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JUTTA HIPP – At The Hickory House, Vol. 1

1956/2024 (Blue Note) - Stil: Jazz

Die deutsche Jazzpianistin Jutta Hipp erhielt Mitte der Fünfzigerjahre als erster europäischer Jazzmusiker einen Plattenvertrag bei “Blue Note Records”.

Anfang der Vierzigerjahre studierte sie noch an der “Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe” in Leipzig, ehe sie eine Dekade später ihre ersten professionellen Auftritte in amerikanischen Soldaten-Clubs hatte.

Jutta Hipp wurde zu „Europe’s first Lady in Jazz“ und siedelte mithilfe des britischen Jazzmusikers bzw. Journalisten Leonard Feather in die Vereinigten Staaten über. 1956 bekam sie ein halbjähriges Engagement im New Yorker Club-Restaurant “Hickory House”. Dabei wurde sie von dem britischen Bassisten Peter Ind und dem amerikanischen Schlagzeuger Ed Thigpen begleitet.

Im selben Jahr trat sie beim “Newport Jazz Festival” auf und nahm für “Blue Note” das im folgenden Jahr veröffentlichte Album ´Jutta Hipp With Zoot Sims´ auf. 1956 erschien allerdings bereits Volume 1 und Volume 2 ihrer von Alfred Lion erstklassig organisierten Live-Trio-Aufnahme ´At The Hickory House´.

Jutta Hipp schlägt in diesem Rahmen leicht schwingende und gefühlvolle Töne an, während sich ihre Rhythmusgruppe zurückhält. Allein sie legt die Stimmung und die Geschwindigkeit fest, wenn das Trio Klassiker wie ´Dear Old Stockholm´ oder ´Billie’s Bounce´ vorträgt.

Jutta kündigt einige Lieder mit ihrem deutschen Akzent an und erhält hinterher sachten Applaus aus den Reihen der Zuhörerschaft. Nach dem freudig schwingenden ´Take Me In Your Arms´ geben sie das sentimentale schwedische Traditionell ´Dear Old Stockholm´ zum Besten. Auch der Bar-Blues ´Billie’s Bounce´ von Charlie Parker gehört zu den Höhepunkten des Abends.

Daneben offeriert die A-Seite noch den aufgeregten Jazz-Standard ´I’ll Remember April´ von Gene de Paul sowie den sehr lebhaften Sixteen-Bar Jazz-Standard ´Lady Bird´ von Tadd Dameron.

Das aus dem Broadway-Musical “Connie’s Hot Chocolates” bekannte und äußerst leichtfüßige ´Ain’t Misbehavin’´ sowie das aus dem Kinofilm “Going Places” geläufige und schwer tanzfreudige ´Jeepers Creepers´ schmücken ebenso wie das temperamentvolle ´Mad About The Boy´ von Noël Coward, der Morgentau-Standard ´These Foolish Things´ und ´The Moon Was Yellow´ die B-Seite.

Dass Jutta Hipp eine besondere und außergewöhnliche Jazzpianistin war, beweist sie einmal mehr mit diesem beinahe privaten Abend im “Hickory House”.

Die aktuelle Wiederveröffentlichung dieser ersten Live-Aufnahme aus dem “Hickory House” kommt in der komplett analogen „Blue Note Classic Vinyl Series“ natürlich auf 180g mit einem audiophilen Master von Kevin Grey und ist somit in allen Belangen reizvoll.

 

https://www.facebook.com/bluenote

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