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LINKIN PARK – Meteora – One-Step Vinyl

2003/2024 (Warner Records) - Stil: Nu Metal/Alternative Metal

Das Debütalbum von LINKIN PARK verkaufte sich allein im Jahr 2000 über 4,8 Millionen Mal. Die US-Amerikaner wurden bei den Grammy Awards zum besten neuen Künstler auserkoren. Ihre Songs ´Crawling´, ´One Step Closer´ und ´In The End´ waren aus den Airplay-Listen nicht mehr wegzudenken und tauchten in Kinofilmen sowie in Filmmusik auf, etwa ´Pushing Me Away´ im Soundtrack von „Valentine“. Daher wurde die Zeit, in der auf die Veröffentlichung von LINKIN PARKs Zweitwerk hingefiebert wurde, immer unerträglicher.

Dabei war die Gruppe unentwegt mit Tourneen durch die Vereinigten Staaten beschäftigt und musste neues Songmaterial im Tourbus komponieren. Der künstlerische Druck stieg. Für ihr Debüt hatten sie ein halbes Jahrzehnt Zeit gehabt, für den Nachfolger immerhin noch ein gutes Jahr mit Produzent Don Gilmore in den “NRG Studios”, CA, und den “Soundtrack Studios”, NY, sowie in Mike Shinodas Haus.

´Meteora´, von griechisch-orthodoxen Klöstern auf hohen Sandsteinfelsen entliehen, rauschte Ende März 2003 in den USA mühelos auf Platz 1 der Charts, wanderte in der ersten Woche mehr als 800.000 Mal über die Ladentheke, überschritt in der nachfolgenden Woche die Millionenmarke und nach sechs Monaten die Drei-Millionenmarke.

Denn wieder belagerten die Singles ´Somewhere I Belong´, ´Breaking The Habit´, ´Faint´, ´From The Inside´ sowie ´Numb´ die Airplay-Listen und nach einer Tournee mit METALLICA brachen sie zu Beginn des Jahres 2004 zu ihrer “Meteora World Tour” auf.

Letztlich wurde ´Meteora´ mit 8-fach Platin ausgezeichnet und landete mit 16 Millionen verkauften Einheiten auf Platz acht der meistverkauften Alben des 21. Jahrhunderts.

Aktuell werden die ersten drei Studioalben von LINKIN PARK als One-Step-Vinylplatten veröffentlicht. ´Hybrid Theory´, ´Meteora´ und ´Minutes To Midnight´ sind jeweils auf 3.000 Exemplare limitiert.

Da sich das One-Step-Vinyl als ultimative Vinylpressung rühmt, wird es äußerst hochpreisig in einem Schuber angeboten. Die LP von ´Meteora´ selbst befindet sich in einem Gatefold, in einer „Old Style“-Tip-On-Hülle mit Original-Artwork.

Diese traditionell erstklassige Aufmachung der One-Step-Vinylplatten muss sich im Falle von ´Meteora´ bei der Herstellung des Vinyls mit einer digitalen Quelle, mit 192/24 Wave-Dateien vom Original-Mastertape begnügen.

Denn ´Meteora´ wurde im digitalen Bereich aufgenommen und über eine analoge elektronische Kette auf Band gemischt, um diese Masterbänder dann in 192/24 Dateien zu übertragen, die nunmehr als Audioquelle für die One-Step-Pressung dienen.

Gleichwohl wird ´Meteora´ in der One-Step-Version jeden audiophilen Musikhörer mit einem vollen und klaren Vinylklang aufgrund seines “Neotech 180g Vinyl”, einem Super-Vinyl, überzeugen.

Allein Musikliebhaber, die einen weiteren Schritt in echter musikalischer Fortentwicklung erwartet hatten, können von ´Meteora´ enttäuscht werden. Klingt ´Somewhere I Belong´ nach ´In The End´ vom Vorgänger, ´Numb´ ähnlich wie ´Crawling´ oder ´Don’t Stay´ wie ´One Step Closer´? Zu viele Gemeinsamkeiten würden auf eine Reproduktion schließen lassen.

Obwohl LINKIN PARK diesen Schritt nach vorne im Sinn hatten, kann ´Meteora´ schlichtweg als perfekte Fortsetzung von ´Hybrid Theory´ angesehen werden. Die für gewöhnlich nicht vollständige Ausgereiftheit eines Klassiker-Debüts perfektionieren LINKIN PARK mit dem Nachfolger. Sie perfektionieren ihren Sound und ihre Kompositionskunst.

Erneut wird die depressive Welt der Nullerjahre mit Wut und Trauer um weitere deprimierende Erfahrungen und Emotionen bereichert. Eine ganze Generation schreit um Hilfe, schreit zur Vertreibung ihrer Dämonen, und die wenigen Kunststudenten von LINKIN PARK stehen an vorderster Front.

Die klassische Bandkomposition ´Don’t Stay´ eröffnet das Werk, mit kurzer Scratch-Einlage und Chester Benningtons Gesang. Der Song, der den Arbeitstitel ´Sick´ trug, ist einer von vielen, die auf die zerstörerische Art und Weise ihres alten Labels anspielen (“Forget our memories, forget our possibilities. Take all your faithlessness with you. Just give me myself back and don’t stay.”).

Denn angesichts des eigenen Lebensschmerzes und der täglich neuerlich aufkommenden Wut können sich viele Menschen in Liedern wie ´Somewhere I Belong´ wiederfinden. Der Wechselgesang von Mike Shinoda und Chester Bennington verstärkt solche verbindenden Emotionen umso mehr (“I wanna let go of the pain I’ve held so long. Erase all the pain ’til it’s gone.”).

Die Härte des Metal kombinieren LINKIN PARK in dem im Nachtbus geschriebenen ´Lying From You´, über erfundene Lügengeschichten, die andere wütend machen sollen, mit tanzbaren Hip-Hop-Elementen samt einem Wutausbruch (“Like this, this isn’t what I wanted to be. I never thought that what I said would have you runnin’ from me.”). Die Seele aus dem Leib schreit sich Chester Bennington beinahe in ´Hit The Floor´ (“One minute, you’re on top. The next you’re not, missed your shot.”), während ansonsten der Wechsel zwischen Mike Shinoda und Chester Bennington variabel bleibt.

´Faint´ geht indes leicht erregter vor, hat ein vertrackteres Schlagzeugspiel und zum Höhepunkt harscheren Gesang (“Time won’t heal this damage anymore. Don’t turn your back on me, I won’t be ignored.”). Die typische Bandkomposition ´Figure.09´ wird ebenfalls erst durch die ungestümen Schreie von Chester Bennington in der Bridge (“Gimme my space back, you gotta just (Go). Everything comes down to memories of (You).”) so richtig heiß.

Mit einer äußerst mehrheitsfähigen Melodie wartet erstaunlicherweise ´Easier To Run´ auf. Der Himmelsstürmer ´Breaking The Habit´ wird sodann ausnahmsweise von einem elektronischen Beat anstatt glühender Gitarren in die Höhe gezogen und thematisiert die Drogensucht eines Freundes. Mit japanischer Bambusflöte entwickelt sich das dadurch vom Rest abhebende ´Nobody’s Listening´ aus dem Hip-Hop-Beat heraus (“Call to you so clearly. But you don’t want to hear me. Told you everything loud and clear. But nobody’s listening”). Wieder klassische Bandschule mit Wechselgesang und harten Gitarren ist das schon im Tourbus komponierte ´From The Inside´.

Kurz vor dem Abschluss ertönt gleichsam bei diesem Album ein Instrumental namens ´Session´, das seither oft als Opener eigener Live-Show genutzt wird. Die letzte Hymne heißt bei dieser Gelegenheit ´Numb´ und wird unsterblich bis in alle Ewigkeit glühen (“I’ve become so numb, I can’t feel you there, become so tired, so much more aware. I’m becoming this, all I want to do, Is be more like me and be less like you.”).

Kleiner Bruder, kleiner Klassiker.

 

 

Chester Bennington – Gesang
Rob Bourdon – Schlagzeug, Hintergrundgesang
Brad Delson – Gitarre, Hintergrundgesang
Dave “Phoenix” Farrell – Bass, Hintergrundgesang
Joe Hahn – Plattenspieler, Samples, Hintergrundgesang,
Mike Shinoda – Co-Lead- und Rap-Gesang, Keyboards, Piano, Samples, Rhythmusgitarre

 

https://www.facebook.com/linkinpark

 

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