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KULT KOMPASS September 2024

Hallihallo Freunde,

der nächste Monat ist schon wieder vorbei und wir sind mit einigen Reviews in unserem Kompass am Start – und natürlich mit unserer Monatsherrlichkeit.

Peace!

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

AGENT STEEL – Mad Locust Rising – Live At Hammersmith Odeon
1989/2024 (Dissonance Productions) – Stil: Speed Metal

Eher als Nerd-Release abzutun, werden das Teil als VHS-Tape eventuell einige ältere Semester haben. Andere eventuell ein Bootleg von dem VHS Tape, das 1989 veröffentlicht wurde.  „Dissonance Productions” haben das legendäre VHS-Tape nun in einem schicken Digi und CD/DVD-Kombi offiziell wiederveröffentlicht. Hauptverantwortlich dafür, ENFORCER-Gitarrist Olaf Wikstrand, der die ganze Sache wohl anleierte! Was man hier sieht ist irgendwie schon beeindruckend, wenn man weiß, dass dieses AGENT STEEL Line up erst ein paar Wochen zuvor zusammengefunden hat, und u.a. James Murphy (ex-DEATH, etc…) mit auf diesem kurzen Europatrip war und seine ersten Erfahrungen sammelte. Und genau jener liefert ausgezeichnete Infos in den interessanten Liner Notes.  Die Show selbst, bei der u.a. noch NUCLEAR ASSAULT, ONSLAUGHT und ATOMKRAFT aufspielten, zeigt eine arschtighte Truppe, die ihren messerscharfen Speed Metal mit hohem Einsatz lieferte. Imposant auch der Bühnenaufbau, den man AGENT STEEL zugestand als sogenannter Newcomer damals. Soundlich ist auf CD und DVD alles ok. Kleine Abstriche muss man hinnehmen, immerhin ist der Sound von einem VHS Tape aus dem Jahre 1989 gezogen. Die Bildqualität ist dagegen minimal besser als auf dem Original VHS-Tape. Mit neun Songs ist der Gig nicht wirklich lange, zeigt aber beeindruckend die Stärke der Amis und vor allem, welch geiler Sänger Herr Cyriis mal war. Das Digi ist schön aufgemacht, zu einem recht billigen Tarif abzugreifen und somit sollten Speed Metal-Maniacs und Nostalgiker hier zugreifen.

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler)


ANTIOCH – Antioch VII: Gates Of Obliteration
2024 (Iron Shields Records) – Stil: Heavy Metal

Gefühlt liefern die Kanadier ANTIOCH seit 2019 Schlag auf Schlag ihre Alben ab. Und dabei leidet nicht im Geringsten die Qualität. Auch auf dem fünften Longplayer lässt man sich nicht die Butter vom Brot klauen und liefert metallisch erstklassiges. Dass die Roots bei JUDAS PRIEST und Co. liegen, ist nur schwerlich auszublenden, allerdings neigen die Kanadier nicht dazu, ihre Vorbilder zu kopieren, sondern nehmen diese als Plattform, um ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen. Die acht Tracks variieren und dennoch wirkt das Album in sich kompakt. Steil nach vorne gehende Nummern wie ´Understand´ oder ´Legend Of Tudohm´ sind purer, unverfälschter Metal mit Speedkomponenten. Denkt man bei ´Point Of Entry´ sofort an das gleichnamige JUDAS PRIEST-Album, outet sich der Track als solider Mid-Tempo Banger mit Ohrwurmqualitäten. Das zäh aus den Boxen drängende ´All Gods All Masters´ zeigt wie breit die Band musikalisch aufgestellt ist und sich dabei nicht verheddert. Gesanglich ist das hier und da schon mal diskussionswürdig, gerade wenn diese leicht hysterischen Gesangspassagen einen anspringen. Aber letztendlich passt sogar dies perfekt zu den Kreationen aus dem Hause ANTIOCH, die erneut beweisen, dass sie viel zu unterbewertet gehandelt werden.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/antiochmetal


ANIALATOR – Death Is Calling
2024 (Xtreem Music) – Stil: Thrash Metal

Viel hat sich bei den Texanern seit ihrem letzten Release ´Rise To Supremacy´ nicht getan. Die Drittliga-Thrash Metal Truppe aus Corpus Christi legte mit erwähnter MLP ihr Comeback vor, nachdem man sich 2015 reformierte. ´Death Is Calling´ liefert sieben Songs, die auf eine Art Minimal-Thrash Metal darstellen und ganz tief in der Old School-Kiste verankert sind. So eine Art Mix aus ganz frühen SODOM, KREATOR , VIOLENT FORCE und Co. Der Gesang ist wie schon zuvor, sehr deathig gehalten und man bewegt sich zwischen hyperschnellen und teils Mid-Tempo hackenden Riffs. ´Battlefield Messiah´ und ´Relentless´ sind zwei Tracks, die bei mir hängengeblieben sind, weil man hier variationsreich agiert und man sogar das eine oder andere SLAYER-Riff entdeckt. Ansonsten kloppen die Texaner fröhlich frei und eher wenig eigenständig ihren Thrash Metal in die Atmosphäre. Für Old School-Knüppel-Nerds sicher nicht uninteressant, der Rest kann das Teil eher vernachlässigen.

(6,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/Anialatortx


CHALLENGER – Force Of Nature
2024 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal

Die Slowenen aus Ljubljana legen mit ihrem Debut ´Force Of Nature´ ein feines Scheibchen für die Retrofraktion vor. Das Quartett suhlt sich musikalisch wie soundlich in der Vergangenheit, was jedoch nicht heißt, dass man antiquiert und belanglos klingt. Im Gegenteil. Mit vielen Tempowechseln versehen, arbeitet die Truppe auch immer mal wieder mit epischen Elementen und achtet dabei aber immer auf die Nähe zu griffigen Melodien. Der Gesang ist eher weicher Natur, passt aber gut zu den geschmeidigen Stücken, denen man manchmal wünscht, sie würden hier und da aggressiver klingen. Das Album wirkt äußerst ambitioniert, keine Frage. Über weite Strecken ziehen die Songs alle Aufmerksamkeit auf sich, obwohl man nichts markant Neues bietet. Aber das was man liefert ist eben sehr solide. Dass IRON MAIDEN einen Einfluss hinterlassen haben, ist immer mal wieder zu vernehmen. Die schnelleren Stücke erinnern manchmal an späte SAVAGE GRACE, meiner bescheidenen Meinung nach. Gesanglich überrascht dann Jakob Rejec immer wieder mal mit enorm hohen Screams, wie bei ´Victims Of War´. Sehr schön. Das MAIDEN-lastige ´Sleepless´ zeigt deutlich wo die Stärken der Slowenen liegen. CHALLENGER kann man Fans von ETERNAL CHAMPION bis OMEN ans Herz legen. Und wenn man dann die Scheibe bestellt, kann man auch gleich die 2019 erschienene 4-Track-EP ´Turned To Dust´ mit einsacken, die ergänzt wunderbar dieses Album!

(7,77 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/challengerslo/


SOPHIE CHASSÉE – Attachment Theory
2024 (ROOF Records) – Stil: Singer-Songwriterin

Sophie Chassée ist als Live-Bassistin von ANNENMAYKANTEREIT nicht ganz unbekannt. Doch Sophie Chassée sollte viel mehr als Modern-Fingerstyle-Gitarristin angesehen sein.

Die aus Neuss stammende Singer-Songwriterin legt passenderweise zum Kennenlernen ihr fünftes Studioalbum mit zehn Songs vor. ´Attachment Theory´ ist daher ein erneuter Beweis ihres musikalischen Könnens.

Gezupfte Gitarren á la Ben Howard, Tracy Chapman und Andy McKee, so sagt man, und dazu ein Schuss Pop und Folk-Pop, fertig ist die leidenschaftliche Musiksammlung, zu der sie natürlich ebenfalls vortrefflich singen kann, natürlich gerne über gescheiterte Beziehungen.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/sophiechassee


MAGNUS DAUNER – Portrait In Rhythm
2024 (36Music) – Stil: Jazz

Magnus Dauner ist studierter Jazz-Schlagzeuger. Nebenbei ist er aber auch ein musikalischer Globetrotter. In Südindien studierte er am “Karnataka College of Percussion” die komplexe südindische Rhythmik, in Tanzania an der “Shine Africa Academy” die traditionellen Rhythmen der ostafrikanischen Ngoma und in Istanbul gar die türkische und arabische Trommeltradition.

Rhythmus und Bewegung sind für Magnus Dauner alles. Sein Debütalbum heißt daher auch ´Portrait In Rhythm´ und bietet seine bislang gesammelten musikalischen Erfahrungen auf.

Der Allgäuer Schlagzeuger wird dabei von Andreas Schütz am Klavier, Trompeter Andreas Unterreiner, Bassist Lukas Pamminger und Kilian Sladek am wortlosen Mikrofon unterstützt. Zehn Kompositionen zeugen von dieser spannenden Zusammenkunft.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=61552711340464


THE DOCTORELLA – Mondscheinpsychose, Bordsteinrose
2024 (Bohemian Strawberry) – Stil: Indiepop / Indierock / Indiefolk         

Die Grether-Schwestern Sandra und Kersty gelten in Deutschland als Erfinderinnen des Popfeminismus und spielen zusammen mit Sascha Rohrberg und Daniel Benyamin unter dem Bandnamen THE DOCTORELLA.

Aktuell erscheint ihr drittes Studioalbum ´Mondscheinpsychose, Bordsteinrose´, das in ihrer wilden Mixtur aus Dream Pop, Noise-Rock, Trap-Rock und Glitterschmetter Folk begeistert. Neben verzerrten Gitarren kommen auch Nähmaschinen-Geräusche zum Einsatz.

Thematisch schöpfen sie ihre Lyrik aus eigenen Reflexionen. Natürlich sind ihnen dabei die britischen Post Punk-Bands wie WET LEG und DRY CLEANING nicht ganz unbekannt. Denn THE DOCTORELLA ziehen in ihrem musikalischen Kosmos auch ihre politische und künstlerische Agenda durch.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DoctorellaBande


GAS WASSER INDIEPOP – 15 Zoll Maul
2024 (Broken Silence Records) – Stil: Indie / Punk / Wave

GAS WASSER INDIEPOP und nicht GAS WASSER SCHEISSE sind Jochen Gäde aka Jott.Gäde (Gesang, Gitarre, KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN), JoyBoy (Gitarren, Keyboards, Gesang), Ufo (Bass) und Kocky (Schlagzeug).

Gemeinsam spielen sie eine Mischung aus Oldschool-Punk, Pop, Indie sowie Elektro und erzählen Geschichten über den Tod und das Leben, Tiere und Idole, Depressionen und natürlich Sex.

Das Besondere an GAS WASSER INDIEPOP ist ihr ausgelegter Keyboard-/Elektro-Teppich sowie einige eingestreute Spoken Word-Balladen. Also nichts für schlaffe Keks-Esser.

(Michael Haifl)


ROBERT GORDON / LINK WRAY AND THE WILD CATS – Live At Rockpalast 1978
2024 (MiG Music) – Stil: Rockabilly, Rock’n’Roll

Der US-amerikanische Sänger Robert Gordon prägte in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren den Neo-Rockabilly. Der US-amerikanische Gitarrist „Link“ Wray wurde mit seiner Band Link Wray & His Wray Men und dem Instrumentalstück ´Rumble´ weltberühmt.

In seinen späten Jahren ging er mit Robert Gordon auf Tour und nahm sogar Alben im Retro-Rockabilly-Stil mit ihm auf. Gemeinsam waren sie somit für puren Rock’n’Roll bekannt.

Davon konnte sich auch das deutsche Publikum ein Bild machen, als sie am 8. Juni 1978 im Kölner WDR “Studio L” auftraten. Sänger Robert Gordon pflegte dabei zumindest musikalisch Elvis nachzueifern. Für das musikalische Feuer auf der Bühne sorgte allerdings Link Wray. Dennoch schlug das Feuer an diesem Abend nicht so ganz auf das Publikum über.

(Michael Haifl)


HASA – 1st ALLbum
2024 (36Music) – Stil: Pop / Disco / Schwäbische Mundart

Der Sänger/Gitarrist Heiner Reiff ist einerseits mit zwei Ur-Mitgliedern von der Band SCHWOIßFUAß bei MANDALA MOVIE aktiv und andererseits der „Heinrich“ des Comedy-Duos “Ernst und Heinrich”.

Jetzt bringt er mit seiner neuen Band HASA seine Liebe für die Musik der 70er, etwa STEELY DAN, PINK FLOYD oder GRATEFUL DEAD, mit seiner Vorliebe zum Schwäbischen zusammen.

HASA spielen also in der Gegenwart den Sound der Siebzigerjahre mit Jazz, Rock, Blues, Reggae sowie Funk und singen auf Schwäbisch. Diese schwäbisch-psychedelischen Klangwelten setzt Heiner Reiff mit Sängerin und Naughtylus-Spielerin Caro Saia (WOLFTALE), Keyboarder Ralf Schuon (GRACETWON), Schlagzeuger Daniel Jakobi (TONBIOTOP) und Ellen Reinhardt (HORNFLAKES) um. Chapeau.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/HASA.BAND


HERIOT – Devoured By The Mouth Of Hell
2024 (Century Media/Sony) – Stil: Metalcore

In ihrem Heimatland England typischerweise bereits mit ihren drei EPs in den entsprechenden Postillen abgefeiert, präsentieren HERIOT nunmehr endlich ihr Debütalbum.

´Devoured By The Mouth Of Hell´ heißt es und brettert über zehn Songs lang seinen anfangs verwunderlichen Mix herunter.

Für das notwendige Keifen und Growlen kommen Debbie Gough und Jake Packer an das Mikrofon, um die scheinbar zwischen Death Metal und Black Metal changierenden Stücke zu verzieren, doch Industrial und Doom gehören ebenso zu den Elementen, in denen HERIOT ihr Revier abstecken.

So ist es schließlich das Gesamtbild, das den Hörer in den Bann ziehen wird oder nicht.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/heriotmetal


MARIA MASUR – Postcard Picture
2024 (DMG) – Stil: Pop

´Postcard Picture´, das zweite Album nach ´Jetzt & Heute´ von Maria Masur, entfernt sich mehr als zuvor vom Jazz in Richtung Pop.

Zusammen mit Daniel Weiß am Klavier und Brian Thiel am Bass sowie bisweilen Schlagzeuger Christoph Hoffmann singt sie Geschichten aus ihrem Leben oder über Themen, die sie bewegen.

´Borders´ ist ihr Aufruf zu mehr Menschlichkeit, während sie in ´Final Call´ und ´Bad Habit´ auf eine gewisse Selbstreflexion zählt. Dagegen ist ´Standby For Reality´ der Aufruf, das eigene Leben zu feiern.

´Dutch Memories´ kommt mit Einflüssen des Jazz, ´Fear Of Missing Out´ eher als Blues daher. Recht frühzeitig packt sie sogar den Johnny Nash-Klassiker ´I Can See Clearly Now´ aus. Respekt.

(Michael Haifl)


LEA MORRIS – Ordinary Magic
2024 (Big Bee Records) – Stil: Folk, Blues, Soul

Sängerin Lea Morris hat sich ganz dem Folk und Blues, dem Soul und Americana verschrieben.

Doch trotz einem Dutzend an Mitmusikern, etwa Jens Kommnick, werden die dreizehn Songs von ihrer warmen Stimme getragen.

Dass sie alles zusammenhalten kann, beweist sie auch im Leben abseits als Chorleiterin und Label-Chefin von “Big Bee Records”.

40 Minuten lang kann sich der Hörer den gefühlvollen Klängen hingeben. In der Ruhe scheint scheinbar auch hier die Kraft für weitere Taten zu liegen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ThisisLEA/


FILIPPA NÄSSIL – American Diaries
2024 (Despotz Records) – Stil: Blues/Rock

Die THUNDERMOTHER Gründerin und Gitarristin FILIPPA NÄSSIL hat tatsächlich ein Soloalbum vorgelegt. Nach mehreren Durchgängen stellt man sich jedoch die Frage „Warum“? Angeblich wurden die Songs während der 2022er US-Tour mit den SCORPIONS und WHITESNAKE geschrieben und stellen somit eine Art Tagebuch des von NÄSSIL erlebten dar. Somit ist der Albumtitel ´American Diaries´ schlüssig. Madame bietet neben in Englisch gesungenen Tracks auch Songs in ihrer Heimatsprache. Das alles ändert nix an der Tatsache, dass das Album pure Langeweile versprüht. Alles plätschert dahin, man wartet immer auf einen zündenden Funken, der jedoch nie kommt. Der Rock Blues-Mix lahmt an allen Enden. Damit kann man in einer Vorstadtkneipe die üblichen Stammtrinker vielleicht bespaßen, aber einem Rockfan geben diese belanglosen Stücke nichts. Mucke, die man unaufdringlich als Hintergrundberieselung im Fahrstuhl nutzen kann. Für mehr ist das nicht zu gebrauchen, so leid es mir tut, da ich ihre musikalische Kompetenz bei THUNDERMOTHER schon sehr schätze. Das nennt man dann mal Rohstoffverschwendung, bei allem Herzblut, das man hier eingebracht hat.

(4 Punkte – Jürgen Tschamler)


NEOCRACY – Who To Blame?
2024 (Independent) – Stil: Rock / Alternative

´Who To Blame?´ haben die aus dem Harz stammenden NEOCRACY ihr zweites Album genannt. Neun Songs lang präsentieren sie ihren natürlich auf Englisch gesungenen Alternative Rock, mal von Franziska Stolzes Stimme vorgetragen, mal von Tim Panneks Growls beglückt.

Überhaupt nicht besonnen sind Stücke wie ´Oblivion´ oder ´Patience´, während andere entweder kraftvoll oder impulsiv dargeboten werden. Die Kompositionen an sich werden niemals langweilig, da sie doch mit den unterschiedlichsten Versatzstücken interessant gehalten werden. Daher muss auch nicht gleich das vielerorts abschreckende Wort progressiv in den Mund genommen werden, wenn eine Band wie NEOCRACY ihre Lieder interessant und abwechslungsreich ausarbeitet.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Neocracy2021/


THE RUNAWAYS – We`ll Love You Till It Hurts
2013/2024 (Fowley Records & Filmworks) – Stil: Hard Rock/Heavy Metal

Für THE RUNAWAYS Fans ein grandioser Release. Beziehungsweise, ein übergeiler Bootleg, den man als THE RUNAWAYS-Fan eigentlich nicht übergehen kann. Aufgenommen wurde die Show am 5. Juni 1977 in Koseinenkin Kaikan, Tokyo und war 2013 Bestandteil einer 4-CD Bootleg Box mit dem Titel ´Queens Of Noise In Japan´. Die beiden anderen CDs in erwähnter Box enthalten einen weiteren Gig, einen Tag später, in der gleichen Location und der gleichen Setlist. Die Box findet man kaum und wenn, eigentlich unbezahlbar, weil darin noch einige geile Gimmicks dazu gepackt wurden. So war das nun ein cleverer Schachzug, eine der beiden Shows als schlichte Do-CD zu veröffentlichen. Aufmachung: 4-Seitiges schlichtes Booklet, gibt nicht viel her außer ein paar Fotos, leider. Soundlich ist das Teil dann aber ein anderes Kaliber. Soundboard Aufnahme, 26 Songs! Das Teil bläst das schon gute offizielle Livealbum der Band ´Live In Japan´ komplett weg! Die Ansagen von Currie zwischen einigen der Songs zeigen eine deutliche Fuck you-Attitüde. Die Band spielt so etwas von tight bzw. heavy, gerade was die Gitarren betrifft, dass fast schon Schnappatmung auftritt. Man höre u.a. das Killer-Gitarrensoli von LITA FORD! Man bedenke das Jahr, 1977, und wie alt die Ladies damals waren! ´I Wanna Be Where The Boys Are´ oder ´Neon Angels On The Road To Ruin´ knallen richtig rein. Schon der Opener ´Queens Of Noise´ groovt mächtig fett und zeigt die unglaubliche Heavyness der Mädels! Kurzum, das Ding braucht man.

(ohne Wertung – Kultfaktor allerdings 10 Punkte! – Jürgen Tschamler)


SAINT – Immortalizer
2024 (Armor Records) – Stil: Heavy Metal

SAINT aus Oregon sind der christlichen Metalszene zuzuordnen und treiben schon seit den frühen Achtzigern mit Unterbrechungen ihr Unwesen. ´Immortalizer´ ist, wenn ich richtig gezählt habe, das dreizehnte Album der Amis. Ein paar stehen hier rum, die nicht wirklich oft gehört wurden. Grundsätzlich hat sich am Stil der Amis wenig geändert. Klang man in den Achtzigern eben so wie man in den Achtzigern klang, hat man sich im neuen Jahrtausend den etwas zeitgeistlichen Dingen angepasst. Die Produktion ist dezent moderner, die Songs leicht druckvoller, aber nur wenig abgerückt vom Original Stil. Sprich US-Heavy Metal mit leichten Kanten, wobei auf dem neuen Album allerdings einige Nummern sind, die recht nachhaltig klingen. Da wären ´Into The King´, ´Blood Of Good´, ´Eyes Of Fire´ oder ´Salt In The Wound´. Das Album bekommt mit jedem Durchgang mehr Tiefgang und ist letztendlich eine positive Überraschung in der langen Diskografie der Amis, gerade weil man sich bemüht hat, auf griffige Melodien und starkes Riffing zu achten, das etwas eingängiger daherkommt. Sehr solides US-Heavy Metal-Album, das mich doch positiv überrascht hat.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/saintband


SKARLETT RIOT – Caelestia
2024 (Despotz Records) – Stil: Modern Metal

Auch auf ihrem vierten Album bleiben sich die Briten um Frontfrau Skarlett musikalisch treu und liefern modernen Power Metal mit all seinen Facetten, die Old School-Nerds wahrscheinlich verzweifeln lassen. Aber das ist deren Schuld, zumal die Briten immer wieder auf klassische Riffs setzen, in einem allerdings modernen Soundgewand. Auch der Wechsel zwischen Growls und Klargesang ist ja vielen Old Schoolern ein Dorn im Auge. Allerdings sind diese Wechsel nicht sonderlich ausgeprägt auf dem Album zu finden.  Und wenn, dann wird der Härtefaktor etwas nach oben geschraubt. Ein gutes Beispiel ist dafür ´Spiralling´. Man variiert in Sachen Tempo, was der Monotonie vorbeugt. Gute Melodieansätze finden sich zudem in allen Songs. Ein absolut geiler Track ist ´Run´, der zwischen spannendem Aufbau und teils brachialen Passagen absolut überzeugt. Skarletts Gesang ist nicht das typische Trullagesülze, sondern wirkt eher natürlich. ´Caelestia´ ist ein gutes Modern Metal-Album mit nicht wenigen thrashig-old-schooligen Riffs. Die eingängigen Melodien runden das Album sauber ab. Unterschätze Youngsters.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/skarlettriotuk


THOMAS STIEGER – Choices
2024 (Leopard) – Stil: Modern Jazz / Fusion

Der Berliner Thomas Stieger ist ein gefragter Sideman und Studiomusiker. Nach über 100 Aufnahmen mit anderen Künstlern und zwei Alben mit seiner Prog-Fusion-Jazz-Gruppe MARRIAGE MATERIAL hat sich der Bassist und Komponist endlich an sein Solo-Debütalbum gewagt.

Bei ´Choices´ kann er sich auch in einer großen stilistischen Vielfalt ausleben. Er fährt melodische Groove-Songs wie ´Noemi´s Song´ oder Elektro-Dance-Songs wie ´Night Ride´ auf, hat afrikanisch angehauchte Stücke wie ´Chez Aly´ oder schwer atmosphärische Stücke wie ´Lavender Skies´ anzubieten. Er hat auch eine Ballade namens ´Resistance´ und das wunderschöne, von Sänger Alma Naidu gesungene ´Ocean´ in seinem Programm. Dazu kommen Gast-Stars wie Trompeter Randy Brecker, Bassist Tim Lefebvre, Schlagzeuger Wolfgang Haffner sowie Keyboarder Simon Oslender. Dieses Debüt von Thomas Stieger ist mehr als außergewöhnlich.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ThomasStiegerOfficial


TURBOKILL – Champion
2024 (SPV) – Stil: Heavy-/Power Metal

Mit ´Champion´ legt TURBOKILL, die Band um ex-ALPHA TIGER-Sänger Stephan Dietrich, seinen zweiten Longplayer vor. War man auf dem Vorgänger noch deutlich amerikanischer geprägt, legt man den Focus bei ´Champion´ jetzt mehr auf europäischen Heavy bzw. Power Metal.  Und somit agieren sie im Windschatten der einstigen Größe HELLOWEEN und auch GAMMA RAY und Co. Nicht dass man überrascht wird, dazu wirkt vieles gut vertraut, aber die Pluspunkte liegen in den Details. Da wären echt feurige Gitarren mit mächtig Biss und natürlich der großartige Gesang von Dietrich, der das musikalisch Gebotene souverän abrundet. Während die Gitarren sauber krachen und immer mal wieder amerikanisches Feeling aufkommen lassen, holen einen die europäisch geprägten Refrains mit diesem leicht schmierigen mehrstimmigen Gesang wieder runter. Das funzt zwar zusammen solide, aber diese HELLOWEEN-artigen Refrains nehmen schon Druck aus den nach vorne walzenden Stücken. Wenn dies weniger der Fall ist, wie bei ´Time To Wake´, dann springt das Metalherz im Dreieck. Trotz dieser nicht wirklich wichtigen Kritik ist ´Champion´ ein überzeugendes Album, das in seiner Gesamtheit den Heavy Metal im Jahre 2024 sauber repräsentiert. Fans, die ihren Metal mit einer dezenten HELLOWEEN-Note (weit zurück in die Vergangenheit) mögen, kommen an dieses Album eigentlich nicht vorbei.

(7,77 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/TURBOKILLBand/

 

 

Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

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