BLOOD INCANTATION – Absolute Elsewhere
2024 (Century Media) - Stil: Death Metal/Progressive Metal/Psychedelic/Ambient/Kraut Rock
BLOOD INCANTATION waren von Beginn ihre Karriere an in gewisser Weise Mavericks, und sie erweckten dabei auch nie den Eindruck, dass Death Metal für sie das A und O ihrer Musik sein würde. Schon auf ihrem Debütalbum ´Starspawn´ von 2016 hatten sie ihre Widescreen-Vision an Sounds angedeutet, das Colorado-Quartett war komplex, intellektuell und kosmisch zugleich, und es war schwierig, sie auf den Punkt genau zu beschreiben.
Mit ´Hidden History Of The Human Race´ führten sie ihre brutalen, psychedelischen und vom Progressive Rock inspirierten Genüsse noch tiefer in Neuland, und sie integrierten bereits erstmals Ambient-Abschnitte in ihren ansonsten vor allem an MORBID ANGEL angelehnten, technischen Death Metal.
´Timewave Zero´ war dann 2022 ein reines Ambient-Projekt, und mit der ein Jahr später folgenden ´Luminescent Bridge´ EP begann sich der Nebel schließlich langsam zu lichten und zeigte die Harmonisierung beider Klanglandschaften in einer genreübergreifenden Veröffentlichung, die als spiritueller Auftakt zu ´Absolute Elsewhere´ dienen sollte.
´Absolute Elsewhere´ besteht nun aus den beiden mehr als 20-minütigen Titeln ´The Stargate´ und ´The Message´, die in drei Tablets pro Stück unterteilt sind und insgesamt 43 Minuten andauern, und BLOOD INCANTATION haben sich damit eine Welt geschaffen, in der extremer Metal nur einer von vielen wichtigen Fäden in einem kaleidoskopischen Wandteppich geworden ist.
Die schiere Menge an Einflüssen ist jedenfalls überwältigend, seien es die SLAYERischen Thrash-Parts, die den letzten Abschnitt des Albums eröffnen, die orientalischen Riffing-Segmente von ´The Message (Tablet III)´ oder die zahlreichen Kraut Rock-Passagen und Black Metal-Tremolo-Attacken.
´Absolute Elsewhere´ weigert sich jedenfalls vehement, in leicht verdaulichen Stücken verzehrt zu werden, und BLOOD INCANTATION haben sich vor allem den kühnen Geist des Progressive Rock der späten 60er und frühen 70er zunutze gemacht und ihn auf ihre eigenen exzentrischen, zeitweise viszeralen Ideen angewendet.
Jeder Übergang ist nahtlos, jeder stilistische Wechsel hat Sinn, und die Lawine an Verzierungen – von wehmütiger Flöte bis hin zu hektischen Bongos – bringt noch mehr lysergische Farbe in das ohnehin schon prächtige Klangparadies.
Dabei trägt jedes Element zum majestätischen Glanz des Gesamtsounds bei, und BLOOD INCANTATION sind hörbar begeistert von ihrem eigenen kreativen Wahnsinn und reiten voran auf ihren Wellen der Inspiration zu weiteren unbekannten Zielen.
(9,5 Punkte)
https://www.facebook.com/@BloodIncantationOfficial
Pic: Julian Weigand