgespielt hätte.

Die musikalische Umsetzung sorgte hingegen in jedem Fall für echte Begeisterung oder große Bestürzung, denn Miles Davis’ gedämpfte Trompeten-Improvisationen versanken in elektronischen Klanglandschaften, in Wolkenklängen des R&B und Funk zwischen Synthesizern, Samplern, Sequenzern und Drum-Maschinen.

´Tutu´ war schlicht eine typische Musikproduktion der Achtzigerjahre über die Jazz-Puristen aufgrund des gebotenen Mainstream-Pop-Jazz die Nase rümpften, aber Miles Davis konnte immer noch Menschen mit einer keinesfalls angestaubten Musik ins Herz treffen. Selbst mit 60 Jahren kreierte er noch Musik, die relevant war.

Aktuell erscheint ´Tutu´ in der “Rhino High Fidelity”-Serie.

Denn auch “Rhino Records” stellen sich nunmehr der Herausforderung, unter “Rhino High Fidelity” eine Premium-Vinyl-Serie anzubieten, die klassische Alben mit einer hochwertigen Verpackung (Hochglanzcover und „Tip-on“-Hüllen) sowie einem hervorragenden Klang (Kevin Gray schneidet die Lacke und “Optimal” presst die 180g-Vinylplatten) in limitierter Auflage an Mann und Frau bringen will.

Dementsprechend wurde auch die auf 5.000 Exemplare limitierte AAA-Auflage von ´Tutu´ durch Kevin Gray von den Original-Stereo-Mastertapes geschnitten – und ihr Klang ist berauschend geworden. 

Als Architekt von ´Tutu´ ist Marcus Miller jederzeit so präsent wie die Synthesizer von Adam Holzman und Jason Miles, Paulinho Da Costas Schlagzeug bei der Hälfte aller Songs und Michael Urbaniaks elektrische Violine in ´Don’t Lose Your Mind´.

Dabei schaut die schwarze Popmusik der Achtzigerjahre durch jedes Fenster herein, die elektronischen Percussions der Achtzigerjahre in Kompositionen wie ´Don’t Lose Your Mind´ oder das Achtzigerjahre-Saxophon in ´Perfect Way´. Doch ´Tutu´ stößt selbst viele Dekaden hernach noch auf großes Interesse, wie Coverversionen des Titeltracks durch George Benson, Al Jarreau oder Cassandra Wilson bezeugen. Es hat im Wandel von Zeit und Musik seinen Geist unbeschadet überstanden.

Es besitzt schließlich herausragende Kompositionen, es hat das spanisch angehauchte und untergrundig werkelnde ´Portia´, das modern im Funkrock groovende und pumpende ´Splatch´, das Reggae-artige ´Don’t Lose Your Mind´ und das perfekte 80s-Cover des Pop-Hits ´Perfect Way´. Es hat das nächtliche ´Tomaas´, benannt nach Produzent Tommy LiPuma, es hat das avant-funkige ´Full Nelson´, benannt nach Nelson Mandela und Prince Rogers Nelson, sowie den unvergesslichen Titelsong ´Tutu´, natürlich benannt nach Erzbischof Desmond Tutu.

´Tutu´ war und ist einfach cool, denn in der nigerianischen Yoruba-Sprache steht das lässige Wort “tutu” rundheraus für „cool“.

https://www.facebook.com/MilesDavis

 

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