THURSTON MOORE – Flow Critical Lucidity

Ruhe gehörte wohl noch nie zu Thurston Moores Agenda. Seit der Auflösung von SONIC YOUTH 2011 hat der scheinbar zeitlose und unermüdliche Frontmann und Gitarrist kaum ein paar Monate vergehen lassen, ohne dass sein Name auf einem Album, einer Single oder im Zusammenhang mit irgendeiner Kooperation aufgetaucht wäre.

Auf ´Flow Critical Lucidity´ fasst Moore nun all die musikalischen Ausflüge und Experimente der vergangenen Jahre in eine konzentrierte und hypnotische Reihe von Songs zusammen.

Ein Großteil der Songs aus Moores neuntem Solowerk wurden auf dem europäischen Festland und im Vereinigten Königreich geschrieben bzw. arrangiert, und es finden sich auch viele lyrische Anspielungen, die von der Natur, luziden Träumen und modernem Tanz inspiriert sind.

Das Album wurde in der Schweiz arrangiert und 2022 in den „Total Refreshment Studios“ in London aufgenommen, während es ein Jahr darauf in den Londoner „Hermitage Studios“ von Margo Broom abgemischt wurde.

Auf dem Albumcover ist der „Samurai Walkman“ des Künstlers Jamie Nares zu sehen, ein Helm mit Stimmgabeln, und Nares ist ein lebenslanger Freund von Moore aus seiner New Yorker No Wave-Zeit, wo die beiden oft in den Bereichen Kunst und Musik zusammengearbeitet hatten.

Dabei kratzen sich Moores avantgardistische Neigungen 2024 in fast jedem Stück an die Oberfläche, wie auch mit den scharfkantigen Bässen der ansonsten hinreißenden psychedelischen Prozession im finalen Song ´The Diver´, was dem Ganzen ein ungemeines Unbehagen verleiht.

Beim epischen ´We Get High´ schiebt er den Drehknopf dann in Richtung von etwas Dramatischem, mit eindringlichem Glockenspiel, sirenenartigen Gitarren, rauem Gesang und einer Unmenge an Hall.

´Rewilding´ hingegen besticht durch das pulsierende, eindringliche Schlagzeug, gepaart mit einer einfachen Moll-Melodie und einer endlosen Rifflinie, wodurch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit entsteht, während Moore über Themen der natürlichen Erneuerung nachdenkt.

Das gesamte Album wirkt jedenfalls entstanden wie aus einem Traumraum, in dem man auf dem Rücken liegt und den Himmel auf sich herabsinken lässt. Es ist perfekt für den Herbstwechsel geeignet, mit einigen goldenen Strahlen im purpurblauen Himmel. Der Meister ist nach wie vor top in Form!

(8,5 Punkte)

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Pic: Vera Marmelo